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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 3.1929-1931

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Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde, Neue Folge Band 3 (12), April 1931, Heft 10
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Sitzungsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.69976#0272
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SITZUNGSBERICHTE

BAND 3


zerungen wohl zu einem Fußturnierharnisch um 1600 ge-
hört. Die an den Folgen entlanglaufenden doppelten
Zierstreifen entsprechen der Ornamentierung von Har-
nischen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
So wenig wie diese Panzerung dürfte das Fragment im
Musee de la Porte de Hal in Brüssel, das neuerdings von
Buttin für einen Roßharnisch des Koloman Kolmans in An-
spruch nimmt (B. Les Bardes articulees au temps de Maxi-
milien I.) diesem Zweck gedient haben. Offenbar haben
wir es hier, wie auch I. G. Mann in dem angeführten Auf-
satz andeutet, mit dem geschlossenen Achselstück eines
Mannesharnisches zu tun, ähnlich wie am Knabenharnisch
Karls V. in Wien aus der Werkstatt des Konrad Seusen-
hofer, der schon am gotischen Harnisch Kaiser Maximi-
lians von Lorenz Colman in der gleichen Sammlung vorge-
bildet ist.
77. Sitzung am 9. Oktober 1930. Anwesend Frau Dihle
und die Herren Boelcke, Fuchs, Ilgner, Kekule v. Strado-
nitz, Körte, Michelly, Post, Richter, Rohde, Sterzei, Trapp,
Weinitz, als Gast Herr H. Knötel.
1. Herr Bruhn berichtete über eine Neuerwerbung
der Lipperheides ehen Kostüm-Bibliothek des
Grafen Moritz von Sachsen: Mes reveries, ein zwei-
bändiges reich illustriertes posthumes kriegsgeschichtliches
Werk des berühmten Atarschalls v. Frankreich. 1757 in
Amsterdam, Leipzig und Paris herausgegeben nach dem
Originalmanuskript, das der Verfasser im Jahre 1733 seinem
Bruder, dem König von Sachsen, gewidmet hat. Der Refe-
rent beabsichtigt, die Bedeutung dieses Werkes, insbesondere
den Zusammenhang des Druckwerkes mit jenem Original-
Manuskript uniformgeschichtlich demnächst ausführlich zu
behandeln. Hier sei nur kurz von einer für die Zeughaus-
sammlung wichtigen Ermittlung berichtet. Eine Reihe den
Vorschlägen des Moritz v. Sachsen als Illustration beige-
gebenerUniformbilder(Abb.5, 5a), trägt einen merkwürdigen
Helm, die Rückbildung des polnischen Flügelhelms, der
Zischägge, mit erstarrtem Naseneisen. Genau den glei-
chen Helm besitzt nur das Zeughaus (Abb. 6) in einem
Exemplar, das bisher irrtümlicher Weise mit einem laut
Inschrift 1585 in Posen gefertigten polnischen Harnisch,
einem sog. Yussman, vereinigt war. Zweifellos stammt auch
der über 100 Jahre jüngere Flügelhelm mit seinem turban-
artigen Bund aus dem Osten. Die damalige politische Ver-

Abb. 4.


einigung Sachsens mit Polen erklärt hinreichend das Auf-
treten dieser eigenartigen späten Zischägge in der sächsi-
schen Armee. Der Turban tritt übrigens auch in der ver-
silberten Grenadiermütze der kurfürstlichen Leibgarde
unter August dem Starken auf.
2. Besichtigung von vier aus Originalbeständen des
Zeughauses zusammengestellten, vollständig ausgerüsteten
Uniformfiguren aus der Zeit Friedrichs des Gro-
ßen, und zwar: eines Kürassiers, Grenadiers, Husaren und
Dragoners. Herr Knötel, der bei der Aufstellung bera-
tend mitgewirkt hatte, gab dazu eingehende Erklärungen.
78. Sitzung am 13. November 1930. Anwesend Frau Dihle
und die Herren Boelcke, Cloß, Czermak, Eckardt, Ilgner,
E. Kahlert, Kekule v. Stradonitz, Körte, Michelly, Post,
Richter, Rohde, Sterzei, Weinitz, als Gäste Frau Czermak
und Herr Bramm.
1. Herr N. Sterzei berichtet von seiner Besichtigung
des Schlosses Ambras. Nach einem kurzen Rückblick
auf die Geschichte des Schlosses und seiner Sammlungen
ging der Vortragende auf die heute noch dort befindlichen
 
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