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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 9
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Pick, Behrendt: Der Dresdner Münzpallasch
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0264

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24§

Zeitschrift für historische' Waffenkunde.

III. Band.


Münzsammlungen sind sie in grosser Zahl vorhanden,
wenn auch natürlich von den echten getrennt. Noch
weniger auffallend ist das Vorhandensein der beiden an-
deren falschen Stücke; denn das eine (I B) ist nach einem
echten gemacht, das andere (III A i) ein sehr guter
silberner Abguss von einem goldenen Original. Der gute
Geschmack des alten Besitzers zeigt sich -—- ausser in
dem Besitz einiger besonders schöner Münzen — in der
Anordnung der Stücke. Auf der einen Seite des Ge-
fässes erscheinen nur Köpfe, auf der anderen nur andere

Vorderseite.
Bilder, so dass die Vorderseite des Pallaschs also fast
nur Vorderseiten von Münzen zeigt und die Rückseite
fast nur Rückseiten (Ausnahmen siehe unten II A io,
II B 9 und III B i). Umgekehrt sind am Rande des
Knaufes die vier Köpfe hinten und die vier Rückseiten
(lauter Tiere) vorn angebracht; diese acht Stücke scheinen
auch etwas beschnitten zu sein, weil sie zu gross waren,
während alle andern wohl ihren richtigen Umfang be-
halten haben. Die Vorderseite des Knaufes ist mit der
schönsten aller Münzen, einem der berühmten syrakusa-
nischen Dekadrachmen, geschmückt; die Rückseite da-

gegen nimmt ein Stück aus falschem Stempel ein, dessen
Wahl vielleicht durch das militärische Bild, den siegreichen
Kaiser an der Kriegstrophäe, bestimmt worden ist. Die
beiden nächstgrössten Stücke zieren die Mitte der Parier-
stange, auf der Klinge; es sind Vorder- und Rückseite
von zwei gleichartigen Tetradrachmen. Und während
die übrigen Münzen an der Parierstange gewöhnliche
Denare sind, erscheinen an den beiden Enden sowie an
der Stelle, wo der Griffbügel ansetzt, grössere Stücke;
die letzteren sind überdies so gedreht, dass sie besser
von dem einen Teil zum andern hinüberleiten. Auch
den oberen Abschluss des Griffsbügels bilden zwei solche
grössere Münzen. Und endlich sei darauf hingewiesen,
dass die Köpfe an der Parierstange alle nach der Mitte
zu sehen: die auf der linken Seite sind (ebenso wie die
am Griffbügel) rechtshin, die auf der rechten Seite
linkshin gewendet.
Die Bestimmung der Münzen — d. h. die Fest-
stellung, von wem jedes einzelne Stück geprägt ist —
war dadurch erschwert, dass immer nur eine Seite sichtbar
ist, während die andere durch die Befestigung am Pallasch
unzugänglich geworden ist. Die früher einmal von an-
derer Seite ausgesprochene Vermutung, dass die Münzen
zerschnitten und die zusammengehörigen Hälften einander
gegenüber angebracht wären, war irrig; thatsächlich sind
die sich entsprechenden Stücke in keinem einzigen Falle
Vorder- und Rückseite derselben Münze, und es wäre
überhaupt nicht möglich gewesen, die grösstenteils nur
2 mm starken Denare sauber zu spalten. Wir haben
lauter ganze Münzen vor uns, und in den meisten Fällen
ist es auch so möglich gewesen, sie auf Grund der sicht-
baren Seite genau zu bestimmen; wo Unsicherheit besteht,
ist das ausdrücklich gesagt; unbestimmbar sind nur zwei
Stücke geblieben (II A 3 und II B l).
— Die Reihenfolge der Münzen in
dem folgenden Verzeichnis ist die, dass
zuerst der Knauf (I), dann die Parier-
stange (II), zuletzt der Griffbügel (III)
beschrieben wird, und zwar überall zu-
nächst die Vorderseite mit den Köpfen
(A) und darauf die Rückseite mit den
Bildern (B). Die Beschreibungen
sind so gehalten, dass für die sichtbaren
Seiten Bild und Schrift genauer ange-
geben sind, während dahinter in eckigen
Klammern von der nicht sichtbaren Seite
nur das Bild kurz angedeutet ist. Er-
klärungen der Typen habe ich im all-
gemeinen nicht hinzugefügt, weil das
zuviel Platz eingenommen hätte. Dagegen schien es
nützlich, Datierungen und Ci täte beizufügen, letzteres
um gegebenen Falles die Münzen in den massgebenden
Werken aufsuchen zu können. Für die meisten Münzen
am Pallasch war das Werk von E. Babeion, Description
historique et chronologique des monnaies de la Republique
romaine (Paris 1885/86), zu citieren; die auf diesen
Münzen erscheinenden Namen sind die der Münzmeister
oder anderer mit der Prägung beauftragten Beamten;
die für diese Serien gebräuchliche Bezeichnung „Familien-
münzen“ führt irre und sollte lieber vermieden werden.
Die Citate für die wenigen anderen Stücke sind an ihrem
Ort deutlich angegeben. Die Abkürzungen Vs. und Rs.
bedeuten Vorderseite und Rückseite, 1. und r. = links-
 
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