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Dürer, Albrecht
Albrecht Dürer in seinen Briefen — Leipzig, Berlin: Teubner, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.75394#0036
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Über Dürers Leben und Schaffen.

Reichtum der Technik, welche die berühmten drei Blätter: Ritter, Tod
und Teufel, Hieronymus im Gehäus und die Melancholie entstehen
lassen konnte. Wie bei dem Paradiesesstich ersah Dürer aus der
Rupferplatte wiederum die Mittel, um im höchsten Zinn malerisch
Gedachtes ohne Rest zum Rusdruck zu bringen und jeder Rrt der
stofflichen Charakterisierung gerecht zu werden. Der Raum gestattet
nicht auf die einzelnen Blätter einzugehen, doch sei wenigstens darauf
hingewiesen, wie aus dem Blatt des Hieronymus das malerische Spiel
von Licht und Schatten in dem sonnendurchleuchteten Vinnenraum
so in Schwarz und Weiß dargestellt ist, daß der Beschauer die be-
absichtigte Stimmung ohne weiteres mitempfindet. Merkwürdig aber
bleibt es doch, daß Dürer bei einem solchen Vorwurf sich nicht ver-
anlaßt fühlte zur Farbe zu greifen. Holländer setzen später, was
der Nürnberger Meister so begann, in farbigem Spiele fort.
Die beiden Jahre 1513 und 1514 sind der zweite Höhepunkt
der stecherischen Tätigkeit Dürers. Rußer den genannten drei Haupt-
blättern entstanden in den beiden Jahren noch acht andere, darunter
als Beginn einer freilich nicht zu Ende geführten Serie zwei groß-
gedachte Rpostelgestalten. Rlle diese Blätter zeigen die gleiche künst-
lerische Vollendung. Der Entschluß Dürers „seines Stechens zu warten"
hat den deutschen Runstschatz durch herrliche Werke bereichert. Be-
wundernswert erscheint die Rusdauer in der Rrbeit, wenn man diese
elf Stücke überblickt, hervorzuheben ist, daß aus dem von zwei Engeln
gehaltenen Schweißtuch von 1513 zum erstenmal der durch Dürer
geschaffene Typus des Rntlitzes Lhristi erscheint, der von da an
herrschend wurde. Mit dem Blatt des tanzenden Bauernpaares und
des Dudelsackpfeifers griff er auf ähnliche frühere Darstellungen
zurück, jedoch jetzt mit einer weit mehr eingehenden Behandlung. Es
ist lehrreich die früheren Blätter damit zu vergleichen.
von dieser stecherischen Tätigkeit, die in solchem Umfang nie
mehr ausgenommen wurde, lenkten nun aber Dürer die Beziehungen
ab, in die er in jener Zeit zu Raiser Maximilian trat. Der kunst-
liebende Fürst zog neben anderen Meistern auch Dürer zur Befriedigung
seines Ruhmessinnes heran, von den geplanten Werken sielen Dürer
die berühmte Ehrenpforte und der Hauptanteil an dem künstlerisch
zu verzierenden Gebetbuch zu, das der Raiser nach dem Vorbild anderer
Fürsten für sich Herstellen lassen wollte. Rn der langen Reihe von
 
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