Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:
Ehrenthal, Max von: Einiges über den Plattner Hans Rosenberger
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0050

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

3_6
sters herrühren. Im Aufbau gleichen sie den
Zeugen C, 3 und 996 völlig. Die vergoldete Ätz-
malerei weist indes, bei mancherlei Übereinstim-
mung mit den früheren Arbeiten, jene Wandelungen
in der Ornamentik auf, welche die fortschreitende
Renaissance in der 2ten Hälfte des 16. Jahrhunderts
mit sich brachte. Auf dem steifen Bart des Zeuges
sieht man Kette und Insignien des Ordens zum
goldenen Vliess. Die Überführung der Zeuge von
Wien nach Paris hängt wohl mit den Veruntreu-
ungen zusammen, die bedauerlicherweise zu Anfang
des vorigen Jahrhunderts in der Kaiserl. Sammlung
vorgekommen sind.
Bemerkt sei, dass wir Rosenberger auch
für den Ätzer seiner Rennzeuge halten. Zu dieser
Annahme führen uns zwei Momente. Einmal lässt
die Ätzmalerei an allen vier Zeugen die gleiche
Hand in Verbindung mit Anklängen an die Nürn-
berger Schule erkennen — und der Meister kam
bekanntlich von Nürnberg nach Sachsen. Das
andre Mal liegt zwischen der ersten und der letzten
Arbeit Rosenbergers ein Zeitraum von minde-
stens sechzehn Jahren. Der Meister müsste sonach
während dieser langen Zeitperiode denselben Ätzer
an Ort und Stelle zur Verfügung gehabt haben.
Von der Hand eines so geschickten Zeichners wür-
den jedoch wohl noch andere Arbeiten erhalten
sein, besonders in den reichen Beständen des Histo-
rischen Museums zu Dresden, Dort haben wir aber
vergeblich nach Ätzmalereien gesucht, die mit der-
jenigen auf C, 3 übereinstimmten. Freilich könnte
Meister Hans, da die Ätzmalerei eine freie
Kunst war, auch seinerseits andre Waffen geätzt
haben. Doch sind uns solche Fälle von Plattnern,
welche die Ätzkunst verstanden, noch nicht bekannt
geworden.
Gurlitt schreibt noch die Harnische G, 114
und G, 116 im Musee d’Artillerie, sowie No. 233
in der Kaiserl. Waffensammlung zu Wien und Abb.
Gille LV und CIX in der Kaiserl. Eremitage zu
St. Petersburg dem Hans Rosenberger zu.
Diese Annahme vermögen wir indes nicht zu
teilen, wenngleich bezügl. der drei zuletzt ange-
führten Harnische zugegeben werden soll, dass

deren Form und Ätzmalerei auf eine sächsische
PiattnerWerkstatt, nämlich Wittenberg, hindeuten.
Ebensowenig ist die Vermutung begründet, dass
die berühmte „Harnischgarnitur mit den Rosen-
blättern“ in der Kaiserl. Waffensammlung zu Wien
(Kat. No. 297) von Rosenberger herrühre.7) Eher
könnte man bei diesem Meisterwerk der Plattner-
und Ätzkunst an Franz Grossschedel in
Landshut denken. Irrig ist ferner auch die An-
nahme Boeheims, dass Hans Rosenberger
und Sigmund Rockenberger eine und die-
selbe Person gewesen seien.8) Abgesehen von den
unzweifelhaft feststehenden archivalischen Nach-
richten über beide Meister in den städtischen Akten
Leipzigs und Wittenbergs, sowie im Königl. Haupt-
staatsarchiv zu Dresden, spricht hiergegen ein Ver-
gleich der vier oben angeführten Rennzeuge Rosen-
bergers mit C, 4 im historischen Museum zu Dres-
den, einer signierten Arbeit des Sigmund
Rockenberge r.9)
Hans Rosenberger starb um 1570, nach-
dem er in den letzten Jahren seines Lebens wohl
Alters oder Krankheits halber wenig oder nichts
mehr verrichten konnte. Diesen Schluss ziehen wir
daraus, dass von 1565 ab der Plattner Wolf von
Speyer zu Annaberg immer häufiger mit Auf-
trägen des Kurfürsten bedacht und schon 1567
aufgefordert wurde, von Annaberg nach Dresden
überzusiedeln. Der Umzug kam indes erst Ende
1576 zu stände und 1577 wurde dem Meister Wolf
die „Werkstatt an der Bahn“ überwiesen, „dar-
innen der vorige Plattner gewesen“. An der Renn-
oder Stechbahn lagen nämlich bis zum Neubau des
Stallgebäudes mit dem Langhause (der heutigen
Gewehrgalerie) die dem Kurfürsten eigentümlichen
Häuschen, die an Hofhandwerker vergeben zu wer-
den pflegten. Unter dem „vorigen Plattner“ ist
aber kein anderer zu verstehen, als Hans Rosen-
berger, dem ein Platz neben den bedeutendsten
Waffenschmieden seiner Zeit gebührt.
7) Führer durch die Kaiserl. Waffensammlung, Wien 1889.
8) W. Boeheim, Meister der Waffenschmiedekunst vom
14. bis ins 18. Jahrhundert, Berlin 1897.
9) Ebendort, Abbildung auf Tafel XVI.
 
Annotationen