De g'hoame Annst.
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Und nacha hat si' der Mittcrcgger niedcrg'sitzt und hat zun:
studir'n ang'hebt.
Zn den Büachel san' richti' nix als söchti Sachen d'rein-
g'stand'n: Diab's- und Aug'Iseg'n, allerhand Beschwörunga. „Lin
gewisser ^euersegen, so allezeit hilft", „Zu machen, das; Dir
Niemand Dein Vieh mag verhexen", „Linen Dieb zu bannen",
und so weita.
Das ncnna'neunzigste Stück aber hat a' so g'laut t:
„Lin geringes Stück, aufs welche Meis; Gewalt zu gewinnen
über Linen, so Dir feind ist."
„So Du Gewalt willst haben über einen Utcnschen, musst
Nu ein Püschlein Haare von ihme an Dir
tragen; aber achte wohl, daß es auff den
Tharsamstag abgeschnitten sep. Dcrselbig'
Ulensch hat kein' Macht inehr über Dich, Du
aber hast alle Macht über ihn und so Du
ü>u eitirest, muß er Dir kommen alle Stund
üey Tag und Nacht. Thne also: Zünd ein
geweihtes Lichtlein an, dreimal Etliches
uo» seinem läaar daran zu verbrennen und
sprich:
»Nemieo, ick rufe Dich zum Ersten,
ZUni Zweiten und zum Drittenmal!"
Alsbald wird Dein Feind zur Thür
herein trcttcn und magst Du mit ihm thun
wie Du willst, so lang das Lichtlcin brinnet.
^whe zu, daß er wieder ans; der Thür sey
ehe das Lichtlein verlöschet — ansonsten
üewinnt er Gewalt über Dich bis zum
uachsftn Hahnschrep. Drodatum est!"
^ Mia der Bauer zwoa Tag später auf Admontkirch'n ganga
hat
er nn Leib'ltäsch'l an' Schüpp'l Haar von seiner Bau rin
3 habt, dös hat er ihr zeitli' in der Frnah a'g'schnitt'n, derweil
g'schlaf'n hat.
»Hilft'g nit, so schadt's nit", hat er si' denkt, „hat das
Uachel »nun' Ladern g'holfen, selm mag's mir aa' helf'n."
^ D, Admont kiinmt der likitteregger bei'in Lackierer vorbei,
,3^h^ g'rad' die Lad'nthür' auf und der stiftischc Forstwart steigt
„7' " Bauern gibt's an' Riß — denn dös is der oanziae
mit dem er
"tu Tod verfeind't
'N^ 2°Sd- und
s^'dschad-ng'schicht'n
Forstleut'
^ ' " ,lan Schad'n 'n
-p°ttnitfeihi'„,ass.^
vaß und Rach'n
^ n auf 'n
^ut g'ftcss'n
'ganga wär'.
wa« » ib der Lorst-
w«" weg, bleibt hör
a.77 u>ia ang'na-
)7 Nimmt d'
in d' Ha,,d ,,nd
''urt; dann lacht er
°amal »nd is mit
" Sprung
Balbiererlad'n. — Mia er wieder außakimmt, is er schön balbiert
und hat im ander'n Leib'ltäsch'l aa' an Schüpp'l Haar.
Dann geht er in d' Auferstehung, denn hcnnt is ja Lhar-
samstag.
So guat aufg'legt wia hcunt is der Bauer schon lang nimma
g'wc'n. A' paar Stutz'n Mein im Stiftskeller und a' paar guate
Bekannte hab'n 'n so lang aufg'halt'n, daß er erst uma' elfe
hoam auf Meng kemma is.
Beini obcr'n Mirth is's no' liacht. Ausnahmsweis hennt und
weil er halt so viel guat aufg'legt is, ziacht's 'n Mittcrcgger
no' eini. Drin' trifft er 'n Hochcgger, 'n alt'n Schlager und
no' a' paar Nachbarn und bleibt pick'n.
Dauert nit lang, z'widert 'n Mittcrcgger
Mana an: „No, Nachbar, bist leicht ein-
g'lad'n g'we'n heunt beim Vberferstner z'
Admont?"
„'s Scll nit", sagt der Bauer mit an
Lacher d'rauf, „aber i' lad' mir hiazt bald
amal Man' ein vo' die Greanspeiser die
verfl. daß i' anial z'samma kimm mit
den Hundling!"
„Magst einladna, wia s' D' willst",
moant der Hochcgger d'rauf, „kimmt Dir ja
koana."
„Muaß kemma", schreit der Bauer, dem
der Mein schon z' Kopf is g'sticg'n, „wann
i' mein' g'hoame Aunst brauch'!"
„Soo!" sagt der alte Schlager vawundcrt,
„ja, kannst denn Du aa' was von den Sach'n
die Dei' Vada könna hat?"
„Freili' kann i's!" prahlt si' der Mittereggcr, „und damit
Du's stachst, daß i's kann, will i' den Zott'l, den ölendig'n, auf
der Stell' hcrzitir'n. Mia a' Nanncrl muaß er dastch'n vor mir
und aft recht schö' bitt'n, daß i' 'n wieder auslaß'. Mirthin,
bring' ma' a' g'weichte Airz'n!"
Zitternd hat d' kvirthin die g'weichte Airz'n 'bracht, auf'n
Airchthurn schlagt's g'rad' zwölfe, die Bauern ruck'n enger
z'samm' und schau'n mit Nengierd' und Grausen 'n Mittcrcgger
zua. — Der pickt die Airz'n auf'n Tisch, zünd't s' an und sagt
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Und nacha hat si' der Mittcrcgger niedcrg'sitzt und hat zun:
studir'n ang'hebt.
Zn den Büachel san' richti' nix als söchti Sachen d'rein-
g'stand'n: Diab's- und Aug'Iseg'n, allerhand Beschwörunga. „Lin
gewisser ^euersegen, so allezeit hilft", „Zu machen, das; Dir
Niemand Dein Vieh mag verhexen", „Linen Dieb zu bannen",
und so weita.
Das ncnna'neunzigste Stück aber hat a' so g'laut t:
„Lin geringes Stück, aufs welche Meis; Gewalt zu gewinnen
über Linen, so Dir feind ist."
„So Du Gewalt willst haben über einen Utcnschen, musst
Nu ein Püschlein Haare von ihme an Dir
tragen; aber achte wohl, daß es auff den
Tharsamstag abgeschnitten sep. Dcrselbig'
Ulensch hat kein' Macht inehr über Dich, Du
aber hast alle Macht über ihn und so Du
ü>u eitirest, muß er Dir kommen alle Stund
üey Tag und Nacht. Thne also: Zünd ein
geweihtes Lichtlein an, dreimal Etliches
uo» seinem läaar daran zu verbrennen und
sprich:
»Nemieo, ick rufe Dich zum Ersten,
ZUni Zweiten und zum Drittenmal!"
Alsbald wird Dein Feind zur Thür
herein trcttcn und magst Du mit ihm thun
wie Du willst, so lang das Lichtlcin brinnet.
^whe zu, daß er wieder ans; der Thür sey
ehe das Lichtlein verlöschet — ansonsten
üewinnt er Gewalt über Dich bis zum
uachsftn Hahnschrep. Drodatum est!"
^ Mia der Bauer zwoa Tag später auf Admontkirch'n ganga
hat
er nn Leib'ltäsch'l an' Schüpp'l Haar von seiner Bau rin
3 habt, dös hat er ihr zeitli' in der Frnah a'g'schnitt'n, derweil
g'schlaf'n hat.
»Hilft'g nit, so schadt's nit", hat er si' denkt, „hat das
Uachel »nun' Ladern g'holfen, selm mag's mir aa' helf'n."
^ D, Admont kiinmt der likitteregger bei'in Lackierer vorbei,
,3^h^ g'rad' die Lad'nthür' auf und der stiftischc Forstwart steigt
„7' " Bauern gibt's an' Riß — denn dös is der oanziae
mit dem er
"tu Tod verfeind't
'N^ 2°Sd- und
s^'dschad-ng'schicht'n
Forstleut'
^ ' " ,lan Schad'n 'n
-p°ttnitfeihi'„,ass.^
vaß und Rach'n
^ n auf 'n
^ut g'ftcss'n
'ganga wär'.
wa« » ib der Lorst-
w«" weg, bleibt hör
a.77 u>ia ang'na-
)7 Nimmt d'
in d' Ha,,d ,,nd
''urt; dann lacht er
°amal »nd is mit
" Sprung
Balbiererlad'n. — Mia er wieder außakimmt, is er schön balbiert
und hat im ander'n Leib'ltäsch'l aa' an Schüpp'l Haar.
Dann geht er in d' Auferstehung, denn hcnnt is ja Lhar-
samstag.
So guat aufg'legt wia hcunt is der Bauer schon lang nimma
g'wc'n. A' paar Stutz'n Mein im Stiftskeller und a' paar guate
Bekannte hab'n 'n so lang aufg'halt'n, daß er erst uma' elfe
hoam auf Meng kemma is.
Beini obcr'n Mirth is's no' liacht. Ausnahmsweis hennt und
weil er halt so viel guat aufg'legt is, ziacht's 'n Mittcrcgger
no' eini. Drin' trifft er 'n Hochcgger, 'n alt'n Schlager und
no' a' paar Nachbarn und bleibt pick'n.
Dauert nit lang, z'widert 'n Mittcrcgger
Mana an: „No, Nachbar, bist leicht ein-
g'lad'n g'we'n heunt beim Vberferstner z'
Admont?"
„'s Scll nit", sagt der Bauer mit an
Lacher d'rauf, „aber i' lad' mir hiazt bald
amal Man' ein vo' die Greanspeiser die
verfl. daß i' anial z'samma kimm mit
den Hundling!"
„Magst einladna, wia s' D' willst",
moant der Hochcgger d'rauf, „kimmt Dir ja
koana."
„Muaß kemma", schreit der Bauer, dem
der Mein schon z' Kopf is g'sticg'n, „wann
i' mein' g'hoame Aunst brauch'!"
„Soo!" sagt der alte Schlager vawundcrt,
„ja, kannst denn Du aa' was von den Sach'n
die Dei' Vada könna hat?"
„Freili' kann i's!" prahlt si' der Mittereggcr, „und damit
Du's stachst, daß i's kann, will i' den Zott'l, den ölendig'n, auf
der Stell' hcrzitir'n. Mia a' Nanncrl muaß er dastch'n vor mir
und aft recht schö' bitt'n, daß i' 'n wieder auslaß'. Mirthin,
bring' ma' a' g'weichte Airz'n!"
Zitternd hat d' kvirthin die g'weichte Airz'n 'bracht, auf'n
Airchthurn schlagt's g'rad' zwölfe, die Bauern ruck'n enger
z'samm' und schau'n mit Nengierd' und Grausen 'n Mittcrcgger
zua. — Der pickt die Airz'n auf'n Tisch, zünd't s' an und sagt
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"De g'hoame Kunst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 119.1903, Nr. 3026, S. 39
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg