LOG
Der Bestechungsbas'.
Du iniserabliger, was bringst denn Du wieder für an' Affen
daher?"
„Ls is ja gar koa' Aff'", brummt er in seinem Dusel, „es
is ja a' Kuahl"
D'rauf aber kriecht er schnell in sein Bett. —
Am ander'n Tag macht er aus mit einem fürchterlichen Kopf.
Sechsmal mindestens steckt er ihn hinein in den Brunnengrand
— aber es hilft nicht viel. Zu allem Unglück kommt auch schon
wieder sein Weib daher, packt ihn in seinem Jammer und seiner
Hülflosigkeit und schleppt ihn zur Stallthür'hinein. „Schaug' s'o'",
schimpft sie, „die Kuah, dös Boanerg'stell, die vogelscheuch' —
schö' hat er Di' o'g'schmiert — Dei' Freund, Dei' sauberner —
um dreiß'g Gulden mindestens. Du Teufi, Du blitzdummer!"
Der Grubcnhofcr hat zwar zuerst seinen Freund noch ver-
theidigen wollen und seine Schlauheit und seine neue Ruh — die
„Liesl"; aber es nutzt ihn, nichts. Die Bäuerin hat schon recht;
angeschmiert war er und zwar tüchtig. Die Kuh gibt nicht halb
so viel Misch, wie der Bazi geschworen hat bei den vierzehn
Nothhelfern.
Da, nach ein paar Tagen, die er noch zuwartet, rennt er
fuchsteufelswild in's wirthshaus, wo der Zaunschneider-Nazi
kreuzfidel dort sitzt und seinen Gewinn allinählich „flüssig" macht.
Gleich fahren sie los auf einander wie ein paar wüthige Gockel;
der Nazi schreit, als thät' er den Grubenhofer umbringen; der
aber — weitaus der Stärkere — gibt ihm Line um die Andere
hinter die Ohren, und schließlich schleicht sich der Nazi ganz still
hinaus zum Tempel.
Der Ander! aber war außerordentlich zufrieden mit seinem
Lrfolg. Lr trinkt noch ein paar Halbe und stolzirt dann heim.
„Guat is's 'ganga", sagt er zur Bäuerin, „schö' is's g'wcs'n —
All's is in Ordnung!"
Dabei stellt er sich breit hin, als hätt' er Wunder was ge-
leistet.
Aber sic kennt ihn schon und weiß, daß er Keiner ist von
den Hellen. „No'", fragt sie d'rum mißtrauisch, „nimmt er d'
Kuah wieder, oder zahlt er s' 'raus — die d'reiß'g Gulden?"
Da steht der Grubenhofer da wie ein angemalter Türk'.
„Na", stottert er, „dös söll' not — aber a' Stuck a' acht watsch'n
Hab' i' eahm 'geb'n — oanc größer wie de ander'!"
„was?" ruft sic. „watsch'n? O, Du Lalli, Du verrückter!"
Denn sic ist mit dem Lhrcnhandcl, bei dem nichts Baarcs heraus,
schaut, gar nicht einverstanden. „!vas helfen mi' d' watsch'n?
Ko' i' mit de watsch'n d' Steuern zahl'» und d'Abgab'n? Glci'
gehst 'iatzt eini in d' Stadt und verklagst 'n!"
So ist ein Prozeß d'raus geworden.
wie der Zaunschneider-Nazi, der gehofft hat, mit den Prügeln
wär's aus und Amen, die Klag' zugestellt bekommt, da kratzt er
sich hinter den Ohren und zwickt die Augen zu. Dann zieht er
sein Bräundl aus dem Stall, sxannt's ein, kutschirt in die Stadt
und sucht sich einen Advokaten, der noch dreimal besser schreien
könnt' und dreimal pfiffiger wär' wie der vom Ander!.
lind er hat auch einen solchen gefunden!
Lang sind sie bei einander gesessen und haben disxutirt.
Schließlich meint der Advokat: „Nun ja, Zaunschneider, wir
wollen seh'n — es wird sich schon machen lass'n!"
Der Nazi muß noch zwanzig Gulden Vorschuß zahlen —'
dann kutschirt er wieder heim.
Aber sein schlechtes Gewissen gibt keine Ruh' und keine Rast.
D'rum spannt er acht Tage vor der Verhandlung noch einmal
ein, kommt zum Advokaten und möcht' wissen, wie's steht. „Ja
mein!" sagt der. „Jetzt kann man noch gar nichts sagen — wir
müssen halt erst die Verhandlung abwarten, wie's 'nausgeht!"
D i e Auskunft ist aber deni Zaunschneider nicht deutlich
genug. Lr rückt noch alleweil hin und her auf seinem
Platz, zcrarbeitet sein Hütl krampfhaft mit den Händen,
^ f h duckt sich dann plötzlich ganz zum Advokaten hin, zwinkert
mit den feuchten Aeugerln und sagt: „was moanet'n 5’
denn, Herr Advokat — a' I7 a f c r 1 hätt' i' dahoam, ganz
a' foast's, a' recht a' foast's, net z' jung, net z' alt, just
so a' „G'streng'-Herren"-Bratl — wia waar's denn, wenn
i' dös Haserl eppa einischickat' — in d' Stadt — für ’rt Herrn
Landrichter?!"
Aber der Advokat thut gleich einen Schrei vor Zorn und
Schrecken.
„O Du Zwickl", schimpft er, „Du einfältiger! Das wenn
D' machst, nachher hab'n wir gleich verspielt! Meinst' vielleicht,
so ein Herr laßt sich seine richterliche Uebcrzeugung abkaufen?!
Tröpf' seid Ihr alle zwei, Du und der Grubenhofer — zweifel-
haft ist und bleibt die G'schicht' auch — wenn Du da so was
thust, denkt sich der Herr Landrichter gleich: „Aha, das ist der
größere Lump, der hat 's schlechter' G'wissen, weil er mich be-
stechen will, der ist im Unrecht!" — und verurtheilt bist', daß
Alles kracht, eh' D' Dich umschaust!"
„So, so! Ha, ha!" sagte der Nazi, „verzeihg'n S' nur,
Herr Advokat, i' versteh' dös halt net a' so — i' mar ito’ nia am
G'richtl"
Das war zwar nicht richtig; aber es schaut doch gut aus,
wenn inan's sagt.
Dann fahrt er heim und sinnirt und sinnirt und thut nichts,
Der Bestechungsbas'.
Du iniserabliger, was bringst denn Du wieder für an' Affen
daher?"
„Ls is ja gar koa' Aff'", brummt er in seinem Dusel, „es
is ja a' Kuahl"
D'rauf aber kriecht er schnell in sein Bett. —
Am ander'n Tag macht er aus mit einem fürchterlichen Kopf.
Sechsmal mindestens steckt er ihn hinein in den Brunnengrand
— aber es hilft nicht viel. Zu allem Unglück kommt auch schon
wieder sein Weib daher, packt ihn in seinem Jammer und seiner
Hülflosigkeit und schleppt ihn zur Stallthür'hinein. „Schaug' s'o'",
schimpft sie, „die Kuah, dös Boanerg'stell, die vogelscheuch' —
schö' hat er Di' o'g'schmiert — Dei' Freund, Dei' sauberner —
um dreiß'g Gulden mindestens. Du Teufi, Du blitzdummer!"
Der Grubcnhofcr hat zwar zuerst seinen Freund noch ver-
theidigen wollen und seine Schlauheit und seine neue Ruh — die
„Liesl"; aber es nutzt ihn, nichts. Die Bäuerin hat schon recht;
angeschmiert war er und zwar tüchtig. Die Kuh gibt nicht halb
so viel Misch, wie der Bazi geschworen hat bei den vierzehn
Nothhelfern.
Da, nach ein paar Tagen, die er noch zuwartet, rennt er
fuchsteufelswild in's wirthshaus, wo der Zaunschneider-Nazi
kreuzfidel dort sitzt und seinen Gewinn allinählich „flüssig" macht.
Gleich fahren sie los auf einander wie ein paar wüthige Gockel;
der Nazi schreit, als thät' er den Grubenhofer umbringen; der
aber — weitaus der Stärkere — gibt ihm Line um die Andere
hinter die Ohren, und schließlich schleicht sich der Nazi ganz still
hinaus zum Tempel.
Der Ander! aber war außerordentlich zufrieden mit seinem
Lrfolg. Lr trinkt noch ein paar Halbe und stolzirt dann heim.
„Guat is's 'ganga", sagt er zur Bäuerin, „schö' is's g'wcs'n —
All's is in Ordnung!"
Dabei stellt er sich breit hin, als hätt' er Wunder was ge-
leistet.
Aber sic kennt ihn schon und weiß, daß er Keiner ist von
den Hellen. „No'", fragt sie d'rum mißtrauisch, „nimmt er d'
Kuah wieder, oder zahlt er s' 'raus — die d'reiß'g Gulden?"
Da steht der Grubenhofer da wie ein angemalter Türk'.
„Na", stottert er, „dös söll' not — aber a' Stuck a' acht watsch'n
Hab' i' eahm 'geb'n — oanc größer wie de ander'!"
„was?" ruft sic. „watsch'n? O, Du Lalli, Du verrückter!"
Denn sic ist mit dem Lhrcnhandcl, bei dem nichts Baarcs heraus,
schaut, gar nicht einverstanden. „!vas helfen mi' d' watsch'n?
Ko' i' mit de watsch'n d' Steuern zahl'» und d'Abgab'n? Glci'
gehst 'iatzt eini in d' Stadt und verklagst 'n!"
So ist ein Prozeß d'raus geworden.
wie der Zaunschneider-Nazi, der gehofft hat, mit den Prügeln
wär's aus und Amen, die Klag' zugestellt bekommt, da kratzt er
sich hinter den Ohren und zwickt die Augen zu. Dann zieht er
sein Bräundl aus dem Stall, sxannt's ein, kutschirt in die Stadt
und sucht sich einen Advokaten, der noch dreimal besser schreien
könnt' und dreimal pfiffiger wär' wie der vom Ander!.
lind er hat auch einen solchen gefunden!
Lang sind sie bei einander gesessen und haben disxutirt.
Schließlich meint der Advokat: „Nun ja, Zaunschneider, wir
wollen seh'n — es wird sich schon machen lass'n!"
Der Nazi muß noch zwanzig Gulden Vorschuß zahlen —'
dann kutschirt er wieder heim.
Aber sein schlechtes Gewissen gibt keine Ruh' und keine Rast.
D'rum spannt er acht Tage vor der Verhandlung noch einmal
ein, kommt zum Advokaten und möcht' wissen, wie's steht. „Ja
mein!" sagt der. „Jetzt kann man noch gar nichts sagen — wir
müssen halt erst die Verhandlung abwarten, wie's 'nausgeht!"
D i e Auskunft ist aber deni Zaunschneider nicht deutlich
genug. Lr rückt noch alleweil hin und her auf seinem
Platz, zcrarbeitet sein Hütl krampfhaft mit den Händen,
^ f h duckt sich dann plötzlich ganz zum Advokaten hin, zwinkert
mit den feuchten Aeugerln und sagt: „was moanet'n 5’
denn, Herr Advokat — a' I7 a f c r 1 hätt' i' dahoam, ganz
a' foast's, a' recht a' foast's, net z' jung, net z' alt, just
so a' „G'streng'-Herren"-Bratl — wia waar's denn, wenn
i' dös Haserl eppa einischickat' — in d' Stadt — für ’rt Herrn
Landrichter?!"
Aber der Advokat thut gleich einen Schrei vor Zorn und
Schrecken.
„O Du Zwickl", schimpft er, „Du einfältiger! Das wenn
D' machst, nachher hab'n wir gleich verspielt! Meinst' vielleicht,
so ein Herr laßt sich seine richterliche Uebcrzeugung abkaufen?!
Tröpf' seid Ihr alle zwei, Du und der Grubenhofer — zweifel-
haft ist und bleibt die G'schicht' auch — wenn Du da so was
thust, denkt sich der Herr Landrichter gleich: „Aha, das ist der
größere Lump, der hat 's schlechter' G'wissen, weil er mich be-
stechen will, der ist im Unrecht!" — und verurtheilt bist', daß
Alles kracht, eh' D' Dich umschaust!"
„So, so! Ha, ha!" sagte der Nazi, „verzeihg'n S' nur,
Herr Advokat, i' versteh' dös halt net a' so — i' mar ito’ nia am
G'richtl"
Das war zwar nicht richtig; aber es schaut doch gut aus,
wenn inan's sagt.
Dann fahrt er heim und sinnirt und sinnirt und thut nichts,
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Bestechungshas'"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 118.1903, Nr. 3005, S. 106
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg