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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 10
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Potier, Othmar: Die Paradewaffen der erzbischöflichen Trabanten am Hofe von Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0300

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

IIi. Band.

284

die Zahreszahl 1611 auf. An der Schaft-
feder unter dem Beile bemerkt man das
Monogramm, an jener unter dem Haken
das bei der Helmbarte des Wolf Dietrich
abgebildete. Das Wappen mit den drei Schild-
chen, das alte Künstlerwappen, führte nach Dr. Petter
auch eine Salzburger Familie, deren einer schon
1429 Bürgermeister seiner Vaterstadt war, nämlich
die Rubein. Der Buchstabe R in diesem Schilde
lässt möglicherweise den Schluss zu, dass ein An-
gehöriger dieses Geschlechtes am Anfang des 17. Jahr-
hunderts Waffenschmied oder Ätzmaler in Salz-
burg war. Ein mit dem Wappen dieses Erzbischofs
ausgezeichneter Flamberg wurde bereits in dem
Aufsatz über die Veste Iiohenwerfen von mir
erwähnt.
Marcus Sitticus Graf Hohenems, der zweitgeborene Sohn
des Grafen Jakob Hannibal H. und Galleran und der Gräfin
Hortensia, wurde mit seinem Vetter Wolf Dietrich v. Reitenau
in Rom erzogen, worauf er an die Universität von Ingolstadt
und später an das Kapitel nach Salzburg kam. Am 18. März
1612 bestieg er als 53. Erzbischof den Thron seines Vetters.
Nach kurzer Krankheit starb Marcus am 9. Oktober 1619 im
Alter von 45 Jahren.
Mit dem Regierungsantritt des Grafen Paris
Lodron vertauschten die erzbischöflichen Trabanten
die Helmbarten und Cousen mit mächtigen Parti-
sanen, welche ihre typische Gestalt bis auf Hie-
ronymus Grafen Colloredo, den letzten souve-
ränen Kirchenfürsten Salzburgs, so ziemlich beibe-
halten. DieStossklingen messen gewöhnlich42 — 50cm
in der Länge und 7—7,5 cm in der Breite, während
die Spitzen der Ohren 21—22 cm voneinander
abstehen. Diese, sowie das untere Drittel der
Stossklingen sind mit reicher Ätzmalerei geschmückt,
welche besonders plastisch bei den Partisanen des
Erzbischofs Sigismund Christof III. hervortritt.
Die nunmehr auch aus Buchenholz geschnittenen
Schäfte nehmen gern einen viereckigen Quer-
schnitt an.
Die Lodronsche Partisane (I, 7) zeigt das Fa-
milienwappen des Grafen5), den nach rechts ge-
wendeten, vorwärts schreitenden gelöwten Leoparden
mit dreimal in Form eines Liebesknotens ineinander
geschlungenem Schweife, begleitet von der Jahres-
zahl 1620.
Paris Graf Lodron erblickte am 28. November 1586 als
Sohn des Nicolaus jCrafen L. und Herrn zu Castellan und
Castell-Novo, Kämmerers und Landeshauptmanns in Tirol,
und der Dorothea Freiin v. Welsberg das Licht der Welt.
Zunächst erhielt er eine Pfründe bei dem Domkapitel in Trient,
welche er 1606 mit einer bei dem Salzburger Kapitel ver-
tauschte. Im Jahre 1614 zum Priester geweiht, wählte ihn am
30. Januar 1616 das Kapitel zum Dompropste, worauf man
seine Fähigkeiten mit A'orliebe im diplomatischen Dienste ver-
wertete. Am 13. November 1619 wurde Graf Lodron zum
Erzbischof gewählt. In diesem hohen Amte richtete er auf
sein Land voll Sorgfalt die Blicke, um es vor den Wirren
des Krieges zu bewahren und es mit allen Segnungen des
5) C. Wurzbach, Biographisches Lexicon des Kaisertums
Österreich, Wien t866, 15. Teil.


Friedens auszustatten. Er befestigte Stadt und Land, warb
Söldner an, welche ihren Rückhalt in einem etwa 4800 Mann
starken Landsturm fanden. Seine Truppen, welche er als
erster deutscher Fürst kasernierte0) und mit eiserner Faust
in Ordnung hielt, auch persönlich zu visitieren pflegte, legten
unter Tilly bei Stadtlohn Proben ihrer Tüchtigkeit ab. Stand-
haft wies Lodron alle Lockungen, gleich so vielen Reichs-
ständen im Trüben zu fischen, von sich, und während die
Länder um Salzburg unter der Geissei des Dreissigjährigen
Krieges verbluteten und verarmten, konnte der Erzbischof in
seiner Residenz eine Universität ins Leben rufen und die Stadt
durch grossartige Bauten verschönern. Am 15. Dezembor
1653 schloss dieser in jeder Beziehung hervorragende Prälat
seine Augen für immer, dessen Andenken auch ohne sicht-
bares Standbild von Marmor oder Erz im Herzen der Salz-
burger fortlebt.
Auch Lodrons Nachfolger in der Würde, Guido-
bald Graf Thun, geboren am 16. Dezember 1616,
zum Erzbischof gewählt am 3. Februar 1654, ge-
storben am 1. Januar 1669, stattete seine Garde
mit sein Wappen (Siebmacher 45, 1) zeigenden
Partisanen (II, 1) aus.
Nun folgen in geschlossener Reihe7) die Parti-
sanen mit den Wappen der Erzbischöfe Firmian
(II, 2), Schrattenbach (II, 3—4), von dessen Garde
auch Spontons (II, 5) erhalten sind, und Colloredo
(II, 6—7). An einer Schrattenbachschen Partisane
bemerkte ich, versteckt unter der Ätzmalerei, den
Namen M. Gizl eingeschlagen. Die Colloredosche
Partisane zeigt die zweite Variante des Wappens
(Siebmacher 47) dieses Erzbischofs und darüber
dessen Bildnis in einem Medaillon.
Leopold Anton Eleutherius Freiherr v. Firmian
wurde am 27. Mai 1679 zu München geboren. Seine Eltern
waren Franz Wilhelm Freiherr v. F., Herr auf Cronmetz und
Meggl, Erbmarschall von Trient, und Maria Victoria, geborene
Gräfin Thun. Mit 15 Jahren schwur Leopold in Salzburg als
Domherr auf, wo er 1713 als erster Domdechant die Ehren-
inful erhielt. Im Jahre 1718 wurde er Bischof von Lavant,
welchen Stuhl er sechs Jahre später mit demjenigen von
Seckau vertauschte. Nachdem er am 4. Oktober 1727 den
fürsterzbischöflichen Thron von Salzburg bestiegan hatte, er-
liess er das bekannte Protestantenedikt, wie strenger Glaubens-
eifer die Triebfeder all der Handlungen dieses Kirchenfürsten
war, welcher am 22. Oktober 1744 starb (Siebmacher 45, 4).
Sigismund Christof III. Graf Schrattenbach, der
Sohn des Kämmerers Otto Heinrich Grafen S., wurde am
28. Februar 1698 geboren. Zuerst Domherr zu Eichstädt und
Augsburg, erhielt er 1733 Sitz und Stimme im Salzburger Dom-
kapitel, welches ihn am 5. April 1753 zum Erzbischof wählte.
Als ein Muster christlicher Frömmigkeit, als ein Förderer von
Wissenschaft und Kunst, stand er seinem Amte vor, bis ihn
am 16. Dezember 1771 der Tod aus diesem Leben abrief
(Siebmacher, 46).
Hieronymus Josef Graf Colloredo war der zweite
Sohn des Reichsvizekanzlers Rudolf Fürsten C. und der Maria
Francisca Gräfin Starhemberg. Er wurde am 31- Hai 1732
geboren und war ursprünglich für den Soldatenstand bestimmt.
Kaum 14 Jahre alt, wurde er den Hochstiften Passau und 01-
mütz als Domherr präsentiert und 1747 Kanonikus in Salz-
°) Salzburger Zeitung, 1863, Nr. 18.
7) Die Angaben der Führer durch das städtische Museum
in Salzburg, beziehungsweise durch das Armeemuseum in Mün-
chen, welche Partisanen mit den Wappen der Erzbischöfe
Dietrichstein und Liechtenstein erwähnen, beruhen auf einem
Versehen. Ich danke diese Aufklärung den Vorständen der
betreffenden Anstalten, den Herren Haupolter und Farmbacher.
 
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