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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 8
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Wegeli, Rudolf: Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0234

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218

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen
Von Rudolf Wegeli, II. Assistenten am Schweizerischen Landesmuseum.
(i. Fortsetzung.)
Die Ingelredgruppe.


ierher gehören die mit IN-
GEL . . . beginnenden
Inschriften des 11.—12.
Jahrhunderts. Nach der
Behauptung von Lo-
range42) sind sie zahl-
reicher als die Ullberht-
schwerter; doch führt er
davon nur zwei Beispiele
an. Wir fügen zwei weitere hinzu, von denen das
eine namentlich in kulturgeschichtlicher Beziehung
von hervorragender Wichtigkeit ist. Im Zusammen-
hänge mit diesen vier Inschriften werden einige
andere behandelt, wobei Ornament und Technik
für die Gruppierung massgebend sind.

Umfang und Gewicht ziemlich bedeutend.

Die

INGiUlS


L L iE. t

Fig 4.


Dg. 5.
Allen gemeinsam ist die Schwertform. Diese
macht im 10.—11. Jahrhundert eine entschiedene
Wandlung durch, welche sich hauptsächlich auf
die Gestaltung des Griffes bezieht. Der bei dem
karolingischen Schwerte aus verschiedenen Teilen
zusammengesetzte Knauf erscheint jetzt nur aus
einem Stücke geschmiedet und erhält eine Form,
die man hut-, pilz- oder linsenförmig nennen kann,
je nachdem die untere Profillinie gerade oder
konvex gebogen ist. Sein ITauptzweck ist, ein
Gegengewicht gegen die Klinge zu bilden, erst in
zweiter Linie dient er der Faust zur Stütze, um
zu verhindern, dass das Schwert beim Hieb der
führenden Hand entgleitet. Infolgedessen sind

scheibenförmig-runde Knaufform kommt erst im
12. Jahrhundert vor. Bis zum 10. Jahrhundert befand
sich an der Übergangsstelle der Klinge zur Angel
eine schmale, rechteckige Scheibe, welche auf beiden
Seiten nur wenig über die Klinge hinausragte. Hier-
aus entwickelten sich die Parierstangen, die ge-
wöhnlich quadratischen, selten kreisrunden Quer-
schnitt besitzen und in der Regel senkrecht zur
Klinge stehen. Der Klinge zugeneigte Parierstangen
sind in dieser Periode sehr selten. Diese Ent-
wickelung war wohl mit der zweiten Hälfte des
11. Jahrhunderts abgeschlossen.43) Boeheim schreibt
sie orientalischem Einflüsse zu und bringt sie direkt
mit den ersten Kreuzzügen in Zusammenhang.44)
Er widerlegt sich indessen selbst; denn die auf
der nämlichen Seite abgebildeten Schwer-
ter aus dem II. Jahrhundert zeigen
schon ausgebildete Parierstangen. (Vgl.
Fig. 269 und 270b.)
- Die wichtigste Inschrift, nach wel-
J eher die ganze Gruppe benannt ist,
wurde schon auf Seite 183 erwähnt.
Das in Fig. 4 wiedergegebene Schwert
wurde im Isac, einem Nebenflüsse der
Vilaine, gefunden und ist gegenwärtig
im Museum zu Nantes auf bewahrt.45)
Der Name Ingelred befindet sich im
Hohlschliff der einen Klingenseite. Auf
der anderen steht Fit = fecit nach
mittelalterlichem Sprachgebrauch. Wie
schon bei der Betrachtung der Ulfberht-
schwerter bemerkt wurde, liefert die
Inschrift den Schlüssel für die Be-
deutung dieser in die mittelalterlichen
Klingen eingelegten Namen.
Nahe verwandt46) ist ein bei Upsala
gefundenes ■ Schwert im historischen Museum in
Stockholm. (Fig. 5.) Dasselbe zeigt neben dem
nicht mehr mit Sicherheit zu deutenden Namen
INGEL . API . ein in hohem Grade charakteristi-
sches Ornament. Das liegende Andreaskreuz mit
keulenförmig' verstärkten Armen in der Mitte ist von

43) Dass gelegentlich Abweichungen in der Form Vor-
kommen, braucht nicht besonders gesagt zu werden. So be-
sitzt das bayerische Nationalmuseum in München ein Schweit
aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, dessen Knauf
aus fünf Wülsten zusammengesetzt ist. Die vollständig aus-
gebildeten Parierstangen sind leicht der Klinge zugeneigt. —
Gefl. Mitteilung von Herrn Regierungsrat Dr. W. Rose in Berlin.
44) Boeheim, a. a. O., Seite 237.
4'>) Lorange, a. a. O., Seite 15.
4ß) Lorange, a. a. O., Seite 16.

42) Lorange, a. a. O., Seite 15.
 
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