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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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4. Heft
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Gessler, Eduard Achilles: Waffengeschichtliche Studien aus der Schweiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0141
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4. HEFT

E. A. GESSLER, WAFFENGESCHICHTLICHE STUDIEN AUS DER SCHWEIZ

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philosophischen terminus technicus mufs das
Wort nutra (neutra) im späten mittelalterlichen
Latein eine erweiterte andere Bedeutung- erhalten
haben und auf etwas Spezielles bezogen worden
sein. Im Zusammenhang unserer Stelle mufs
„nutra“ unbedingt zu einem Bestandteil der
Rüstung gehören und mit dem „behenk“ in
engem Verhältnis stehen. Sicher sind die übrigen

henk hätten wir dann die zur Deckung des Ge-
sichts, des Halses und der Schultern an dieser
Kappe befestigte herabhängende eigentliche Hals-
berge aus Kettengeflecht zu betrachten.1)
Die Bedeutung des nachfolgenden „goler“ ist
klarer, es ist das mittellateinische collare, collarium,
frz. collier2) Göller, Koller, gleichbedeutend mitHals-
berg. Diese Schutzwaffe, die ursprünglich nur den


Wappenschild, eingelassen in der Mauer des ehemaligen Wirtshauses „zum
Röfsli“ hoch über der Tür, Eingang vom Tanzgäfslein, Eckhaus Eisen-
gasse 18. Basel. Abgebrochen Juni 1910. Höhe 41 cm. Histor. Museum,
Basel. St. O. Kreuzgang

Teile der Rüstung zu erkennen, deren Erläuterung
noch folgen wird, der Göller, Lentner, das Panzer-
hemd, das Bruststück und der Kesselhut, ferner
Mantel, Leibrock, Kapuze und Schwert; dabei
mangeln aber noch zwei wichtige Stücke: die
unter dem Helm getragene Kappe (Hirnhaube) und
der Halsschutz, die Halsberge. Wir werden kaum
fehlgehen, wenn wir unter „nutra“ eben etwas
eigentlich Gleichgültiges, das selbstverständlich
zur Rüstung gehört, verstehen,. nämlich eine
Kappe aus Leder oder gestepptem Stoff mit
dicker Wollunterlage, vielleicht sogar noch durch
eine Eisenhaube von Halbkugelgestalt verstärkt,
welche unter dem Helm getragen wurde; im Be-

Hals und dieSchultern deckte,bestand entweder aus
Kettengeflecht, Panzerkragen, oder aus einem dicken
Kragen von gesteppter Seide oder Leinen mitWoll-
unterlage, auch aus Leder, und war meist am Rande
der Becken- oder Hirnhaube befestigt. Im späteren
Mittelalter wurde dieser Begriff des Kollers er-
weitert und fand Anwendung auf die ganze Schutz-
rüstung, einesteils als Panzerhemd, das bis zu den
Knien reichte, andernteils als Lederrock, der in
h Über das Aussehen des hier erwähnten Kopf-
schutzes siehe die in Anmerkung 2 zitierten Stellen in
Hefner-Alteneck, Trachten usw.
2) Vgl. San Marte, Zur Waffenkunde des älteren deut-
schen Mittelalters, 1867, p. 57.
 
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