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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0157

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5. Heft.

Zeitschrift für historische -Waffenkunde.

141


Die Waffen der Auktion Thewalt-Köln. Zu
Köln a. R. ist in den Tagen vom 4. bis 14. November
1903 eine gewaltige Schlacht geschlagen worden: Die
Sammlung des Bürgermeisters Karl Thewalt kam zi^r
Versteigerung, eines Mannes, der als ebenso eifriger und
glücklicher, wie kenntnisreicher Sammler galt. Thewalt
hatte seit vielen Jahrzehnten Altertümer aller Art, in
ihrer Hauptsache der Renaissance angehörig, zu-
sammengetragen. Mehr als 21300 Nummern umfasste
der geschickt abgefasste und reich illustrierte Auktions-
katalog, darunter auch eine stattliche Zahl Waffen. Hohe
Einzelpreise wurden erzielt: mehr als eine Million Mark
ergab das Ganze. Für den Auktionator, Herrn P. Hau-
stein, bedeutet diese Auktion einen grossen Erfolg; ob
auch in den Augen der Erben wollen wir dahingestellt
sein lassen, denn diese hatten, anscheinend auf ein noch
wesentlich höheres Resultat rechnend, schon vor Jahres-
frist einen Kaufpreis von einer Million zurückgewiesen.
Wenn nicht alle Erwartungen ganz erfüllt wor-
den sein sollten, so dürfte das allerdings mit dem Um-
stand Zusammenhängen, dass, mehr als man allgemein
angenommen, Echtes mit Falschem durchsetzt war. Vieles
entpuppte sich bei näherer Besichtigung als minderwertig,
vieles wenn nicht als falsch, so doch in sehr vielen Fällen
als „embelliert“, „künstlich verschönert“, hier durch
Nachgravierung, dort durch Nachvergoldung und wieder
anderswo durch Anfügung alter und neuer Zierteile. Das
fand aber in der Auktion seinen Ausdruck in der Wir-
kung auf die Käufer. Denn die Falsifikate drückten sehr
auf die Preise der echten Gegenstände und es machte
sich unter dem Eindrücke jener ein bald berechtigtes,
bald unberechtigtes Gefühl der Unsicherheit bemerkbar.
Das trat besonders bei den Waffen unverkennbar in
die Erscheinung. Freilich kam hier erschwerend hinzu,
dass die Mehrzahl der anwesenden Sammler und Mu-
seumsdirektoren ihre Kredite bereits erschöpft hatten,
dass man des langen Sitzens, Höffens und Harrens
müde war und das Ende herbeisehnte. Und so begann
sich hier denn auch mehr als vorher der Einfluss der
verschiedenen „Händlerkippen“ fühlbar zu machen. Be-
sonders billig kamen die Waffen trotzdem nicht, teils
weil neben Minderwertigem eben dort auch viel Gutes und
sehr Gutes vorhanden war, teils weil mehrere speziell zu den
Waffen gekommene Käufer hier mit frischen Mitteln und
mit noch ungeschwächter Kraft einsetzten. Aus Berlin
war E. von Ubisch, aus Paris der Waffenhändler Ba-
chereau neu auf dem Plane erschienen. Von deutschen
Museen beteiligten sich am Bieten und Kaufen bei den
Waffen ausserderg das Germanische Nationalmuseum zu
Nürnberg (von Bezold), das Kölner Kunstgewerbemu-
seum (von Falke), das Hamburger Museum für Kunst
und Industrie (Brinckmann), das städtische Museum Dort-
mund (Baum) und andere. Unter den Händlern waren

Bachereau-Paris, Boehler-München, Bossard-Luzern, Bour-
geois-Köln und Fröschels-Berlin die hervorragendsten und
meist recht glückliche Käufer.
Thewalt war ein Sammler, dessen Neigungen we-
niger nach der historischen Seite der Sache, als nach
der künstlerischen und kunstgewerblichen Richtung gingen.
Wie in den anderen Teilen seiner Sammlung kam das
auch bei seinen Waffen zum Ausdruck. Ihn reizten vor
allem schön verzierte Waffen, weniger die Waffe
als solche, als ihr künstlerischer Schmuck. 'So fehlten denn
die einfachen strengen Waffen der Gotik fast gänzlich;
sie waren nur insoweit vertreten, als sie sich durch Ver-
zierung auszeichneten. In der Hauptsache hatte Thewalt
Prunkwaffen der Renaissance gesammelt, auf denen
sich Eisenschnitt, Treibarbeit, Ätzmalerei und Gravierung
studieren Hessen. Unter den Helmen befand sich ein
guter geätzter, schwarz belegter Morion der Kölner Fass-
binderzunft, mit deren Wappen und im Innern noch das
alte Kopfpolster tragend (Nr. 1576); das Germanische
Museum erwarb ihn um den billigen Preis von 800 M.
Ein sächsischer Morion mit Nürnberger Marke und ge-
ätzter und vergoldeter Darstellung des Mucius Scävola,
mit dem sächsischen Wappen und vergoldeten Bronze-
löwenköpfen als Nietkopfzier (Nr. 1577) brachte 1000 Mk.
Sehr billig war auch die Bourguignote. (Nr. 1573), zwar
mit fehlenden Wangcnklappen, aber von ungewöhnlich
edler Treibarbeit, die 1210 Mk. erzielte. Billig war auch
der Maximilianische Helm (Nr. 1570), mit 310 Mk., da-
gegen war Nr. 1569, Visierhelm mit Strickwulst, weil
grossenteils und schlecht ergänzt, mit 215 Mk. reichlich
bezahlt. Die beiden geätzten Rundschilde Nr. 1583
und 1584 brachten 1000 resp. 610 Mk. Nr. 1579 war
ein geätzter Rückenharnisch mit Landsknechtsdarstellung
und der Signatur „HANS - HÖVN ehemalige Samm-
lung Berthold, brachte 860 Mk., der geätzte Brusthar-
nisch Nr. 1578 ging um 1050 Mk. nach Paris-
Ein vorzügliches Stück war auch das alte geätzte
Turnier-Schulterverstärkungsstück Nr. 1581, das
mit 1520 Mk. wegging.
Das gotische Schwert Nr. 1596 (mit ergänztem
Griff) erzielte 600 Mk., das, vielleicht schweizerische,
Reiterschwert Nr. 1597, 1110 Mk., die stark ergänzten
Landsknechtsschwerter Nr. 1598 390 Mk., Nr. 1599
720 Mk.
Von den übrigen Schwertern trugen einzelne be-
merkenswerte Aufschriften, die aus dem Katalog ersicht-
lich sind (z. B. Nrn. 1606, 1614 und 1620).
Die Ochsenzungen, meist mit schönen geätzten
Klingen, einzelne Griffe aber ergänzt, brachten Nr. 1608:
2640 Mk., 1609: 4100 Mk. (letztere mit alter Lederscheide)
1649: 2000 Mk. und 1650: 970 Mk.
Von den Degen, worunter sehr schön verzierte
Exemplare, erzielten Nrn. 1613: 1000 Mk., 1616: 520Mk.,
das Solinger Jagdschwert des Erzherzogs Franz Sigismund
(1630—1665), Nr. 1623: 405 Mk., ein anderer Jagddegen
Nr. 1624: 460 Mk.
Den Glanzpunkt der Thewaltschen Waffen bildeten
die Dolche, von denen sowohl gotische als spätere in
wundervollen Exemplaren vorhanden waren. Schon die
einfachen Exemplare Nr. 1628 und 1629 brachten 305
und 260 Mk.; dann kam der Dolch Philipps des Guten
 
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