Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein zur Erforschung der Rheinischen Geschichte und Altertümer <Mainz> [Hrsg.]
Zeitschrift des Vereins zur Erforschung der Rheinischen Geschichte und Altertümer — 4.1893-1905

DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:
Schoetensack, Otto: Untersuchung von Tierresten aus einer Mardelle der jüngeren Steinzeit bei Schwabsburg Rheinhessen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27371#0372
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
- 832 -
mit demjenigen eines grossen Hundes aus dem neolithischen
Pfahlbau von Font im Neuenburger See und dem des Eskimo-
hundes von Labrador überein.
Eine ebenfalls in der Mardelle aufgefundene Flussmuschel-
schale, deren Bestimmung Herr Prof. 0. Boettger in Frank-
furt a. M. freundiichst übernahm, erwies sich als:
Unio crassus Retz. var. rugata Mke.
Sie ist zwar erwachsen, aber auffallend klein. Beschrieben
ist die Form aus dem Ammergebiet (Donausystem), doch sind
sehr ähnliche Formen, die nur etwas mehr vortretende Wirbel
haben, aus dem unteren Main bekannt.
Unio batavus (Mat. u. Rack.) var.
„Ich kenne diese Form aus vielen kleinen Bächen West-
deutschlands, wo sie kleiner bleibt als die grössere, typische
Flussform. Die nächststehenden Stücke meiner Sammlung
leben in der Blies bei St. Wendel und in der 111 bei Strassburg." *)

Diese Funde helfen in dankenswerter Weise unsere Kennt-
nisse bereichern über die Fauna der Mittelrheingegend zur
neolithischen Zeit, die sich bisher im wesentlichen auf die von
L. Rütimeyer (Basel 1861) und Th. Studer (Mitf. d. naturf.
Ges. in Bern 1880, 1882, 1883 und 1893) ausgeführten Unter-
suchungen über die Fauna der Pfahlbauten in der Schweiz und
die von letztgenanntem Forscher beschriebenen Tierreste aus
den Ablagerungen des Schweizerbildes bei Schaffhausen (Zürich
1896) stützten. — In letzter Zeit sind dazu wertvolle Funde
aus dem neolithischen Gräberfelde auf der Rheingewann von
Worms gekommen, über die vom Verfasser in der Zeitschrift
für Ethnologie 1897, Verh. S. 470 ff. berichtet ist und auf die
wir in Folgendem Bezug nehmen werden.
Versuchen wir es nun das in den Mardelien von Schwabs-
burg aufgefundene osteologische Material zur Rekonstruktion
der Fauna, die den Menschen der neueren Steinzeit am Mittel-
rhein umgab, zu verwerten.
Es lebte hier also um diese Zeit ein kleines und schlankes
Wildpferd, wie wir es z. B. auch aus der neolithischen Schicht
von Schweizersbild kennen. In den steinzeitlichen Pfahlbauten
der Schweiz kommen Reste des Pferdes nur ganz vereinzelt vor.
Es hängt dies wohl mit dem die Schweizer Seen umgebenden
*) Es möge hier auch die zu gleicher Zeit freundiichst von dem
genannten Forscher vorgenommene Bestimmung zweier Flussmuscheln Platz
finden, die in bronzezeitlichen Mardelien bei Leiselheim im Pfrimmthal,
unweit Worms, aufgefunden wurden. Nach. Herrn Dr. Köhl kommen diese
Flussmuscheln auch in späteren prähistorischen Wohnplätzen zahlreich vor.
 
Annotationen