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Die angenehmen Zeitvertreibe, in den Erzählungen des Herrn von Adelsberg — Frankfurt am Main, 1767 [VD18 14316323]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27687#0015
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WM WM ?8
Unter diesen Unterredungen meiner Führerin, der
Vernunft, nahm mein Verlangen, Vie Tugend
näher zu sehen, immer mehr zu, und ich folgte
ihr, ohne daß ich noch recht deurlich wüste, wo
sie mich hinführre, weil ich es für grosser Be-
gierde zu hören vergessen hatte zu fragen. Itzt
ermunterte sich meine Neubegierde, und ich un-
terbrach ihre weisen und nützlichen Unterredungen
mir diesen Worten: Sind wir noch weit bis zu
diesem Kinde des Himmels? Nicht weit mehr,
antwortete mir meine Führerin, und zeigte mir
einen prächtigen Garren. An dem Eingänge
dieses Garrens stund ein sehr aufgeweckter Welt-
weiser, und er hieß Epikur. Er kannte die Ver-
nunft, aber mich nicht. Er nahm uns beyde
mit der größten Freundlichkeit auf und bath uns,
an den Annehmlichkeiten seines Gartens uns zu
vergnügen. Wir fragten, ob dieses der Orr
fey, der der glücklichste auf dem Erdboden wäre/
wo man die Tugend sehen könre. Wir halten
kaum gefrager, so wies er uns ein Frauenzim-
mer, welches er davor ausgab. Aber die Klei-
dung, die Sprache, Rede und alles verriethen
es, daß es die Wollust war. Wir verliessen
sie daher, ohne uns mit ihr in ein Gespräch ein-
zulassen. Wir giengen aus dem Garten und
wollten die Tugend an einem andern Orte suchen.
Es zeigte sich uns ein bedeckter Gang, in welchem
Männer von ernsthaftem Angesichte sich mit ei-
nander besprachen, und meine Führerin mmh-
massete, daß hier die Tugend anzutreffen seyn
würde.
 
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