Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Weinitz, Franz: Der Hundertpfünder Asia
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0225

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Hundertpfünder Asia.
Von Dr. Franz Weinitz.
Zur Erinnerung' an den vor 200 Jahren erfolgten Guss.

wenig bekannt ist, meines
Wissens, die in der Berliner
Magistratsbibliothek befind-
liche handschriftliche Chro-
nik der Stadt Berlin in drei
Bänden: die sogenannte
Beckmann sehe Chronik.
Ihr Verfasser ist Bernhard
Ludwig Beckmann (auch
Bekmann, Becmann geschrieben), der seit dem
Jahre 1726 am Joachimsthalschen Gymnasium in
Berlin als Lehrer tätig war und als Konrektor des-
selben am 3. Dezember 1760 starb. Seine Chronik
braucht nicht überschätzt zu werden. Indessen bringt
sie viel und vielerlei, so dass sie nicht ohne Nutzen
zur Ergänzung anderer geschichtlicher Darstellungen
herangezogen wird. Beckmann scheint bei der Zu-
sammenstellung seiner Chronik doch ganz gewissen-
haft zu Werke gegangen zu sein. Für den Abschnitt,
der das Berliner Zeughaus betrifft, können wir dies
nachweisen. Aus einem eingehefteten Briefe des
Majors von der Artillerie Dolle in Magdeburg an
Beckmann vom 16. Juni 1759 ergiebt sich, dass der
Konrektor ihm den Entwurf seines Kapitels über
das Zeughaus mit dem Ersuchen um Nachprüfung
zugesandt hatte. Dölle war verhindert dies selbst
zu thun, doch übergab er ihn an einen Kameraden,
den Zeugkapitän Berger, der auf zwanzig Folioseiten
den Wunsch Beckmanns erfüllte. ,,Die Notata hat
Hr. Zeug-Capit: Berger gemacht, welcher zu der
Zeit wie daß Zeughauß gebauet und angeleget
worden, Ein augenzeuge gewesen, indem Er anitzo

Uff ehne ander Tagk ick ahb nock mehr beseh.
Ick keh hin an die Ort, da wo die Zeugk Auhß steh.
Das schöne Arsenal o das iss kraußam kroß.
Es mack so schön Parad all wie die kröste Schloß;
Kleick vor das Arsenal es iß postir allda,
Von alle kroß Canon die Madame Kroß Mama.
Ah! das iß ehn Canon daß man davor erstarr,
Wie ick ihn ahb keseh, ick steh da wie ehn Narr.
Die iß erschröcklick langk, und ock lcanß kraußam kroß,
Die Ehrr Jacobi aht sie nock vor cliß kekoß;
Das iß ehn Mehster-Stück, das muß all Leut kesteh,
So ehn kroß Orgkel-Feiff ick ahb nock nit keseh.
(Aus Jean Chretien Toucements Schilderung Berlins v. J. 1730.)
etliche 80 Jahr alt, und sich alle die umbstände noch
sehr guth entsinnen kann. Sölten Sie noch einige
Nachrichten verlangen, so wird Hr. Zeug-Capitain
Linger [in Berlin] Ihnen solche wohl geben, und
Ihm nur bedeuten, daß ich Ihnen bey Ihm ge-
sendet hätte." So Dölle in dem Begleitschreiben
zu den Notatis Bergers, die gleichfalls der Chronik
beigeheftet sind und in jeder Beziehung einen aus-
gezeichneten Eindruck machen. Beckmann hat
Bergers Mitteilungen ausgiebig benutzt. Deshalb
glaube ich, dass es nichts verschlägt, wenn ich die
Schilderung, die der Zeugkapitän von der grossen
Kanone Asia und ihren Schicksalen giebt, in der
Beckmannschen Darstellung, die immerhin abge-
rundeter ist, wiedergebe. Diese lautet wie folgt:
,,An eben dieser östlichen seite1) stund
ehedem ein ungeheuer großes vollständiges
Stük oder kanone von metal, welches S. K. M.
Friedrich 1. durch den großen künstler Johann
Jakobi2) verfertigen lassen, und ihm den namen
Asia beigeleget, auch die Asiatische kamele darauf
bilden und künstlich ausarbeiten lassen; weil das
metal großentheils aus Türkischen stükken ge-
nommen war. A. 1704 am 31. Nov.3) geschähe der

1) Nämlich des Zeughauses. Es ist die Seite nach der
Spree zu.
2) Zur Vervollständigung des Materials für eine Arbeit
über Jacobi und seine Werke erbitte ich die Beihilfe der Mit-
glieder des Vereins.
3) Das ist natürlich ein Irrtum. Küster in seinem Werke
über das Alte und Neue Berlin III. S. 159, 160 giebt als Tag
den 31. Oktober an.


27
 
Annotationen