Fliegende Blätter (118.1903 (Nr. 2997-3022))

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's war einmal ein Graf. Er Hatto sehr
große Reichthüiner und nur eine einzige
Tochter. Sie aber war ebenso hoch-
müthig als schön. Durch das ganze
ging der Ruf ihrer Aninuth, und viele
edle Herren kamen und warben um ihre Hand.
Jedoch sie wies Alle zurück und blickte ihnen
niit spöttischem Lächeln von ihrem Burgsöllcr nach,
wenn sie betrübt, beschämt oder ärgerlich von
dannen zogen. Denn ihr entsprach Reiner von
Allen. Der Eine war ihr zu dick, der Andere zu
mager, Dieser zu schwarz, Jener zu blond; an
Dem rügte sie die wasserblauen großen Augen, Der
wieder schien ihr ob seiner rothen Wcinnase zu
komisch, als daß sie ihn zum Gemahl hätte nehmen
mögen.

Gft konnte ihr Vater, der sie sehr lieb hatte,
ihr nicht Unrecht geben, Häufig aber doch seufzte
er oder runzelte die Stirne, wenn wieder ein Ritter
verschmäht von, Hofe zog, den er gern als Eidam
gesehen hätte. Dann machte er ihr wohl manches
Uial und immer öfter und öfter ernste Vorstell-
ungen und sprach: „Sieh zu, Adelgunde, daß Du es
nicht zu bunt treibst! Alle Deine Freundinnen sind
schon unter die Haube gekommen; nur Du bist noch
zu Hause und schickst einen um den ander'» von
den edlen Herren mit Hohn und Spott hinweg,
daß schon die Zahl Derer sich allgemach verringert, welche
Dich zu freien kommen l Achte wohl, daß Du Dich nicht ver-
rechnest und schließlich als alte Jungfer mit Ratz' und Hund
allein auf Deinem Söller sitzest!"

„pahl" lachte sie da hochmüthig. „Dessen sorge Dich nicht I
Wenn Liner kommt, der etwas ganz Besonderes ist,
dem werde ich meine Hand reichen — keinem Anderen! Etwas
ganz Besonderes aber muß er sein, das sag' ich Dir —
dabei bleibt es!"

Und so mußte cr's denn glauben.

Da war die Runde von der stolzen, schönen, jungen