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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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7. Heft
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Gohlke, Wilhelm: Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0216
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Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters
Von W. Gohlke

Um gröfsere Fernwirkung für Kampf und
Jagd zu erreichen, als sie die Hand und
die Schleuder zu geben vermochte, er-
fand der Mensch den Bogen.
Die Kraft von dessen Pfeile genügte aber
nicht, widerstandsfähigere Ziele zu zerstören. Dem

Schon den Römern, denen diese Geschütze von
den Griechen überkamen, fehlten die Fertig-
keiten der griechischen Techniker; ihr Fabrikat
erreichte nie die Güte des in den älteren Maschinen
gebrauchten Materials. Diese Tatsache und die
Schwächen der Torsionsgeschütze, die auch schon


Fig. 6 a.
Römisches Wurfgeschütz (Onager, Skorpion) auf der Saalburg. Rekonstruiert von Oberst Schramm, Metz.

Bestreben, dies durch Vergröfserung des Bogens
zu erreichen, waren enge Grenzen gesteckt. Man
mufste nach wirksameren Kräften suchen und
fand sie in der Spannungselastizität von Tier-
sehnen oder von Haarbündeln — Spannerven —
indem man Knebel durch die Bündel steckte und
diese durch Anziehen der Knebel in Drehung,
die einzelnen Schläge des Bündels aber in
Spannung auf Zug versetzte. Die anspannende
Sehne, die die Enden der Knebel verbindet,
wirkt, losgelassen, alsdann auf das Geschofs. So
entstanden die Torsionsgeschütze. Sie erforderten
eine umfassende Sachkenntnis für die Auswahl
des Materials und eine grofse Geschicklichkeit
für die Anordnung und Behandlung der Spann-
nerven, die in genügendem Mafse nur von den
alten griechischen Konstrukteuren erreicht wurde.

von den alten griechischen Konstrukteuren er-
kannt waren, führten dazu, als es galt, noch
widerstandsfähigere Ziele als früher zu zerstören,
die Wurfkraft aus g-ewaltigen Maschinen zu ge-
winnen, bei denen man den langen Arm zwei-
armiger Hebel benutzte, um die Geschosse fort-
zuschleudern. Wo gewaltige Wirkungen am Ziel
nicht erforderlich waren, kehrte man wieder zum
Bogen zurück, den man durch Ausnutzung der
Elastizität des Stahls kraftvoller und durch Hin-
zufügen eines Schaftes handlicher gestaltete.
Die Namen der Geschütze geben selten ein
zutreffendes Bild von dem Wesen ihrer Träger.
Derselbe Name geht oft auf die verschiedensten
Geschütze über; neu auftretende Formen erhalten
die Namen ihrer Vorgänger, mit denen sie Ähnlich-
keit haben oder deren Zwecke sie weiter verfolgen;

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