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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 11
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0348
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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

2

von Artzberg ist mit einer Steinschlossflinte (Jahreszahl
1651) im Fürstl. Zeughaus zu Schwarzburg vertreten.
Über Johan Gsell, wohl dem bedeutendsten aus dieser
Büchsenmacherfamilie, ist dem „Schleizer Bürgerbuch
von 1648 bis 1756“ zu entnehmen, dass der Meister
1668 daselbst Bürger geworden ist. Im „Kirchenbuch“
befinden sich folgende zwei Einträge:
„1. Dienstag den 1. September 1668 wurden getraut
Johann Gsell, Reuss-Plauischer Bedienter und Büchsen-
macher allhier, Herrn Aegiclii Gsell, Bürgermeisters zu
Artzberg, sei. nachgelass. ehel. Sohn, und Jungfrau Anna
Maria, Herrn Matthäi Grüglings, Goldschmieds allhier,
ehel. Tochter.
2. Montag, den 12. Juli 1669 wurde getauft
Johann Gsells, Büchsenmachers, Söhnlein Heinrich.
Gevattern:
1. Der Hochgeborene Herr Heinrich IV. jüng. L.
Reuss, Herr von Plauen u. s. w.
2. Der Hochgeborene Herr Heinrich XI. jüng. L.
Reuss, Herr von Plauen u. s. w.
3. Herrn Georg Ernst Wüstner, Hofmeisters Weib.“
Die Herkunft Johann Gsells, die Stellung, welche er
in Schleiz begleitete, sowie das Ansehen, das er bei
seinen Brotherren genoss, geht aus vorstehenden Auf-
zeichnungen so klar hervor, dass wir nichts hinzuzufügen
brauchen.
Von den Arbeiten des Meisters sind uns, ausser der
oben beschriebenen Büchse, die folgenden bekannt:
Eine Büchse im Skokloster bei Stockholm, gez.: Johan
Gsell, Mühldorf, 1655; eine dergl. im Musee d’Artillerie
zu Paris, gez.: Johan Gsell, 1657 (ohne Angabe des
Ortes); ein Tesching in der Herzog!. Rüstkammer zu
Altenburg, gez.: Johan Gsell, Artzberg 1660; weiter eine
Büchse im Fürstl. Zeughaus zu Schwarzburg, gez.: Schleiz,
Joh. Gsell, 1669 J). Da wohl angenommen werden darf
dass der 1655 in Mühldorf (wahrscheinlich M. bei,
Krems in Nieder-Österreich) und dann 1660 in Artzberg,
arbeitende Johann Gsell mit dem später in Schleiz vor-
kommenden Meister gleichen Namens identisch ist, so
wäre damit, neben einigen für unsere Forschungen nicht
unwichtigen Personalien, die Schaffensperiode dieses be-
deutenden Büchsenmachers zwischen 1655 und 1688
nachgewiesen. Nur Geburts- und Todesjahr waren nicht
zu ermitteln.
Über die Fürstl. Salm-Reifferscheidtsche Waffen-
sammlung, die, ausser der Büchse mit G1 as m an t e 1, noch
manches andere interessante Stück enthält, ist ein Inven-
tarium unter Beigabe von über 100 Meister- und Be-
schauzeichen im Druck begriffen, das in einer beschränkten
Anzahl von Exemplaren durch den Buchhandel zu be-
ziehen sein wird.
M. v. Ehrenthal.
Bericht über das erste Semester 1904/05 des
Dresdner Waffengeschichtlichen Seminars.
Mitglieder:
Hauptmann z. D. Oskar Baarmann, Vorstand der Kgl.
Arsenalsammlung,
Alfons Diener-Sch önberg.
i) Vergl. C. A. Ossbahr, das Fürstliche Zeughaus zu Schwarz-
burg, dem wir die Zusammenstellung der Arbeiten der Familie
Gsell zum Teil entnommen haben.

Dr. Erich Haenel, Assistent am Kgl. Historischen
Museum und an der Kgl. Gewehrgalerie,
Dr. Karl Koetschau, Direktor des Kgl. Historischen
Museums und der Kgl. Gewehrgalerie,
Oberst a. D. Hans von Kretschmar (zunächst als
Hospitant),
Dr. Hermann Anders Krüger,
Hauptmann Alfred Meyer, Adjutant der 2. Infanterie-
Brigade Nr. 46,
Dr. Furtunat von Schubert-Soldern, Direktor der
Kupferstichsammlung weil. S. Maj. des Königs
Friedrich August II.,
Oberst a. D. Moritz Thierbach.

Die historische Waffenkunde wird schwerlich jemals
eine akademische Vertretung finden. Denn da die Univer-
sitäten zunächst auf die Berufsbildung ihr Augenmerk
i richten müssen, Fächer von allgemeinem Bildungswert
aber nur so weit berücksichtigen können, als eine grosse
Teilnahme für sie vorausgesetzt werden darf, so ist es
ihnen unmöglich, sich um die Waffenkunde zu kümmern,
die, mag sie auch noch so viele Gebiete der Lebensbe-
thätigung eines Volkes berühren, doch nur als ein ein-
zelner Zweig der Kulturgeschichte sich darstellt. Die
höheren militärischen Bildungsanstalten hätten zwar der
Gründe genug, um für eine Vertretung der historischen
Waffenkunde ebensogut zu sorgen wie für die der
Kriegsgeschichte, solange aber ihr Arbeitsprogramm in
der gleichen Anordnung und Ausdehnung wie bisher
bestehen bleibt, ist auch hier für die Waffenkunde nichts
zu hoffen.
So bleiben denn unter den öffentlichen Anstalten
allein die Museen, die für den wissenschaftlichen Ausbau
der Waffenkunde zu sorgen haben. Denn der Verein
für historische Waffenkunde kann seiner beschränkten
Mittel wegen nicht mehr tun, als das Zerflattern der
Einzelarbeit hindern. Die zu diesem Zweck von ihm
herausgegebene Zeitschrift hat sich nun in der That zu
einem Sammelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit aus-
gewachsen. Aber da doch nicht nach einem festen
Programm in ihr gearbeitet werden kann, sondern nur
-— die wissenschaftliche Brauchbarkeit vorausgesetzt —
das abgedruckt wird, was der einzelne, sei es aus Neig-
ung für ein bestimmtes Gebiet, sei es im Zusammenhang
mit seiner Berufsthätigkeit, der Bearbeitung gerade für
wert erachtet hat, so wird sie der Waffenkunde auf ihrem
Entwicklungsgang niemals als Pfadfinderin, sondern nur
als Begleiterin dienen können. Die Waffen-Museen aber
sind sehr wohl in der Lage, systematisch vorzugehen,
sobald es ihnen gelingt, einen bestimmten Stamm wissen-
schaftlicher Arbeiter zu bilden.
Dies waren die Erwägungen, die den Bericht-
erstatter zur Begründung eines Waffengeschichtlichen
Seminars veranlassten, das er sich von vornherein in
enger Verbindung mit dem von ihm geleiteten Museum
dachte. Für die erste Zeit konnte es nur darauf an-
kommen, die Plerren, die daran teilnehmen wollten, ge-
wissermassen aneinander zu gewöhnen, es musste also der
Plan für das erste Semester so locker als möglich ge-
halten werden. Deshalb wurde von den Mitgliedern be-
schlossen, daß für diese Zeit jeder zur Bearbeitung sich
auswählen könne, was er wolle, um zunächst einmal zu
erpi'oben, ob er für seine Thätigkeit auf gemeinsame
 
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