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ehren- und charaklerfester Mann ist mit ihm aus dem Leben ge-
schieden.
Der 16. August brachte der Hochschule und der Stadt eineu Ver-
lust, der in der ganzen gebildeten Welt empsunden wurde. Robert
Bunsen, dem die Universitat eincn großen Teil ihres Ruhmes in
diesem Jahrhundert verdankt, und den Heidelberg seinen Ehrenbürger
nennen durfte, schied aus dem Leben. Faft vierzig Jahre (von 1852
bis 1889) hatte er der hiesigen Hochschule seine einzigartige Krast
geschenkt, hatte als Lehrer Tausende von Schülern in dem bei seiner
Berufung nach seinen Wünschen eingerichteten Laboratorium für
Wiffenschaft oder Leben gebildet, hatte hier, nachdem er 19 Jahre
in Göltingen, seiner Heimat, in Kaffel, in Dlarburg und in Breslau
gewirkt, seine größten Entdeckungen gemacht und der wiffenschast-
lichen Erkenntnis neue Wege gewiesen und neue Mittel gegeben, halte
dann aus der Höhe des Lebens in stiller Muße noch ein Iahrzehnt
von der reichen Arbeit seineS Lebens geruht, uni fast ein Neunziger
das Leben zu verlaffen. Alle, die an seinem Sarge bei der in ihrer
Einsachheit weihevolleii Feier am 19. August sprachen, der Geistliche
ivie der Bertreler des Fürsten, der Prorektor und der Dekan der
Fakultät, welcher der Verstorbene angehörte, der Rachfolger, der nun
an seiner Slelle wirktc, und der Bürgermeister der Stadt, die Lehrer
anderer Hochschulen, die einst seine Schüler gewesen, wie die Jugend
der hiesigen Hochschule — sie alle strcbten, ein kurzes Wort zu finden,
das dem unvergleichlichen Forscher uud Gelehrten, dem ivunderbaren
Lehrer, dem hohen Eharakter des seltenen Menschen gelte und ent-
spreche. Was sie nur kurz berühren und kaum streisen koiinten, das
führte dann iu der ergreifenden akademischen Erinnerungsseier ain
11. November, die von den Tönen Wagners und Beethovens ihre
Weihe erhielt, Geheimrat Curtius in meisterhafter Weise aus: er
stellte die Entwicklung des großen ManneS, die Arbeit des Gelehrten
und Lehrers, das Wesen des eigenartigen Charakters in einer Rede
dar, die ivürdig war des MeisterS, deffen Namen in dem Leben und
der Erinnerung der Universität ivie der Stadt nie seinen Glanz ver-
lieren wird.
ehren- und charaklerfester Mann ist mit ihm aus dem Leben ge-
schieden.
Der 16. August brachte der Hochschule und der Stadt eineu Ver-
lust, der in der ganzen gebildeten Welt empsunden wurde. Robert
Bunsen, dem die Universitat eincn großen Teil ihres Ruhmes in
diesem Jahrhundert verdankt, und den Heidelberg seinen Ehrenbürger
nennen durfte, schied aus dem Leben. Faft vierzig Jahre (von 1852
bis 1889) hatte er der hiesigen Hochschule seine einzigartige Krast
geschenkt, hatte als Lehrer Tausende von Schülern in dem bei seiner
Berufung nach seinen Wünschen eingerichteten Laboratorium für
Wiffenschaft oder Leben gebildet, hatte hier, nachdem er 19 Jahre
in Göltingen, seiner Heimat, in Kaffel, in Dlarburg und in Breslau
gewirkt, seine größten Entdeckungen gemacht und der wiffenschast-
lichen Erkenntnis neue Wege gewiesen und neue Mittel gegeben, halte
dann aus der Höhe des Lebens in stiller Muße noch ein Iahrzehnt
von der reichen Arbeit seineS Lebens geruht, uni fast ein Neunziger
das Leben zu verlaffen. Alle, die an seinem Sarge bei der in ihrer
Einsachheit weihevolleii Feier am 19. August sprachen, der Geistliche
ivie der Bertreler des Fürsten, der Prorektor und der Dekan der
Fakultät, welcher der Verstorbene angehörte, der Rachfolger, der nun
an seiner Slelle wirktc, und der Bürgermeister der Stadt, die Lehrer
anderer Hochschulen, die einst seine Schüler gewesen, wie die Jugend
der hiesigen Hochschule — sie alle strcbten, ein kurzes Wort zu finden,
das dem unvergleichlichen Forscher uud Gelehrten, dem ivunderbaren
Lehrer, dem hohen Eharakter des seltenen Menschen gelte und ent-
spreche. Was sie nur kurz berühren und kaum streisen koiinten, das
führte dann iu der ergreifenden akademischen Erinnerungsseier ain
11. November, die von den Tönen Wagners und Beethovens ihre
Weihe erhielt, Geheimrat Curtius in meisterhafter Weise aus: er
stellte die Entwicklung des großen ManneS, die Arbeit des Gelehrten
und Lehrers, das Wesen des eigenartigen Charakters in einer Rede
dar, die ivürdig war des MeisterS, deffen Namen in dem Leben und
der Erinnerung der Universität ivie der Stadt nie seinen Glanz ver-
lieren wird.