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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 7
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Schalk, Karl: Die historische Waffensammlung der Stadt Wien im Zusammenhang mit der militärischen Organisation der Stadt, [6]
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0219

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7. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

20

äussere und innere Geschichte der Stadt zur
Anschauung zu bringen, müssen wir uns be-
dingslos für eine synchronistische Gesamtausstellung
aussprechen, in die auch das zu dieser Art Aus-
stellung geeignete Waffenmaterial einzubeziehen
wäre.
Dazu gehören alle auf Wien bezüglichen Stücke
in einzelnen typischen Exemplaren mit Ausscheidung
der Doubletten, also insbesondere
a) datierte Waffen,
b) künstlerisch hervorragende Waffen,

c) urkundlich, als im Gebrauch befindlich ge-
wesen, nachweisbare Waffen,
d) Trophäen.
Die Doubletten der Sammlung und auf Wien
nicht bezügliche Stücke wären gesondert als allgemein
zugängliches, geordnetes Waffendepot zu teilweise
auch dekorativer Aufstellung zu bringen, wo es sich
um Massen-Doupletten handelt wie z. B. bei den 342
sog. ,,Husarischen“ Rüstungen, immer aber bei Fest-
haltung des Prinzips der Einzelnumerierung und des
Zusammenfassens der mit denselben Schmiedezeichen
versehenen Stücke in einzelne Gruppen.



Die Versteigerungen der Sammlungen Gimbel
und Hefner.
Vom 30. Mai bis zum 3. Juni wurde in Berlin bei
Lepke die Sammlung Gimbel, in der darauf folgenden
Woche bei Helbing in München die Sammlung Hefner
versteigert. Wer beide Auktionen besuchen konnte, wird
aus dem, was zum Verkaufe dargeboten wurde, ein Bild
beider Sammler gewonnen haben, das durch seine starken
Gegensätze ihn besonders gefesselt haben mag. Denn
während Gimbel durchaus als Systematiker seine Schätze
zusammengetragen hatte, das Lehrhafte betonend, um so
den Stoff zu einer Entwicklungsgeschichte der Waffen zu
gewinnen, hatte Hefner die Freude an der Form zum
Massstab seiner Erwerbungen genommen und von vorn-
herein auf eine möglichst lückenlose Darstellung von
Entwicklungsreihen verzichtet: der eine sammelte als
Gelehrter, der andere als Künstler. Merkwürdig genug
waren beide bei so verschiedenen Zielen in den gleichen
Fehler verfallen. Sie hatten, Gimbel, um die Bedeutung
des Gegenstandes voll zu erfassen, seine Verwendung
zu erkennen und selbst mit der Hand zu erproben,
‘Hefner, um im Genuss nicht das Störende des Torsos
zu empfinden, Ergänzungen anfertigen lassen. Ich stehe,
wie ich das schon einmal an dieser Stelle entwickelt
habe1), auf dem Standpunkt, dass dies durchaus ver-
werflich ist, nicht nur für öffentliche, sondern auch für
private Sammlungen. Kann es aber nicht umgangen
werden, so ist dafür zu sorgen, dass die Ergänzung
kenntlich gemacht wird, damit auch der weniger Er-

fahrene nicht Täuschungen unterliegt. Bei beiden Samm-
lungen gaben die Kataloge nun zwar Ergänzungen an,
aber weder geschah dies überall, wo es notwendig ge-
wesen wäre, noch wurden die Angaben mit genügender
Präzision gemacht. Selbst wenn jedoch diese litterarischen
Kennzeichnungen so ausreichend gewesen wären, wie
man es bei der wissenschaftlichen Haltung, die sich die
Kataloge zu geben suchten, erwarten durfte, sie würden
auch dann noch nicht den Eingriff in das Alte ent-
schuldigt haben. Das hätten nur Merkmale an den
Stücken selbst einigermassen tun können. Hatte man
in diesem Punkt bei beiden Sammlungen Enttäuschungen
zu überwinden, so konnte man sich entschädigen, indem
man dem eigentümlichen Reiz der ernsten Arbeit Gimbels
nachgab, die auf jeden Eindruck machen musste, der
selbst „strebend sich bemüht“, und andererseits dem
köstlichen Zauber sich überliess, der aus einer so künst-
lerischen Atmosphäre wie der der Hefnerschen Samm-
lung einem entgegenwehte. Hier wie dort half die Auf-
stellung dazu, den besonderen Charakter der Sammlung
stark zu betonen. In Berlin war die systematische An-
ordnung der Gegenstände gewählt worden, die es ge-
stattete, jeden leicht zu prüfen, in München hatte ein
dekorativer Künstler ersten Ranges sie mit Aufbietung
jener geschmackvollen Mittel, die für die Kunst dieser
Stadt so bezeichnend sind, aufgestellt und damit ein
durchaus befriedigendes Gesamtbild geschaffen. Leider
war dabei aber die Prüfung der Einzelheiten erschwert,
denn man entschloss sich nicht leichten Herzens, den
freundlichen Diener zu bitten, irgend etwas aus seinem
schönen Zusammenhänge zeitweise zu lösen, um es mit
nüchternem Blick aus seinem Zauberkreis in die kühle
Wirklichkeit zurückzuziehen. —
Die mit gefälligem Geschmack hergestellten Kataloge
haben ihrer zahlreichen, guten Abbildungen wegen das
Anrecht auf einen Platz in der Bibliothek jedes Waffen-
forschers. Die Beigabe von Marken, die im Gimbelschen
Katalog besonders befriedigt, steigern den Wert, und
auch die ausführlichen Erklärungen wird man willkommen
heissen, wenn man auch, sei es in der Terminologie,
26*

l) Bd. II, S. 370.
 
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