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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 10
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Potier, Othmar: Die Paradewaffen der erzbischöflichen Trabanten am Hofe von Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0297

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io. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

2ÖI

zu und sind zum Teil mit Schuhen aus graviertem
Bein versehen. Das Gewicht dieser Waffen schwankt
zwischen 1500 und 2800 Gramm.
Über die Künstler, welche diese Helmbarten,
Cousen und Partisanen mit geübter Hand durch
Ätzmalerei verschönten, über die Erzeugungsstätte
dieser Waffen vermochte ich ungeachtet aller Um-
frage nichts Sicheres in Erfahrung zu bringen. Der
Herr kaiserliche Rat Dr. A. Petter in Salzburg
hatte die Liebenswürdigkeit, diese Bestrebungen werk-
tliätig durch die Durchsicht alter Salzburger Bürger-
bücher zu unterstützen, wofür ich ihm hier danke.
Dr. Petters Ausführungen finden sich am gehörigen
Orte von Fall zu Fäll erwähnt.
Abgesehen von ihrer künstlerischen Zier, werden
diese Prunkwaffen besonders wertvoll durch ihre
beglaubigten Beziehungen zu Persönlichkeiten, welche
der Geschichte angehören. Dieser Umstand, in
Verbindung mit der Erwägung, dass der einzelne
Sammler sich gern über den Lebensweg einer
Person, deren Einwirken auf die Geschicke ihres
Volkes unterrichten möchte, von welcher er eine
Waffe bewahrt, dieser Wunsch aber in der Reeel
deshalb unerfüllt bleibt, weil dem einzelnen nicht
immer die einschlägigen heraldischen, genealogischen
und geschichtlichen Werke zugänglich sind, be-
gründet wohl hinlänglieh die Beigabe der biogra-
phischen Skizzen zu dieser waffengeschichtlichen
Studie, Avobei ich vorzüglich mich auf Zauners um-
fangreiche „Chronik von Salzburg" stütze.
Die älteste bekannte Prunkwaffe der erzbischöf-
lichen Trabanten Salzburgs ist eine Partisane mit
dem Wappen des Erzbischofs Khuen v. Belasy
(I, 1—2). Auf beiden Flächen der Klinge erscheint-
die zweite Variante des Wappens dieses Kirchen-
fürsten (Siebmacher 44, 2)4) und zum ersten Male
das Schwert neben- dem Krummstab.
Johann Jacob Khuen v. Belasy entstammte der Ehe
des Ritters Jacob K. v. B. in Lichtenberg mit der Magdalena
Fuchs v. Fuchsberg. Er war zuerst Domdechant zu Brixen
und erhielt später eine Pfründe beim Kapitel in Salzburg.
Den erzbischöflichen Stuhl bestieg er im November 1560 und
starb am 4. Mai 1586. Seine Regierungszeit ist angefüllt mit
religiösen Gärungen im Lande, welche Bauernunruhen zei-
tigten. Der Erzbischof, ein Mann, begeistert für alles wirklich
Grosse, baute die Veste Hohenwerfen aus und rang die Strassen
durch den Pass Lueg und durch das wilde Fritzthal nach Rad-
stadt den Felsen ab.
Von dem Nachfolger dieses Erzbischofs, dem
Wolf Dietrich v. Reitenau, sind mir drei ver-
schieden datierte Helmbarten (I, 3) bekannt. Die
eine führt der Katalog der im Jahre 1898 in Köln
versteigerten Sammlung Berthold unter Nr. 296 an.
Die dort angegebene Jahreszahl 1585 beruht wohl
auf einem Versehen des Ätzmalers, weil Wolf Dietrich
erst zwei Jahre später zum Erzbischof erwählt wurde,
und die Abbildung dieser Waffe berechtigten Zwei-
feln an der Echtheit derselben nicht Raum giebtj
4) J. Siebmachers Wappenbuch, T. Bd., 5. Abt., I. Reihe,
Bistümer u. Klöster.

dass endlich der jugendliche Domherr v. Reitenau
schon zwei Jahre vor seiner Wahl zum Erzbischof
eigene Gardisten besessen und diese mit Prunk-
waffen ausgestattet haben sollte, ist doch unwahr-
scheinlich. Um wenige Jahre jünger sind Helmbarten,
welche in einer Kartouche ganz an der Spitze der
die Stossklinge schmückenden Ätzmalerei in arabi-
schen Ziffern die Jahreszahl 1589 aufweisen. Bei
einer dritten Gruppe bemerkt man an dieser Stelle
in römischen Ziffern die Jahreszahl 1611. Während
die beiden ersten Gruppen das heraldisch richtige
(Siebmacher 44, 3) Wappen dieses Erzbischofs er-
kennen lassen, fand unser verehrtes Vorstandsmit-
glied, Herr A. Schönberg-Diener, an dem mir zur Ver-
fügung gestandenen Exemplar der Gruppe 3 das-
selbe gänzlich verzeichnet. Denn während das
Wappen des Erzbistumes stets entweder als Schild-
haupt oder als Herzschild, oder in den Feldern 1
und 4 steht, tritt das, was wie das Salzburger
Wappen aussieht — der wagrechte Querbalken
erscheint in einen Schrägbalken umgewandelt — in
den Feldern 2 und 3 auf. Ich benutze die Ge-
legenheit, um Herrn Schönberg neuerlich an dieser
Stelle für seine gütige Unterstützung zu danken.
An dieser Helmbarte gewahrt man das hier
abgebildete Zeichen, welches wohl als
ein Ätzmonogramm oder als die Marke
des Klingenschmiedes zu deuten sein wird.
Die Salzburger Bürgerbücher erwähnen einen Caspar
Schmit, der von 1600—1618 Büchsenmeister war.
Es ist möglich, dass ein naher Verwandter dieses
Büchsenmeisters das Gewerbe eines Ätzers oder
Waffenschmiedes ausübte.
Wolf Dietrich v. Reitenau wurde am 26. März 1559 als
Sohn des Obersten Hanns Werner v. R., Herrn in Langen-
stein am Bodensee, und der Helene Gräfin I-Iohenems geboren.
Von der Wiege an zum geistlichen Stande bestimmt, erhielt
der Knabe seine Erziehung in Rom und wurde später Dom-
propst zu Basel. Im Jahre 1578 kam er ins Salzburger Ka-
pitel, welches" den gewandten Mann, der sechs Sprachen be-
herrschte, am 3. März 1587 zum Erzbischof wählte. In diesem
Amte erwarb sich WolfDietrich bald dieZuneigung des gemeinen
Mannes, wie auch der gelehrte Kirchenfürst auf dem Reichs-
tage zu Regensburg (1546) durch sein scharfes Urteil glänzte.
Zwistigkeiten mit dem Domkapitel nötigten den Erzbischof zur
Flucht nach Kärnten, wo er bei Gmünd am 28. Oktober 1611
von ihm nachsetzenden bayerischen Reitern gefangen und nach
einer vierwöchentlichen Flaft in Hohenwerfen nach Salzburg
in festen Gewahrsam gebracht wurde. Am 7. März 1612 ver-
zichtete er auf seine Würde; am 16. Januar 1617 erlöste der
Tod den Gefangenen in der Veste Hohensalzburg. So endete
seine irdische Laufbahn ein hochgebildeter Mann, ein Freund
der Wissenschaften und Künste, welchem, wenn er sich im
Glück gemässigt hätte, und als Geistlicher von reineren Sitten
gewesen wäre, nichts gefehlt hätte, um einer der grössten
Fürsten zu sein.
Die Gardisten des Erzbischofs Marcus S i 11 i c u s
Grafen Hohenems führten Helmbarten und Cousen
(I, 4—6), deren Wappenschild den rechts aufspringen-
den Steinbock (Siebmacher 44, 4) zeigt. Die Stoss-
klinge der Helmbarte weist auf der einen Seite
in arabischen, auf der anderen in römischen Ziffern
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