Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI issue:
Heft 1
DOI article:
Schalk, Karl: Die historische Waffensammlung der Stadt Wien im Zusammenhange mit der militärischen Organisation der Stadt, [4]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0040

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
2 6

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

fugten innerhalb der Linien Wiens* 2)
warb und organisierte der Hauptmann und Quar-
tiermeister Joh. Michael Mayer ein neues
Corps, dessen Uniform graue Capotröcke mit
blauem Kragen und ebensolchen /Aufschlägen
waren. Die Offiziere dieses Corps erhielten eine
dunkelgraue Uniform mit blauem Kragen und eben-
solchen Aufschlägen, sonst aber waren sie unifor-
miert wie die des Bürgerregiments, nur dass sie
statt der Degen Säbel trugen.
Am 3. Februar 1806 wurde dieses
Corps zum zweiten Bürgerregiment er-
hoben — das bisher allein bestehende Regiment
wurde dadurch zum ersten — und durfte (nämlich
das zweite Regiment) den Namen der Kaiserin
Maria Theresia führen. Zugleich erhielt das
zweite Bürgerregiment die Erlaubnis, eine
GrenadierrAbteilung errichten zu dürfen,
das erste Regiment hatte diese Erlaubnis
schon früher, ebenfalls im Jahre 1806, er-
halten.3)
Kronprinz Ferdinand wurde der
ganzen Bürgermiliz als General und
CJief vorgesetzt.
Diese durchgreifende Umgestaltung der Bür-
gerwehr gab Veranlassung zum Erscheinen bild-
licher Darstellungen. Die wertvollsten scheinen:
Vollständige bildliche Darstellung
der gesamten löblichen uniformierten
Bürgerschaft der K. K. Haupt- und Residenz-
stadt Wien nach ihrem neuesten Kostüme. 39
Blätter, Col. Steindruck. Verlag d. K. K. p r i v.
chemischen Druckerey (Das Vorwort da-
tiert vom 1. Mai- 1806) (Samml. Gr. Bürger-Militär
J.-N. 21032), und Wiens Bewaffnete Bür-
ger im Jahre 1806 in ihren Uniformen. Col.
Stiche. Wien. Verl. Artaria (Samml. Bürg.-Mil.
J.-N. 21 033) zu sein.
Am 15. April 1806 fand die feierliche Ein-
weihung der von der Kaiserin Maria Theresia4)
dem bürgelichen Corps und dem zweiten Bürger-
regimente geschenkten Fahnen in der Augustiner-
kirche statt. Von diesen befinden sich mit Jahres-
zahl 1806, der Aufschrift „Maria Theresia“ und
„Bürgertum“ auf den Fahnenbändern in der Samm-
lung die Fahne des (ersten) Bürgerregiments, Kat.-
Nr. 1375, des zweiten Bürgerregiments (Maria
Theresia auch im Fahnenblatt) (Kat.Nr.
1400, der ersten Bürgergrenadierdivision (im Fah-
nenblatt) Nr. 1401, der zweiten Bürgergrepadier-
division (im Fahnenblatt) Nr. 1377, der dritten

2) Im Gegensätze zu den bürgerlichen Handwerkern.
\ gl. Reschauer, Handwerkerzünfte.
3) Auch das Scharfschützen-Corps hatte diese Erlaubnis
erhalten, so dass es drei Grenadier-Divisionen gab.
4) Zweite Gemahlin des Kaisers Franz war die Tochter
Ferdinand I. Königs beider Sicilien und der Karolina Marie,
vermählt zu Wien d. 19. Sept. 179°) t !3- April 1807 (Wurz-
hach).

Bürgergrenadierdivision (im Fahnenblatt) Nr. 1402,
des ritterlich bürgerlich grünen Scharfschützen-
corps (im Fahnenblatt) Nr. 1412, wahrscheinlich
des grauen Schützencorps (im Fahnenblatt) Nr.
1240. Ebenda ist die Standarte des bürgerlichen
Kavallerie-Corps mit Maria Theresia und 1806 im
Fahnenblatt Nr. 1231.
Zwei Fahnen mit den Fahnenbändern Maria
Theresia 1806 und Bürgertum können keinen be-
stimmten Corps zugeschrieben werden (Kat. Nr.
1378 und 1379).
Den 3. Juni 1806 wurde unter dem Einflüsse
des Erzherzogs Carl ein Statut für die Neu-
organisation der Bürgerwehr5) erlassen,
das bis zum Jahre 1847 massgebend blieb.
Am 26. Januar 1809 wurde das Bürgermilitär
infolge der neuerlichen Bedrohung Wiens durch
die Franzosen abermals auf Kriegsfuss gesetzt und
bezog am 9. März sämtliche Wachen. Den 14. April
erschien das Kriegsmanifest, am 9. Mai stand
der Feind vor den Thoren Wiens, und am 10. bezog
die Bürgerschaft die Wälle. Am 11. Mai war gegen-
seitige Kanonade, in der Nacht machten die Be-
lagerten einen Ausfall, wobei sich namentlich die
Bürgerkavallerie auszeichnete. Doch kapitulierte
die Stadt am 12. Mai.
Die Haltung der Bürgerschaft zur Zeit der In-
vasion veranlasste den Kaiser, der Stadt zur Be-
lohnung sechs Kanonen, die eigens zu dem Zwecke
gegossen und mit angemessener Inschrift versehen
wurden, zu schenken, Bürgermeister Wohlleben ver-
lautbare die kaiserliche durch Regierungs-Dekret
vom 14. April kund gegebene Entschliessung durch
Kundmachung vom 23. April 1810.6)
Die feierliche Übernahme d eser sechs Sechs-
pfünder erfolgte am 4. Oktober um V210 UM vor-
mittags. Laut Befehl des Obersten der Bürgermiliz
de dato 29. September 18107) sollte die Übergabe
derselben durch den Feldmarschalllieutenant und
den Stadt- und Festungskommandanten von Egger-
mann geschehen.
Zufolgedessen hatte sich auf Befehl des
Bürgermeisters und Obersten sämt-
licher Bürgermiliz diese den 4. Oktober prä-
cise um 7 Uhr früh an verschiedenen Orten für die
verschiedenen Truppenkörper angegebenen Orten zu
versammeln. Um 1/29 Uhr hatte dann Alles von den
angegebenen Rangierplätzen aufzubrechen und mit
klingendem Spiel auf das Glacis zwischen dem
Burg- und Schottenthor, auf den Paradeplatz auf-
zumarschieren, alhvo durch die Herren Komman-
danten in folgender Ordnung das Carree formiert
werden sollte:
1. Die Avantgarde der bürgerlichen Kavallerie.
2. Das bürgerliche Kavallerie-Corps.
5) Im Auszuge bei Kolb im Bürgerkal. S. 116.
ü) Einblattdruck im Wiener St.-A. Hist. 9/1810.
7) Akt, ebenda unter ders. Signatur; vgl. auch die Zeit-
sclrr. «Sammler» Jahrg. 1810, S. 490.
 
Annotationen