240
•ns/QT“ 1t u c r 1) ii r t. 'Sn
„Du, Lude, zu dem Hofbauern geh' i' nimmer betteln!" — „Warum
denn? Hast D' nix 'kriegt?" — „O ja — aber der droht Einem ja
glei' mit einer Arbeit!"
(Backfische Auffassung.) „Du, Emmy, was sind eigentlich Wunder-
kinder?" — „Das sind die kleinen Knaben,
die später Gardeleutnants werden!"
Der Ring des Sullsns.
S0D ultan Bal-el-Bambalin hatte auf der Gazellen-
jagd einen Ring verloren, dessen herrlicher
Diamant von unermeßlichem wcrthe war.
Niemand hatte den Verlust bemerkt, und der Sultan
trauerte drei Tage einsam und allein um das
Kleinod. Dann zog er seinen Großvesier Muleih
in das Geheimniß. Dieser, ein äußerst schlauer
Mann, dachte zwei Tage und zwei Nächte un-
unterbrochen. Dann warf er sich vor dem Throne
des Herrschers nieder und sprach: „Gewaltigster
aller Könige! Stern des Ostens! Auge der Sonne!
wenn Jemand den Ring gefunden hätte, der
ehrlich gewesen wäre, würde er ihn Dir längst
gebracht haben; denn wer sonst wie Du könnte
einen solchen Schatz verloren haben? Also hat
höchst wahrscheinlich ein Spitzbube den Ring ge-
funden. Erfährt aber ein solcher Schurke dessen
hohen Werth, dann wird er ihn niemals heraus-
geben. Deshalb müssen wir ihn überlisten. Lasse
Du also in allen Städten Deines Reiches bekannt
machen, daß Du einen Ring verloren hättest, der
zwar au sich ohne besonderen Werth sei und nur
einen falschen Stein trage, den Du aber als
Andenken Deines Urgroßvaters hochschätzest, weshalb
der Ucberbringer desselben hundert Zechinen be-
kommen solle!"
Bal-el-Bambalin war über diesen Rath, der
ihm außerordentlich weise dünkte, sehr erfreut und
versprach dem Großvesier seine eigene, mit Edel-
steinen besetzte Leibpfeife, wenn Alles wohl gelinge.
Bald erscholl die Bekanntmachung durch das
ganze Land.
So hörte von ihr auch Jussu-ben-Uhu, der
größte Gauner und Wilddieb, der zu dieser Zeit
existirte. Er wartete, bis er unbelauscht war,
grub dann unter der dürren Dattelpalme hinter
seiner Hütte die Erde aus, nahm den Ring heraus
— denn er hatte ihn beim Schlingcnlegen ge-
funden — betrachtete liebkosend den köstlichen Stein,
steckte das Kleinod in seinen schmutzigen Kaftan,
lächelte und ging.
Bald darauf bat er beim Sultan um Einlaß,
der ihm auch gewährt wurde, als man hörte, um
was cs sich handle. Er warf sich neunmal zur
Erde und stieß mit dem Kops gegen den Boden;
dann rutschte er auf den Knicen vor den Thron
und überreichte den Ring. Bal-el-Bambalin ivar
so entzückt, daß er ihn nicht erst lange um Namen
und Ort des Lundes frug, sondern das wieder ge-
fundene Kleinod ergriff und dem Ueberbringer seinen
Lohn ausbezahlen ließ.
Dann, als sie allein waren, lachten der Sultan
und der Großvesier, wie sie lange nicht gelacht
hatten.
„Ein Esel!" sagte Bambalin.
•ns/QT“ 1t u c r 1) ii r t. 'Sn
„Du, Lude, zu dem Hofbauern geh' i' nimmer betteln!" — „Warum
denn? Hast D' nix 'kriegt?" — „O ja — aber der droht Einem ja
glei' mit einer Arbeit!"
(Backfische Auffassung.) „Du, Emmy, was sind eigentlich Wunder-
kinder?" — „Das sind die kleinen Knaben,
die später Gardeleutnants werden!"
Der Ring des Sullsns.
S0D ultan Bal-el-Bambalin hatte auf der Gazellen-
jagd einen Ring verloren, dessen herrlicher
Diamant von unermeßlichem wcrthe war.
Niemand hatte den Verlust bemerkt, und der Sultan
trauerte drei Tage einsam und allein um das
Kleinod. Dann zog er seinen Großvesier Muleih
in das Geheimniß. Dieser, ein äußerst schlauer
Mann, dachte zwei Tage und zwei Nächte un-
unterbrochen. Dann warf er sich vor dem Throne
des Herrschers nieder und sprach: „Gewaltigster
aller Könige! Stern des Ostens! Auge der Sonne!
wenn Jemand den Ring gefunden hätte, der
ehrlich gewesen wäre, würde er ihn Dir längst
gebracht haben; denn wer sonst wie Du könnte
einen solchen Schatz verloren haben? Also hat
höchst wahrscheinlich ein Spitzbube den Ring ge-
funden. Erfährt aber ein solcher Schurke dessen
hohen Werth, dann wird er ihn niemals heraus-
geben. Deshalb müssen wir ihn überlisten. Lasse
Du also in allen Städten Deines Reiches bekannt
machen, daß Du einen Ring verloren hättest, der
zwar au sich ohne besonderen Werth sei und nur
einen falschen Stein trage, den Du aber als
Andenken Deines Urgroßvaters hochschätzest, weshalb
der Ucberbringer desselben hundert Zechinen be-
kommen solle!"
Bal-el-Bambalin war über diesen Rath, der
ihm außerordentlich weise dünkte, sehr erfreut und
versprach dem Großvesier seine eigene, mit Edel-
steinen besetzte Leibpfeife, wenn Alles wohl gelinge.
Bald erscholl die Bekanntmachung durch das
ganze Land.
So hörte von ihr auch Jussu-ben-Uhu, der
größte Gauner und Wilddieb, der zu dieser Zeit
existirte. Er wartete, bis er unbelauscht war,
grub dann unter der dürren Dattelpalme hinter
seiner Hütte die Erde aus, nahm den Ring heraus
— denn er hatte ihn beim Schlingcnlegen ge-
funden — betrachtete liebkosend den köstlichen Stein,
steckte das Kleinod in seinen schmutzigen Kaftan,
lächelte und ging.
Bald darauf bat er beim Sultan um Einlaß,
der ihm auch gewährt wurde, als man hörte, um
was cs sich handle. Er warf sich neunmal zur
Erde und stieß mit dem Kops gegen den Boden;
dann rutschte er auf den Knicen vor den Thron
und überreichte den Ring. Bal-el-Bambalin ivar
so entzückt, daß er ihn nicht erst lange um Namen
und Ort des Lundes frug, sondern das wieder ge-
fundene Kleinod ergriff und dem Ueberbringer seinen
Lohn ausbezahlen ließ.
Dann, als sie allein waren, lachten der Sultan
und der Großvesier, wie sie lange nicht gelacht
hatten.
„Ein Esel!" sagte Bambalin.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Unerhört" "Backfisch-Auffassung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 118.1903, Nr. 3016, S. 240
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg