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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 10
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Preradović, Duschan: Das Ringelstechen von Sinj in Dalmatien (Die Halka)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0295

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io. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

279

48. Wird auf diese oder jene Weise der Sieger
in Erfahrung gebracht, so hat dieser, begleitet von
seinen Sekundanten und den Adjutanten, sämtliche
beritten vor dem Turnierwart und den Schieds-
richtern zu erscheinen, wo er als Sieger ausgerufen
wird. Sodann befestigt ihm der Turnierwart, dem
alten Brauch gemäss, eigenhändig auf die Lanzen-
spitze ein doppeltes schwarz-gelbes Band und vier
Ellen scharlachfarbenen Tuches als Siegesabzeichen.
Der Trompeter stimmt dazu eine muntere Weise an.
Nach beendeter Schmückung des Siegers ruft der
Turnierwart mit weit vernehmbarer Stimme: ,,Zivilo
Njegovo Velicanstvo nas cesar i kralj!“ (,,Es lebe
Seine Majestät unser Kaiser und König!“)
49. Nach nunmehr beendetem Schauspiele wird
in der gleichen Marschordnung abgezogen und unter
dem Klange und Schalle der Instrumente defiliert.
Der Turnierwart, der Sieger und der Alaj-Caus
werden bis zu ihren Behausungen feierlich begleitet.
Kapitel XI.
Das Gastmahl.
50. Das Reiterspiel findet seinen Abschluss in
einem Gastmahle, das vom Sieger veranstaltet wird
zur Ehrung aller Teilnehmer am Rennen, wozu die
Civil- und Militärbehörden, sowie die hervorragen-
deren Notablen des Marktes eingeladen werden.

Dies die „Satzungen“ der in ganz Dalmatien,
dem Okkupationgebiete und überhaupt am ganzen
Balkan bei den Südslaven berühmten und beliebten
Halka, eines Spiels, das von weit und breit die
Neugierigen und Sachverständigen zu Tausenden
anzulocken versteht.
Ausser dem kaiserlichen Besuche im Jahre 1818,
kann sich Sinj berühmen, noch vor zwei gekrönten
Häuptern die Halka ihnen zu Ehren veranstaltet
zu haben, und zwar suchte weiland Sr. Maj. König
Friedrich August II. von Sachsen, am 8. Juni 1838
den bescheidenen weltvergessenen dalmatinischen
Gebirgsmarkt auf. Dem Sieger im Ringelstechen
wurde vom gütigen Könige eine goldene Uhr ge-
schenkt. ')
7) Dieser Königsreise in Dalmatien verlohnt es, obwohl
mit dem eigentlichen Gegenstände der Darstellung in keinem
Zusammenhänge als dem oberwähnten stehend, einige Worte
der Erinnerung zu weihen. Es war im Mai 1837, als Graf
Blagaj, ein Nachkomme des berühmten kroatischen Geschlechtes
gleichen Namens, auf einem Berge bei Laibach eine beson-

Anlässlich der grossen dalmatinischen Reise
im Jahre 1875 beehrte Seine Majestät der Kaiser
und König Franz Josef der I. auch Sinj mit einem
mehrstündigem Besuche. Bei der stattgefundenen
ausserordentlichen Halka wurde der Sieger eines
prachtvollen, vom geliebten Monarchen gespendeten
Ringes teilhaft.

dere Pflanze fand, die er zur Bestimmung der Art .an den
damaligen Adjunkten des Laibacher Museums, J. Freier, ein-
sandte. Freier erkannte in der Pflanze eine bisher unbekannte
Spezies Daphne und benannte sie nach dem Entdecker „Daphne
Blagajana<c. Als König Friedrich August von dieser Ent-
deckung hörte, erwachte in ihm der Wunsch, diese Pflanze,
die sich auch durch besondere Schönheit auszeichnete, an dem
Orte ihres Wachstums zu pflücken. Dem Wunsche folgte
im Frühjahr 1838 die Ausführung. Dem König wurde in Lai-
bach ein gar schöner Empfang bereitet. In Laibach mag
König Friedrich August von der reichen Gebirgsflora Dalma-
tiens und Montenegros gehört haben und er beschloss, seine
Reise in diese Länder fortzusetzen. Am 20. Mai 1838 schiffte
sich König Friedrich August auf dem elegant ausgestatteten
Schiffe „Graf Mitrowsky“ nach Dalmatien ein. In seiner Be-
j gleitung befanden sich der Geheimrat Minkwitz, der Adjutant
Mandelsloh, der Leibarzt Dr. Ammon, sowie nebst anderen Per.
sönlichkeiten auch der Botaniker Dr. Barth. Biasoletto, der die
ganze Reise beschrieben hat, und dem auch diese Darstellung
zu verdanken ist. Am 20. Mai traf das Schiff in Zara ein,
worauf es nach Sebenico weiter ging, woselbst der König die
berühmten Kerka-Fälle besichtigte. In rascher Folge wurde die
Reise nach Trau, Salona und den Inseln Lesina und Lissa
fortgesetzt. Am 25. Mai war der König auf Curzola, wo er
sich mit topographischen Aufnahmen beschäftigte. Auf der
Halbinsel Sabbioncello bestieg König Friedrich August den
Berg Vipera, von wo sich ein prachtvoller Anblick darbietet,
der auch den König entzückte. In Ragusa durchforschte
König Friedrich August die ganze Umgebung. Am 30. Mai
fuhr er nach Cattaro und von da nach Montenegro. Von
Cetinje aus besuchte der König Budua, Perasto, Slano und
Fort Opus und machte dann einen Spazierritt nach dem
nahen Metkovic, von wo er sich per Schiff nach Makarska
-begab. Der König bestieg den sehr beschwerlichen Berg Bio-
kovo bis zu dessen höchster Spitze. Die botanische Ausbeute
soll sehr ergiebig gewesen sein. In Makarska erfreute sich
der König an den ungeheuchelten loyalen Kundgebungen der
Bevölkerung. König Friedrich August war an diesem Tage
volle sechzehn Stunden auf den Füssen gewesen. Die Zähig-
keit und Ausdauer des Sachsenkönigs rief denn auch die all-
gemeinste Bewunderung der Bevölkerung hervor. Am 7. Juni
war der König in Almissa und am nächsten Tage, wüe schon
oben erwähnt, in Sinj. Über Klisa ging es nun nach Spalato
und von da nach Ossero auf der Insel Cherso. In Lussin-
piccolo botanisierte der König einen ganzen Tag. Am 9. Juni
traf der König in Fiume ein und begab sich von hier aus nach
Tersatto und Volosca. König Friedrich August bestieg auch
den Monte Maggiore, den höchsten Berg von Istrien, konnte
aber des Regens wegen die schöne Aussicht nicht gemessen.
Der König begab sich noch nach Adelsberg in Krain, wo er
sich von seiner Begleitung verabschiedete und nach Sachsen
zurückkehrte.
 
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