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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 7
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Schalk, Karl: Die historische Waffensammlung der Stadt Wien im Zusammenhang mit der militärischen Organisation der Stadt, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0218

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202

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

Ausgaben Fol. 25a: Den 15. apprill gab ich
[der Oberkämmerer] dem Hannss Peghofer, burger
und fuerman alhie für ine und seine mitconsorten,
wegen dass sy auf der furstl. durchlaucht Mathiae,
erzherzogen zu Österreich, unsers genedigisten herrn
bevelch und dann eines edlen, hochweisen statt-
raths gethonen Verordnung zu fortfierung fünf
stiikhel veldtgeschücz, welche wider die
rebellischen und aufruererischen hawer21)
umb Paden und Mödling herumb haben ge-
braucht werden sollen, sechs wagenross in der
Rom. Khay. Majestät zeughauss den aindlifften dits
monats stellen muessen und erst den 14. dito wider
alher gelangt, also damit 3 tag lang zuegebracht,
jedes tags auf ain ross 4 Schilling lifergeldt und
dann wegen dess eingefallnen bösen wetters zu
ainer ergezlichait und Verehrung oder trinckhgeldt
4 Schilling, bringt alles zusamen vermug quittung
benenntlichen fl. 9 sol. 4 den. Ausgaben Fol. 181a:
Den 24. october gab ich dem Adam Erlinger,
pfeiffer und Ulrich Ratleuttner trumblschlager,
wegen dass sie sich neben iren mitconsorten,
mit zwayen pfeiffern und dreyen trumbl-
schlager n22), alss man anheut der aufruehrischen
paurn obristen und andere bevelchsleuth, deren
4 gewest, alhie auf dem Hoff hingericht und burger-
schafft in rüstungen aufziechen muessen, mit
zwen spilln gebrauchen lassen, für ine Erlinger
1 gülden, und weihen der ain pfeiffer noch ain
knab 40 kreuzer, denen 3 trumblschlagern, jedem
ain, bringt 4 fl. 5 sol. IO den.23)
In der Oberkammeramtsrechnung von 1598
findet sich unter Empfang auf Fol. 180a: Den lesten
december vermeldt ich, dass noch verwichen 97 ist
jars etliche geringe vahrnuss, welche die reitter
vom paurnkhrieg herab gebracht und in
bestehender plinderung vor dem neuen Thor,
herein zu gemainer statt zeughauss auf be-
velch gefuert worden,welchesseithero unabgefordert
verbliben, derowegen ich solches alles schaczen las-
sen und nach der schaczung selbst angenomen, bringt
in geldt benennlichen 21 fl. 3 sol. 10 den."
Die Türkischen Trophäen der Sammlung
gehören zwei Perioden an, der der Siege des Her-
zogs Karl von Lothringen und der der Siege Lau-
dons, beginnend mit Kat. Nr. 1078 auf Seite 105.
Die türkischen Waffen sind anlässlich der
Jubiläumsausstellung im Jahre 1883 von Professor
Kar ab ac ek beschrieben worden, seine Ausführungen
gingen in den Katalog des Jahres 1888 über vgl.
S. 75 ff. Unter den ausgestellten Objekten befindet
sich als bekannte Kuriosität, jener Schädel eines
Unbekannten, der seit 1696 bis in unsere Tage24)
21) Hauer: Bezeichnung der Weingartenarbeiter von ihrem
Werkzeuge, der Haue.
22) Im ganzen 2 Pfeiffer und 3 Trommler, wie die Ab-
rechnung ergiebt; die Chefs sind mitgezählt.
23) 5 sol. 10 den. = 160 den. = 40 kreuzer.
24) Noch in dem vonUhlirz verfassten letzten Kataloge
des alten Zeughauses am Hof aus dem J. 1S83, S. 52.

für den des Kara Mustapha, des Kommandanten
der türkischen Belagerungstruppen im Jahre 1683
gehalten wurde. Das Zweitälteste Inventar von
1701 beschreibt auf Fol. 6b diese Sehenswürdigkeit:
„Ain mit weiss auf silberarth von mössing getribenes
cästel mit vier glasstafeln und acht vergolten knöpfen,
darinnen dess gewesten grossvezirs Chara Mustapha
sein haubt sambt einer carmesinfarbseidenen schnuer,
mit welcher derselbe strangulirt worden."
Die französischen im Jahre 1809 von dem
4. Wiener Bataillon der Landwehr erbeuteten
Fahnen (Kat. Nr. 1201) wurden schon erwähnt.
Daselbst unter Nr. 1202 noch weitere Trophäen.

Am 6. Juni 1872 beschloss der Gemeinderat
der Stadt Wien das bürgerl Zeughaus am Hof
einer durchgreifenden Neugestaltung zu unterziehen.
Die wissenschaftliche Richtung und Leitung der
Neuaufstellung übernahm der damalige Vorstand
des kaiserlichen Waffenmuseums Quirin Leitner.25)
Nun steht die Stadt Wien im Begriffe, für ihre
Sammlungen ein neues Museum zu erbauen.
Dieser Umstand giebt Veranlassung, die bis-
herige Aufstellung und Katalogisierung einer
Revision zu unterziehen.
Bei dieser macht sich, wenn wir von einzelnem
absehen — als ein kardinaler Übelstand geltend, dass
nicht die mit denselben Schmiedezeichen versehenen
Objekte zu Gruppen vereinigt und nicht jedes einzelne
Objekt mit einer eigenen Nummer versehen wurde.
Dadurch ist es unmöglich geworden, die mit
denselben Zeichen versehenen, aus derselben Werk-
stätte stammenden Objekte, die in einer späteren
Gruppe aufgestellt sind, genau auf jenes Objekt zu
verweisen, auf dem das Zeichen zum ersten Male
erscheint und abgebildet ist und es ist deshalb
auch nicht möglich, den für die vergleichende Waffen-
kunde absolut notwendigen Index des Kataloges,
der ohne solchen erschienen ist, herzustellen.
Nach dieser Richtung muss bei Übersiedlung und
Neuaufstellung unbedingt Abhilfe geschaffen werden.
Es handelt sich im Momente der Neugestaltung
des historischen Museums26) aber um die Ent-
scheidung einer noch wichtigeren, grundsätzlichen
Frage: Ob nämlich wie bisher das zur Ausstellung
geeignete Material, getrennt nach Sammlungen
oder ob dasselbe nach politischen und Kultur-
perioden, für die kombiniert gewisse Zeitabschnitte
zusammenzufassen wären, synchronistisch, das
in die einzelnen ZeitabschnitteGehörige ver-
einigt aufgestellt werden solle.
Nach der Aufgabe, die die städtischen histo-
rischen Sammlungen in erster Linie zu lösen haben,
in Gegenstand und Bild dem Besucher die

25) Lind in den Mitth. d. Central Comm. Jgg. XVIII S. 147.
2G) Von der städtischen Kunstgalerie sehe ich hier
natürlich ab.
 
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