Wien, Verzeichnis der Dürer-Zeichnungen aus der Sammlung Joseph von Grünling
Die Graphiksammlung des Wieners Joseph von Grünling (1785-um 1845) war zu Beginn des 19. Jahrhunderts so geschätzt, dass sie als nahezu ebenbürtig mit Adelssammlungen wie der Albertinischen in Wien galt. Schenkt man Sammlungsbesprechungen dieser Zeit Glauben, fehlte in ihr kaum ein namhafter Meister. Nicht zuletzt um die Güte zu bewahren und die Sammlung zu vergrößern, verkaufte, tauschte und erwarb Grünling systematisch Blätter. Letztendlich entschied er sich zu Beginn der 1820er Jahre, seinen Sammlungsfokus auf die Druckgraphik zu verlagern und bot die Zeichnungen 1823 in einer Auktion an (Link zum Auktionskatalog). In diesem Zuge gelangten sie in andere namhafte Privatsammlungen bzw. in den Bestand von Kunst- und Kulturinstitutionen.
Mit dem Nachlass des Sammlers Joseph Heller (1798-1849) ging ein handschriftliches Verzeichnis von Grünlings Dürer-Zeichnungen in den Bestand der damals noch Königlichen Bibliothek (heute Staatsbibliothek Bamberg) über, die Grünling - wohl unabhängig von der Auktion - veräußerte. Heller hatte das Verzeichnis für seine ab 1827 publizierte Dürer-Monographie erfragt, da er darin nach Orten sortiert die Bestände fürstlicher und bürgerlicher Privatsammlungen aufzulisten gedachte.
Das Verzeichnis enthält damals Dürer zugeschriebene Zeichnungen, inkl. Durchpausen der Monogramme, Datierungen und Beischriften von Dürers Hand. Grünling trug seine Anmerkungen anschließend in Rot ein. Die Zeichnungen sind heute in Museen international, doch ein größeres Konvolut konnte Hieronymus Klugkist (1778-1851), der Gründer des Bremer Kunstvereins, erwerben, sodass es im Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen ist.
