Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zoepfl, Heinrich
Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte: ein Lehrbuch in zwei Bänden (2,1): Geschichte der deutschen Rechtsquellen: compendiarisch dargest. — Stuttgart: Krabbe, 1846

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.47337#0214
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
202 Dritter Zeitraum. III. Opposition gegen das röm. Recht.
auf gestohlene und verlorene Sachen 16), so wie sich endlich auch noch
eine Spur der altdeutschen Lehre von der rechten Gewehr von Jahr
und Tag in der Beschränkung des Gebrauches von possessorischen
Rechtsmitteln auf die Verlheidigung des Besitzes von solchen Immo-
bilien findet, in deren ruhigem Besitze der Kläger wenigstens ein Jam
vor der Störung war 17). Noch gibt es kein deutsches Gesetzbuch, in
welchem das germanische Recht in gleichem Umfange zur gesetzlichen
Anerkennung gekommen wäre 18).
60.
Die neueren Juristen-Schulen.
Die nach der politischen Wiedergeburt Deutschlands und dem Er-
wachen eines kräftigen Nationalgefühles im Volke laut gewordene For-
derung einer allgemeinen deutschen Gesetzgebung hatte auch unter
dem gelehrten Stande eine lebhafte Erörterung veranlasst, und nament-
lich hatten sich die Coryphäen der Jurisprudenz in Deutschland, A. F.
J. Thibaut und N. Th. Gönner einerseits, und F. C. von Savigny
anderseits, in verschiedenem Sinne über die Möglichkeit und Zweck-
mässigkeit einer solchen Codication ausgesprochen x). Hierbei waren
16) Code a. 2279: „En fait des meubles la possession vaut titre. Neanmoins
celui qui a perdu, ou auquel il a ete vole une chose, peut la revendiquer pendant
trois ans, contre celui dans les mains duquel il la trouve.“ — Vergl. Freiburg.
Stadlrecht a. 1120: „Nemo rem sibi quoque modo sublatam repetere vel sibi vin-
dicare audeat, nisi juramento probaverit, eam sibi furto vel praeda fuisse subla-
tam.“ — Sachsensp, II. 36. —
17) Code de Pro cedure a. 23: „Les actions possessoires ne seront rece-
vables qu’autant quelles auront ete formes dans l’annee du trouble, par ceux qui,
depuis une annee au moins, etaient en possession paisible“ etc. — Die im Code
Napol. a. 2060 genannte Besitzklage, la reintegrande, ist nichts anderes als die
Spolienklage. Vergl. Can, 3, Redintegranda, Caus. II. Quaest. 2. —
1S) Bemerkenswerth ist noch, dass der Code Napoleon in jenen Lehren, in
welchen er seine Grundsätze aus den Coutumes, resp. aus dem germanischen Ideen-
kreise schöpft, viel vollständiger und besser redigirt ist, als in jenen Materien, in
welchen er aus dem römischen Rechte schöpft: in diesen ist der Code nicht nur
meistens unvollständig, sondern auch überdiess durchaus sehr flüchtig. —
9 A. F. J. Thibaut, über die Nothwendigkeit eines allgemeinen bürgerl.
Rechts für Deutschland; in dessen civilist. Abhandl. Heidelberg, 1814. — N. Th.
v. Gönner, über Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Erlangen, 1814. —
v. Savigny, über den Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissen-
schaft. (Zuerst) Heidelberg, 1814; (3. Aufl. 1840.) — In der neueren Zeit ist der
 
Annotationen