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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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11. Heft
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Diener von Schönberg, Alfons: Das Fürstliche Zeughaus zu Schwarzburg: Festschrift zur Hauptversammlung des Vereins für historische Waffenkunde in Blankenburg 24. bis 26. Juni 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0383
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354

A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG

IV. BAND

schlage und auf dem Schubdeckel des Kolbens in ganzer Figur ein Offizier mit Sponton. Der
Hahn ist graviert, die Raddecke und Beschläge von Messing. Der 74 cm lange, achtkantige Lauf,
der teilweise mit Laubwerk graviert ist, trägt eine Marke, die Ossbahr (s. d.) als die des Martin
Gummi in Culmbach (erste Hälfte des 17. Jahrhunderts) nachweist.
Eine Seltenheit in der Signierung- stellt die Büchse Nr. 948 dar, insofern der 92 cm lange,
achtkantige Lauf die Bezeichnung durch einen Gesellen trägt. Dieselbe lautet: GEORG ALT
von BRAG F BEY GABRIEL DORN 1662, und nennt also auch noch den Meister, in dessen
Werkstatt Alt arbeitete. Das Radschlofs ist mit Stecher versehen. Der Schaft, der nur wenig
Verzierung aufweist, ist etwas früher (datiert 1656). — Von vornehmer Wirkung- durch die einfache,
nur durch einige Stahlstifte gehobene Schnitzerei ist der Schaft der Büchse Nr. 951 (siehe Abb.).
Der Hahn und das Schlofsblech sind graviert, letzteres zeigt eine Darstellung des Orpheus, der eine
Bafsgeige spielt. Die schön gearbeitete Raddecke ist von Messing, ebenso der Knopf des Pfannen-
schiebers, der hier durch die Figur eines Jägers gebildet wird. Der 98,5 cm lange Lauf trägt die
Bezeichnung „HHW 1674“ (wohl „Hans Wohlfardt“), das Schlofs „Sallfelt“, und auch der durch-
brochene Bügel zeigt diesen Ortsnamen. Dadurch erkennen wir in der Büchse diejenige, welche in
den alten Inventaren als „Die lange Saalfelderin“ erscheint. — Die kleine Büchse Nr. 955 verdient
hervorgehoben zu werden weg'en des aufserordentlich schönen und feinen Dekors des —- mit
H. F. 1679 bezeichneten — Schaftes, der in sehr reicher und dabei äufserst geschmackvoller Weise
mit Eisenfiligran eingelegt ist. — Ein sehr interessantes Schlofs befindet sich an der Büchse Nr. 963
(siehe Abb.), und man erkennt, dafs praktische Erwägungen zu seiner Konstruktion geführt haben.


Hier hat man nämlich nicht nur alles Federwerk, sondern auch das Rad selbst auf die Innenseite
des Schlofsblech.es verlegt, so dafs dieses aufsen keine andere Erhebung zeigt als nur das vier-
kantige Ende der Radwelle. Ein Pfannenschieber ist unnötig, weil der Hahn so geformt ist, dafs
er, wenn niedergeklappt, die Pfanne vollständig verschliefst; der Stein ist innen in einer Aushöhlung
des Hahnes angebracht. Es leuchtet ohne weiteres ein, dafs diese Beseitigung aller hervorstehenden
Teile sehr viel Vorteil mit sich brachte. Bezeichnet ist das Schlofs, das mit hübscher Gravierung
g-eschmückt ist, von IT. B. WENZEL, ILMENAV. Der achtkantige Lauf ist 1,11 m lang, der Schaft
weist wenig Verzierung auf. — Aufserordentlich reichen Schmuck trägt dagegen wieder der Schaft
der Büchse Nr. 968 (siehe Abb.) vom Ende des 17. Jahrhunderts. In prachtvoller Schnitzerei sind
hier allerlei äufserst lebendig anmutende Jag'dszenen ang-ebracht, die untereinander durch geschmack-
volles Rankenwerk verbunden sind. Bezeichnet ist der Schaft mit I. M. Das Rad liegt inwendig
am Schlofsblech, der ITahn ist graviert. Der 80,5 cm lange achtkantige, später runde Lauf weist
keine Besonderheiten auf. — Durch die Form des Kolbens interessant ist auch die Büchse Nr. 978
(siehe Abb.). Derselbe ist nämlich derartig geschweift, dafs man beim Schiefsen zwar rechts anleg-en,
aber mit dem linken Auge zielen konnte. Auf der Oberseite trägt er einen Messingknopf als Stütz-
punkt für den Daumen. Diese „linckgeschäffte und etwas verbeinte Kugelbüchsse“ wird schon in
dem Inventar der Rüstkammer zu Rudolstadt vom Jahre 1686 aufg-eführt. Bei dem Schlosse sind
alle Federn auf die Innenseite des Schlofsbleches verlegt, der Hahn ist graviert. Der 74 cm lange
Lauf ist ein kurzes Stück achtkantig, dann rund und hat ein Kaliber von 19 mm. — Eine merk-
würdige, flaschenartige Kolbenform hat auch die kurze Büchse Nr. 975 (siehe Abb.). Als Ver-
zierung sind Drachen von graviertem Eisen in den Schaft eingelegt, auch der Hahn weist Gravierung
auf. Des bequemeren Plaltens weg'en hat der Griffbügel unterhalb des Drückers eine löffelartige
Verbreiterung. Der Lauf ist bei einem Kaliber von 17 mm nur 49 cm lang.
Von den vorhandenen Tschinken mit kurländischen Radschlössern seien drei in Abbildung-en
gebracht. Der Lauf von Nr. 934 ist 91 cm lang, achtkantig und verstärkt sich nach der Mündung
 
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