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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Bach, Hermine: Über die Erhaltung alter Fahnen
DOI Artikel:
Thierbach, Moritz: Die Handfeuerwaffen der sächsischen Armee, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0176

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

IÖO

einem neuen, von der Schreiberin dieser Zeilen er-
sonnenen Verfahren gelungen, dessen Schilderung
an dieser Stelle vielleicht Anregung zu ähnlichen
Versuchen geben wird.
Sämtliche Bruchteile des Fahnenblattes werden
im Sinne des ursprünglichen, in der Vorstellung zu
ergänzenden oder mittels Zeichnung als Vorlage
zu schaffenden Bildes mit feinen Heftnägeln auf
einem Reissbrett befestigt. Diese Vorarbeit ähnelt
den in der Kinderstube beliebten, in Zusammen-
setzung bemalter Plättchen von unregelmässigen
Formen zu einem Bilde bestehenden „Geduld“-
Spielen, wenn dem sorglosen Eigentümer schon
etliche seiner Bausteine in Verlust geraten sind.
Bei sorgfältigem Vorgehen fügt sich selbstverständ-
lich zugleich auch der Rest des auf der anderen
Stoftseite gemalten Bildes wieder zusammen. Die
einzelnen Felder oder Figuren der Darstellung
werden sodann mit dünnster, scharf gedrehter Näh-
seide in angepasster Färbung mit parallelen Stichen
in Zwischenräumen von etwa 6 mm überspannt,
wodurch der betreffende Stoffteil mit feinen Linien
überzogen zu sein scheint. Der Zusammenhang
von je zweien dieser Linien besteht in etlichen
kleinen Stichen, welche man in den Konturen der
Felder oder Figuren möglichst zu verbergen strebt.
Hierauf wird durch Aneinanderfügen gleichlanger
Stiche eine andere Linienreihe gebildet, welche die
zuerst gespannten Fäden im rechten Winkel schneidet,

wodurch ein feines Gitterwerk entsteht und gleich-
zeitig jeder gespannte Faden mit winzigen und
dennoch feste Knoten schürzenden Stichen in Ab-
ständen von etwa 6 mm an die unter ihm liegenden
Fahnenpartikel befestigt wird. An Stellen, an denen
solche Bruchstückchen fehlen, entsteht das Netzchen
allein.
Das Einfügen dieser kurzen, aber festgezogenen
Stiche in den zumeist von beiden Seiten mit Malerei
bedeckten Stoff ohne das Abbröckeln der Farben-
reste zu verschulden, erfordert eine kunstgeübte,
sichere Hand.
Ein solchermassen gefestigtes Fahnenblatt lässt
auf der während der Arbeit dem Reissbrett zuge-
kehrt gewesenen Seite keinerlei Spur der Restau-
rierungstechnik erkennen, da die verschwindend
kleinen Befestigungsstiche sich völlig in dem Grund
verlieren. Auf der Arbeitsseite bildet sich ein
zartes Gitterchen, welches, wenn immer genau von
der Farbe des darunter befindlichen Stoffes oder
Bildteiles, nur in nächster Nähe, aus einer Entfer-
nung von 2—3 Schritten schon gleichfalls nicht
mehr wahrgenommen wird.
Die so ausgeführte Fahne präsentiert sich ohne
jedwede Zuthat von Geweben, ohne jegliche Um-
randung ihrer Felder und Figuren, kann widerstands-
fähig dem stärksten Luftzug trotzen, und, wenn sie
frei im Raume entrollt ist, scheinen ihre einzelnen
Teile fest zusammengehalten.


IDie Handfeuerwaffen der sächsischen Armee.


Nach den Akten des Hauptzeughaus- und des Hauptstaats-Archives
von Oberst a. D. M. Thierbach.
(2. Fortsetzung.)

dem
und

chwere Kriegszeiten bereiteten
sich abermals für die
sächsischen Lande vor. Die
Armee hatte im Jahre 1806
mit der preussischen zu-
sammen bei Jena trotz festen
Widerstandes schwere Ver-
luste erlitten, der König war
gezwungen worden, sich
Rheinbunde anzuschliessen und mit dessen
den französischen Armeen vereint die seit-

herigen Bundesgenossen zu bekämpfen.
Selbstverständlich trat durch diese Kämpfe ein

stärkerer Verbrauch von Waffen und besonders
von Gewehren ein. Es erfolgte daher im Jahre
1809 eine neue Bestellung in Suhl, doch fehlt über
die Anzahl der bestellten Gewehre sowie über die
Lieferanten jede Nachricht, nicht einmal der be-
treffende Kontrakt ist in den Archiven vorhanden.
Die Angaben über dieEinrichtung dieses sogenannten
N e u s u h 1 e r Gewehres stammen daher nur von
dem in der Arsenalsammlung vorhandenen Origi-
nale. Fig. 7 bringt dasselbe zur Darstellung. Die
ganze Länge des Gewehres beträgt 146,5 cm, die
des Laufs 100,9 ein, das Kaliber 16,5 mm, das
Gewicht nur 8 Pfd. = 3,75 kS- Die mit einer
 
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