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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0120
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Religionswirrcn.

bald darauf den Rhein und durchstreifte die Pfalz. Erst am Ende des
Monats Septeniber endigte die blutige, init Plünderung und Brand
geführte Fehde, in wclcher zwar keine Schlacht geschlagen, der gemeine
Mann aber desto härter gedrückt wurde. Der Kaiser hatte nach dem
Tode des Kurprinzen Ruprccht uud seiner Gemahlin, welche sich zu Tode
gramte, einen allgemeinen Waffenstillstand geboten.

XXXVII.

Die Bcrgstraße wird calvinisch, lulherisch und wicder calvinisch»

Traurig hatte das 16. Jahrhundert für Lorsch und die Unigegend
begonnen, noch traurigere Ereignisse sollten die Gegend in der Mitte
desselben Jahrhunderts treffen. Das Kloster hatte durch die Ungunst
der Zeiten schon Vieles verloren; jetzt sollte es Alles einbüßen,
die Bevölkerung aber ihren katholischen Glauben. Luther hatte in fal-
schem Reformationseifer und in stolzer Neuerungssncht sich von seiner Kirche
und seinem Orden getrenut, und es war ihm gelungen, einen Theil dcs
deutschen Volks für seine neue Lehre zu gewinncn. Sobald nun der
seitherige katholische, Eine Glaube beseitigt, sobald dem Einen Pabst, als
dem obersten Bischofe der Kirche und als dem von Gott bestimmten
Hüter des Glaubens und Wächter der Sitten der Gehorsnm gekündigt
war, mußten nene verschiedene Glaubensbekenntnisse entstehen und neue
zahllose Päbste in der Person der Landesfürsten, die nnn Bischöfe wur-
den, zur Herrschaft gelangen. Was Luther sich nnmaßte zu thun, dazu
hiclten sich Andere gleichfalls befugt. So entstand der Calvinismus
u. s. w. Viel hatten die deutschen Länder in Folge dieser Glaubcns-
wirren zu teiden, kein Land aber mehr als das kur-uud rheinpfälzische.
Da die Bergstraße als Pfand zur Pfalz gehörte, so wurde sie in volle
Mitleidenschaft gezogen^H. Lange hntten die pfälzischen Kurfürsten
theils aus Ueberzeugung, theils aus Furcht vor dem Kaiser und sonsti-
gen Nachtheilen, gezögert, sür ihre Person den neuen Glauben anzu-
nehmen und ihre Unterthanen zu dessen Annahme zu vermögen. Denn
der Fürst hatte damals das entsetzliche Recht, den Glauben seiner Un-
terthanen zu bestimmen, ein Recht, wie es nur die größte religiöse und
politische Herrschsucht erfinden und zur Ausübung gelangen lassen
konnte. Schon Kurfürst Friedrich faßte den Plan, die Lehre Luthers
in seinen Landen einzuführen, besann sich aber nach Karls V. Sieg
«1547) über die Schmalkaldener Bundesgenoffen eines Bessern. Unter
Friedrich mar Johann Carpentarius (Oiuirpentier) aus Worms zuni
Probste des Klosters gewählt worden, nicht etwa von dem Convente,
 
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