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Kapitel IV
kastel und Godramstein, den beiden Wohnsitzen seiner Schwiegereltern, gel-
ten. 261
In München entwickelte zu Beginn der 1890er Jahre Wilhelm Trübner eine
impressionistisch zu nennende Landschaftsmalerei, nachdem er sich seit den
späten 1870er Jahren hauptsächlich mit literarischen und religiösen Sujets be-
schäftigt hatte. 262 1889 setzt eine Reihe von Ansichten des Heidelberger Schlos-
ses den Anfang zu einer Vielzahl von Serien an Landschaftsdarstellungen, in
deren Mittelpunkt meist ein pittoresker, altehrwürdiger Bau steht, so z.B. 1891
das Kloster Frauenchiemsee und 1892 das Kloster Seeon. 263 Doch nur in weni-
gen Werken dieser Serien schafft es Trübner, trotz breiter, pastoser Pinselschrift,
das Veduten- und Panoramahafte zugunsten eines unkonventionellen Blicks auf
das Motiv zurückzudrängen. 264
Eine dem Weimarer Impressionismus vergleichbare Landschaftsmalerei bil-
dete sich in den frühen 1890er Jahren nur bei einer Gmppe von Dresdener Ma-
lern heraus, die das Dorf Goppeln südlich der sächsischen Residenzstadt zu
ihrem sommerlichen Studienort gewählt hatten. Es ist vielleicht kein Zufall, daß
zwei Mitglieder der Gruppe Weimarer Schulung genossen hatten, Wilhelm
Ritter 1883/84 und Paul Baum 1878-1887. Die wichtigsten weiteren Mitglieder
dieses Kreises waren Wilhelm Claudius, Robert Sterl und vor allem Carl Bant-
zer 265 Bantzer, der an der Berliner und Dresdner Akademie ausgebildet worden
war, hatte Anfang der 1890er Jahre durch seine figurenreiche und aufwendig vor-
bereitete Komposition Abendmahlin einerhessischen Dorfkirche, an der er 1889 bis
1892 gearbeitet hatte, Aufsehen erregt. 266 Nebenbei entstanden die ersten Land-
261 Ebd., S. 141-144 - Siehe auch: Hans-Jürgen Imiela, Max Slevogt. Eine Monographie, Karlsruhe
1968, S. 141-153 - Berthold Roland, Max Slevogt. Pßlzische Landschaften, München 1991, bes.
S. 10
262 Klaus Rohrandt, Wilhelm Trübner und die Künstlerische Avantgarde seiner Zeit, in: Kat. zur Aus-
st.: Wilhelm Trübner 1851-1917, Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg, 10.12.1994 -
19.2.1995, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München, 10.3.1995 - 21.5.1995, München 1994,
S. 37-50, S. 45
263 Ebd., S. 46
264 Siehe etwa: Wirtshaus auf derFraueninsel (Landschaft mit Fahnenstange), 1891, Slg. Oskar Rein-
hart, Winterthur; Joseph August Beringer, Triibner. Des Meisters Gemälde, (Klassiker der Kunst
in Gesamtausgaben, 26. Bd.), Stuttgart u. Berlin 1917, S. 183
265 Giinter Krüger, Goppeln bei Dresden, in: Deutsche Künstlerkolonien und Künstlerorte, hg. v. Ger-
hard Wietek, München 1976, S. 130-135 - Zu Bantzers Goppelner Zeit: Bernd Küster, Carl
Bantzer; Marburg 1993, S. 59-66
266 Kat. Ausst. Marburg 1977, Nr. 9
Kapitel IV
kastel und Godramstein, den beiden Wohnsitzen seiner Schwiegereltern, gel-
ten. 261
In München entwickelte zu Beginn der 1890er Jahre Wilhelm Trübner eine
impressionistisch zu nennende Landschaftsmalerei, nachdem er sich seit den
späten 1870er Jahren hauptsächlich mit literarischen und religiösen Sujets be-
schäftigt hatte. 262 1889 setzt eine Reihe von Ansichten des Heidelberger Schlos-
ses den Anfang zu einer Vielzahl von Serien an Landschaftsdarstellungen, in
deren Mittelpunkt meist ein pittoresker, altehrwürdiger Bau steht, so z.B. 1891
das Kloster Frauenchiemsee und 1892 das Kloster Seeon. 263 Doch nur in weni-
gen Werken dieser Serien schafft es Trübner, trotz breiter, pastoser Pinselschrift,
das Veduten- und Panoramahafte zugunsten eines unkonventionellen Blicks auf
das Motiv zurückzudrängen. 264
Eine dem Weimarer Impressionismus vergleichbare Landschaftsmalerei bil-
dete sich in den frühen 1890er Jahren nur bei einer Gmppe von Dresdener Ma-
lern heraus, die das Dorf Goppeln südlich der sächsischen Residenzstadt zu
ihrem sommerlichen Studienort gewählt hatten. Es ist vielleicht kein Zufall, daß
zwei Mitglieder der Gruppe Weimarer Schulung genossen hatten, Wilhelm
Ritter 1883/84 und Paul Baum 1878-1887. Die wichtigsten weiteren Mitglieder
dieses Kreises waren Wilhelm Claudius, Robert Sterl und vor allem Carl Bant-
zer 265 Bantzer, der an der Berliner und Dresdner Akademie ausgebildet worden
war, hatte Anfang der 1890er Jahre durch seine figurenreiche und aufwendig vor-
bereitete Komposition Abendmahlin einerhessischen Dorfkirche, an der er 1889 bis
1892 gearbeitet hatte, Aufsehen erregt. 266 Nebenbei entstanden die ersten Land-
261 Ebd., S. 141-144 - Siehe auch: Hans-Jürgen Imiela, Max Slevogt. Eine Monographie, Karlsruhe
1968, S. 141-153 - Berthold Roland, Max Slevogt. Pßlzische Landschaften, München 1991, bes.
S. 10
262 Klaus Rohrandt, Wilhelm Trübner und die Künstlerische Avantgarde seiner Zeit, in: Kat. zur Aus-
st.: Wilhelm Trübner 1851-1917, Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg, 10.12.1994 -
19.2.1995, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München, 10.3.1995 - 21.5.1995, München 1994,
S. 37-50, S. 45
263 Ebd., S. 46
264 Siehe etwa: Wirtshaus auf derFraueninsel (Landschaft mit Fahnenstange), 1891, Slg. Oskar Rein-
hart, Winterthur; Joseph August Beringer, Triibner. Des Meisters Gemälde, (Klassiker der Kunst
in Gesamtausgaben, 26. Bd.), Stuttgart u. Berlin 1917, S. 183
265 Giinter Krüger, Goppeln bei Dresden, in: Deutsche Künstlerkolonien und Künstlerorte, hg. v. Ger-
hard Wietek, München 1976, S. 130-135 - Zu Bantzers Goppelner Zeit: Bernd Küster, Carl
Bantzer; Marburg 1993, S. 59-66
266 Kat. Ausst. Marburg 1977, Nr. 9