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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Wegeli, Rudolf: Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0235

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8. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

219

zwei E flankiert. An diese schliessen sichje drei kleine
Keile an, und aussen steht jederseits ein O. Eigen-
tümlich ist die anagrammatische Anordnung und die
Vermischung von Buchstabe und Ornament. Letzteres
ist auch bei verschiedenen anderen Inschriften zu
beobachten, und es ist schwierig zu entscheiden,
ob hier nicht den Buchstaben rein ornamentaler
Charakter beizumessen sei. Ein auffallendes Beispiel
hierfür ist das dem Cid zugeschriebene Schwert in
der Armeria Real in Madrid, das in anderem Zu-
sammenhänge besprochen wird.
Von ähnlicher Ornamentik ist ein Schwert im
Märkischen Provinzialmuseum in Berlin (IV, 2183).
Es ist ein aus dem 11.-—12. Jahrhundert stammen-
des Fundstück aus Alt-Ruppin von gleicher Form
wie die angeführten Typen (Fig. 6).


Fig. 6.

Der Ingelred-Inschrift in Nantes nähern sich
ein Schwert im Musee de St. Omer (Nr. 1504)47)
und ein solches im historischen Museum in Dresden.48)
Bei beiden Inschriften ist der Name gleichlautend;
aber während auf dem Schwerte von St. Omer
sich auf der Rückseite ornamentale Verzierungen,


Fig. 7.

mit Buchstaben vermischt, befinden, sind auf dem
Dresdener Schwerte mit Sicherheit die Worte
HOMODEI zu lesen. Dadurch erhält das Schwert
eine direkte Beziehung zur Zeitgeschichte. Homines j
Dei, Gottesstreiter, wurden die Teilnehmer an den
Kreuzzügen genannt.49) Die Inschrift ist auf beiden
Klingenseiten in gleicher Technik ausgeführt; doch
ist der Schriftcharakter total verschieden. Der
Waffenschmied hat seinen Namen in der grossen,
selbstgefälligen Manier verewigt, die wir schon von
den Ulfberhtschwertern her kennen. Das auf Be-
stellung gearbeitete Homo Dei, das die Beziehung
zum Träger der Waffe ausdrückt, ist kleiner und
die Buchstaben sind kräftiger, sicherer (Fig. 7).
Zwei andere Schwerter im historischen Museum
in Dresden zeigen ausser spärlichen Buchstaben-
47) Gütige Mitteilung von Herrn Professor Dr. A. Gold-
schniidt in Berlin.
48) Die Illustrationen der Dresdener Inschriften sind nach
von PlerrnG.Petzsch giitigst angefertigten Zeichnungen hergestellt.
49) Nach 1. Timotheus 6, 12. Tu autem, o homo Dei u.s.w.

resten eine Kreuzform, welche sonst nirgends nach-
zuweisen ist. Es handelt sich um die Nummern
10 und 12 des Führers von 1899 (Seite 5 und 6).
Nr. 10 (Ende 12. Jahrhundert) besitzt auf der einen
Klingenseite die Buchstaben NAN, auf der andern
zwei Kreuze. (Fig. 8.) Bei Nr. 12 schliessen
zwei Kreuze mit durchgehenden Balken ein N ein.
(Fig. 9.) Das Schwert ist etwas jünger, stammt
aber immerhin noch aus dem Anfänge des 13. Jahr-
hunderts.


Fig. 8.

Bei Mewe wurde im Jahre 1898 in der Weichsel
ein Schwert gefunden, welches in einen Schwarz-
pappelstamm eingewachsen war. Die Schwertform
gehört dem 13. Jahrhundert an. Auf der Klinge
befindet sich die in Fig- 10 wiedergegebene In-
schrift, die der Deutung spottet.50)
Die vorgeführten Inschriften dieser Gruppe
zeigen gegenüber den Ultberhtschwertern in Bezug


Fig. 9.

auf den Schriftcharakter eine wesentliche Änderung.
Die Buchstaben stehen gerade, der Duktus ist regel-
mässiger. Ligaturen und verschlungene Buchstaben-
formen kommen nicht mehr vor. Einen ent-
schiedenen Anklang an die erste Gruppe finden
wir in der Inschrift eines Fundstücks von Alt-
Ruppin (IV, 2184) im Märkischen Provinzialmuseum


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Fig. 10.
in Berlin. Sie gehört dem 11.—12. Jahrhundert
an. Charakteristisch ist das schiefe L. Beim H
ist der Verbindungsstrich schräge und trifft in zwei
Fällen das obere Ende des zweiten Vertikalstriches.
Unklar ist die Bedeutung des letzten Buchstabens
der oberen Reihe. Zu bemerken ist, dass der letzte
Buchstabe der unteren Reihe verkehrt steht, was
auf die ungeschickte Verwendung einer Schablone
hindeutet. (Fig. 11.) Das gleiche dürfte bei dem N
auf Schwert Nr. 10 in Dresden der Fall sein, und
50) Gefl. Mitteilung von Herrn Geh. Baurat Steinbrecht
(Marienburg) an die Königl. Zeughausverwaltung in Berlin.
 
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