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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 12
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Preradović, Duschan: Ein Beitrag zur Geschichte der Errichtung bezw. Ausrüstung der Kursächsischen Leibkompagnie zu Ross "Kroaten" (1660-1680)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0374

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Ein Beitrag zur Geschichte der Errichtung bezw. Ausrüst-
ung der Kursächsischen Leibkompagnie zu Ross „Kroaten“
(1660—1680).

Von k. und k. Fregatten-Kapitän

irfiirst Johann Georg II.
von Sachsen war be-
kanntlich ein äusserst
prachtliebender Herr-
scher. Sein ihn zu-
nächst umgebendes Mi-
lieu, der Hofstaat, zeigt
dies deutlich.
„Als gälte es“ sagt
ein sächsischer Ge-
schichtsschreiber J), das
unter der Not und dem
Elend des Krieges Ver-
säumte nachzuholen, entfaltete der Hof einen bis
dahin in Sachsen nicht bekannten Luxus.
Im Jahre 1666 gab es 55 Kammerherren und
57 Kammerjunker, die Hofordnung von 1671 weist
schon 291 Personen auf; ausser 1000 Mann Ober-
und Untergarde und der aus der ehemaligen Hof-
fahne entstandenen Leibtrabantengarde zu Ross,
wurde auch noch eine Kompagnie Kroaten er-
richtet; alles in prächtigen Uniformen.“
Dieser „Kompagnie Kroaten“ seien die nach-
stehenden auf ihre Errichtung bezw. Ausrüstung
bezugnehmenden Zeilen gewidmet. Freilich musste
der Beitrag um so karger ausfallen, als nur die im
Archive der Südslavischen Akademie der Wissen-
schaften zu Agram befindliche Dokumente verwendet
werden konnten, während die Verwertung der im
königl. sächsischen Haupt-Staatsarchive gewiss reich-
lich über diesen Gegenstand vorhandenen Akten
vielleicht einem späteren Zeitpunkte Vorbehalten
bleibt.
Wahrscheinlich um sich mit etwas Besonderem,

Litteratur: Die im 27. Bande der Starine (Altertümer)
der Südslavischen Akademie der Wissenschaften zu Agram
enthaltene Abhandlung: Die kroatischen Garden an den Höfen
von Dresden und Potsdam, vom f Akademiker Radoslav
Lopasic. 1895.
1) Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen
von Dr. C. W. Böttiger. II. Auflage bearbeitet von Dr. Th-
Flathe; II. Bd. S. 236, 237.

v. Preradovic.
Exotischem zu umgeben, da ja Karabiniers, Muske-
tiere, Schweizer und dergl. schon auch an anderen
Höfen als Leibgarden eingeführt waren, verfiel der
Kurfürst auf die Kroaten, die in dem kürzlich erst
beendeten deutschen Kriege durch ihre neuartige,
temperamentvolle Gefechtsweise, ihr impulsives, alle
Licht- und Schattenseiten leichter Reitertruppen
umfassendes Auftreten, die Aufmerksamkeit von
Europa auf sich gelenkt hatten.
Es ist als wahrscheinlich, ja fast als gewiss an-
zunehmen, dass die Idee zur Bildung einer kroati-
schen Leibgarde auf den freundschaftlichen Verkehr
zwischen dem Kurfürsten und dem Banus von
Kroatien, Grafen Peter von Zrin, von dessen tra-
gischem Ausgang auch in der „Zeitschrift für hi-
storische Waffenkunde“2 *) die Rede war, zurück-
geführt werden kann. Wenigstens hat eine leb-
hafte Korrespondenz zwischen diesen in ihrer Art
berühmt gewordenen Zeitgenossen, wie dies aus
Verzeichnissen über die Familienpapiere:!) der Zrins
hervorgeht, bestanden. Der Briefwechsel selbst
ging anlässlich des Hochverratsprozesses der Grafen
Frankaparn und Zrin mit anderem kostbaren Akten-
material nach Wien.
Genug an dem — schon im Herbste 1659 ge-
stattete ein kaiserliches Dekret4) dem kroatischen
Edelmanne Leutnant Johann von Peranski mit
20 kroatischen Reitern den freien ungehinderten
Durchzug nach Sachsen, um in kursächsische
Dienste zu treten.
Johann Peranski oder mit seinem vollen Namen
Janko Subic von Bribir Peranski, entstammte der-
selben berühmten Familie Subic, der auch die
Zrins angehörten und schon diese Familienbeziehung
zum Grafen Peter Zrin macht es mehr als glaub-

2) Einiges über die Waffen der letzten Grafen von Zrin
(1670). Von Johann von Ille. Z. f. h. Waffenkunde II. Bd.
Seite 289—295.
5) Im Archiv der Südslavischen Akademie der Wissen-
schaften zu Agram.
4) Datiert vom 6. September 1659, Pressburg.
 
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