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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 6
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Thierbach, Moritz: Die Handfeuerwaffen der sächsischen Armee, [3]
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0186

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

170

Aber auch das glatte Gewehr suchte man zu
verbessern und besonders die Trefffähigkeit des-
selben zu erhöhen. An erster Stelle sei hier zu er-
wähnen, dass man die durch das Giessen der
Kugeln vorkommenden äusserlichen Riefen bezw.
innerlichen Luftblasen dadurch möglichst zu be-
seitigen suchte, dass man die auf einen Durchmesser
von 0,71" gegossenen Kugeln auf das vorschrifts-
mässige Kaliber von 0,69" mittels einer einfachen
Schraubenpresse einzeln presste. Der dadurch
entstehende Pressrand wurde auf einer Schneide-
maschine abgeschnitten. Bereits im Jahre 1822
war dies Verfahren eingeführt worden. Man er-
zielte damit eine gleichmässigere Form und ge-
naues Kaliber, sowie eine annähernd dichte Masse
der Kugel; die Trefffähigkeit wurde damit aber
nicht erhöht.
Ferner hatte im Jahre 1844 der Oberleutnant
v. Kr afft vorgeschlagen, die bisherige Kugel in
einen aus gerolltem Papiere herrgestellten, viermal
geschlitzten Spiegel mit parabolischer Aushöh-
lung einzusetzen (ähnlich dem Dreyseschen Spiegel
am Zündnadelgewehre). Beim Aufsetzen mittels
des Ladestocks wurde die Kugel in diese Höhlung
hineingetrieben und so der Spielraum im

Laufe ausgefüllt. Angestellte Versuche er-
gaben zwar eine geringere Verschmandung des
Laufs, hinsichtlich der Treffsicherheit aber wurden
wenig günstigere Resultate erzielt, ebenso wie ein
v ersuch des Leutnants Schaarschmidt im Jahre
1850 mit Spitzgeschossen, vermöge deren tiefer und
weiter Höhlung ebenfalls der Spielraum beim Schuss
aufgehoben werden sollte. Es fehlte eben die ge-
zwungene regelmässige Drehung des Geschosses,
um eine grössere Trefffähigkeit zu erzielen.
Hierbei sei ncch einer Einrichtung gedacht, die
zwar nur auf die Verwendung des Gewehrs als
Stosswaffe Bezug hatte, immerhin aber den Zweck
erreichte, den einzelnen Mann auch in dieser Rich-
tung mit seiner Waffe vertrauter und selbständiger
zu machen. Es war dies die des Hauptmanns
v. S e 11 m n i t z vom Jahre 1821, das Fechten mit
dem Bajonettgewehr einzuführen. Infolge
dieses Vorschlags wurde dieses Fechten bei der
gesamten Infanterie als Dienstzweig eingeführt, eine
Dienstvorschrift darüber entworfen und das nötige
Fechtgerät an alten Bajonettgewehren, Kürassen
und Säbeln aus dem Hauptzeughause geliefert; die
Lanzen hatten die Truppen von den ausgeworfenen
Instandhaltungsgeldern selbst zu beschaffen.



Klingen mit der Inschrift „Gio Knegt, Solingen“.
Am 19. November 1903 ist die Waffensammlung G. D.
Plumacher bei Herrn Rudolph Lepke in Berlin zum Ver-
kauf gestellt worden.
Der Katalog, den dieses Kunst-Auktions-Haus heraus-
gab, führt drei Schwerter auf, deren Klingen die Inschrift
GIO . KNEGT tragen, und bringt auch ihre Abbildungen:
Nr. 236. Korbschwert, ohne Scheide, die Klinge
gezeichnet GIO KNEGT IN SOLINGEN (verkauft).
Nr. 238. Schwert mit flachem, tellerartigem Knauf,
kurzem Holzgriff, glockenförmigem Korb (? spätere Zu-
thaten) und zweischneidiger Solinger Klinge mit der ge-
ätzten Bezeichnung GIO • KNEGT (I)N ALEMANIA
und Waffenschmiedemarke • L. 91 cm.
Nr. 302. Schwert mit eisernem, bienenkorbartigem
Knauf, Ledergriff und S-förmiger Parierstange (? spätere
Zuthaten), zweischneidiger Klinge mit der eingeschlagenen

Inschrift + GIO + KNEGT + IN ^ SOLINGEN +
L. 99 cm., auf der Angel zwei Marken, von denen eine
das Vogt- oder Beizeichen sein dürfte: ICK und eine
Distel(?)blume mit der Zahl 89 in kranzartiger Um-
rahmung.
Das Vorkommen des Namens Knegt auf Klingen,
die nach der Beschreibung und einer von Herrn Direktor
Dr. Karl Koetschau gütigst vorgenommenen Prüfung
aus der Schlusszeit der Blüte der Solinger Klingen-In-
dustrie im 17. Jahrhundert (Nr. 302 um 1650 ange-
fertigt) stammen, ist für mich etwas Neues. Es über-
rascht um so mehr, da gleichzeitig drei ähnlich gezeichnete
Stücke auftauchen.
Welche Bewandtnis es mit diesen Inschriften hat,
ist sehr unsicher. Die Solinger Familien Knecht (Knecht-
gen) gehörten nicht zu den Schwertschmieden, sondern
zu der Bruderschaft der Härter und Schleifer.2) Ihr
Name findet sich deshalb meines Wissens nur auf Klingen
aus jüngerer Zeit, als die Schwertschmiede selbst hintei
t) Nr. 236 ist nicht geprüft worden. Wie Herr Dr. Karl
Koetschau mir schreibt, ist die Klinge Nr. 238 alt, die geätzte
Inschrift aber eine Zuthat neueren Datums.
2) Meine Ausführungen „Die in den priviligierten Hand-
werken der Solinger Industrie vertretenen Familiennamen":
Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins, Jahrg. 1895,
96, 99.
 
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