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44 Der Wirth am Berge.
I ein schönes Schloß auf einem hohen rebenumpflanzten Berge
- am Neckar, zwischen den Städten Weidlingen, der Wiege des
: Hohenstauffen-Geschlechtes, Eßlingen und Stuttgart, von welcher
herab er einen großen Theil seiner Herrschaft überschauen konnte,
die er in Kurzem durch Freigebigkeit, Gerechtigkeit, Milde und
weise Einrichtungen, zu dem blühendsten und ftuchtteichsten
Garten des ganzen Gaue« gestaltete. All sein Leben lang,
welches er bis zu den höchsten Jahren brachte, die dem Menschen
zu erreichen vergönnt find, blieb er seinem Herrn und Wohl-
thäter in Dankbarkeit und unerschütterlicher Treue ergeben, und
nach dessen Tod« seinem Sohne, dem nachmaligen Kaiser Con-
rad, den er auch auf seinem Kreuzzuge in's heilige Land be-
gleitete. Stets übte er nach der Väter Sitte gegen Alle, die
bei ihm einsprachen, die bereitwilligste Gastlichkeit, und weil seine
Burg das Haus am Berge genannt war, so hieß man Herrn
Johannes weit und breit nur den Wirth am Berge.
Dieser Name ist dann auch dem erlauchten Geschlecht« verblieben,
das aus seiner und Frau MechtildiS von Zähringen
Nachkommenschaft seinen Ursprung nahm, und auS welchem zahl-
reiche tapfere Helden und weise Regenten hervorgingen; wie
denn zu dieser Zeit ein Nachkomme derselben als eine Zierde
unter den deutschen Fürsten ein weites gesegnetes glückliches
Land regieret, der in früheren Kriegsläusten in manch heißer
Feldschlacht, wie bei SenS und M ontereau, die Heldenbrust
dem Feind entgrgenwarf, und mit unerschrockenem Muthe für
die Ehre deS deutschen NamenS und die Befteiung des Vater-
landes vom schmachvollen Joche der Franzosen, kämpfte und
flegte; dann daheim dem Lande eine Verfassung und weise Ge-
setze und Einrichtungen gab, geehrt und geliebt von einem ge-
treuen und biederen Volke als ein muthiger und milder, als ein
weiser und gerechter Herrscher — Wilhelm I. König von
Würtemberz! —
So denkt er denn: wie fang ich's an?
Ich dreh mich um, so ist's gethan —
Der Zopf, der hängt ihm hinten.
raglfche Geschichte.
'S war Einer, dem'S zu Herzen ging,
Daß ihm der Zopf so hinten hing,
Er wollt es anders haben.
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44 Der Wirth am Berge.
I ein schönes Schloß auf einem hohen rebenumpflanzten Berge
- am Neckar, zwischen den Städten Weidlingen, der Wiege des
: Hohenstauffen-Geschlechtes, Eßlingen und Stuttgart, von welcher
herab er einen großen Theil seiner Herrschaft überschauen konnte,
die er in Kurzem durch Freigebigkeit, Gerechtigkeit, Milde und
weise Einrichtungen, zu dem blühendsten und ftuchtteichsten
Garten des ganzen Gaue« gestaltete. All sein Leben lang,
welches er bis zu den höchsten Jahren brachte, die dem Menschen
zu erreichen vergönnt find, blieb er seinem Herrn und Wohl-
thäter in Dankbarkeit und unerschütterlicher Treue ergeben, und
nach dessen Tod« seinem Sohne, dem nachmaligen Kaiser Con-
rad, den er auch auf seinem Kreuzzuge in's heilige Land be-
gleitete. Stets übte er nach der Väter Sitte gegen Alle, die
bei ihm einsprachen, die bereitwilligste Gastlichkeit, und weil seine
Burg das Haus am Berge genannt war, so hieß man Herrn
Johannes weit und breit nur den Wirth am Berge.
Dieser Name ist dann auch dem erlauchten Geschlecht« verblieben,
das aus seiner und Frau MechtildiS von Zähringen
Nachkommenschaft seinen Ursprung nahm, und auS welchem zahl-
reiche tapfere Helden und weise Regenten hervorgingen; wie
denn zu dieser Zeit ein Nachkomme derselben als eine Zierde
unter den deutschen Fürsten ein weites gesegnetes glückliches
Land regieret, der in früheren Kriegsläusten in manch heißer
Feldschlacht, wie bei SenS und M ontereau, die Heldenbrust
dem Feind entgrgenwarf, und mit unerschrockenem Muthe für
die Ehre deS deutschen NamenS und die Befteiung des Vater-
landes vom schmachvollen Joche der Franzosen, kämpfte und
flegte; dann daheim dem Lande eine Verfassung und weise Ge-
setze und Einrichtungen gab, geehrt und geliebt von einem ge-
treuen und biederen Volke als ein muthiger und milder, als ein
weiser und gerechter Herrscher — Wilhelm I. König von
Würtemberz! —
So denkt er denn: wie fang ich's an?
Ich dreh mich um, so ist's gethan —
Der Zopf, der hängt ihm hinten.
raglfche Geschichte.
'S war Einer, dem'S zu Herzen ging,
Daß ihm der Zopf so hinten hing,
Er wollt es anders haben.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Tragische Geschichte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 1.1845, Nr. 6, S. 44
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg