DOI Heft:
Nr. 275
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2114#0086
Attisches Mahl.
Für einen Trunk aus süßer Schale
Bei Sokrates und Platos Mahle,
Für eine Stunde Alterthum,
Drei volle Jahre gab ich drum.
Apollo.
Sei mir gegrüßt, gelehrter Meister!
Der Herr Professor.
Es loben Gott all' gute Geister!
A p o l l o.
Wie, den Apoll erkennst du nicht,
Du hochberühmtes Schulenlicht?
Der Herr Professor.
Verzeiht — die ungewohnte Ehre —
Ihr seid Apoll von Belvedere.
Apollo.
Was schlägst du denn die Augen nieder?
Der Herr Professor.
Ganz splitternackt sind eure Glieder,
Das Schürzlein fehlt um eure Lenden,
Erlaubt, will euch ein seidnes spenden.
Apollo.
Du schämst dich deiner magern Waden,
Siehst du die meinen wohlgerathen,
Wohlan, so senke deinen Blick,
Folg mir in Pallas' Republik
Der Herr Professor.
Bei allen Göttern, redet leiser,
Tenn Ohren haben Wand und Häuser,
Es arretirt die Polizei
Sogleich auf Hochverrätherei.
Apollo.
Reich mir die Hand, und siehe da,
Schon stehen wir in Attika,
Es blitzt im goldnen Abendschein
Cekropias Burg vom hohen Stein,
Und der dort auf dem Platze steht,
Ist Sokrates, wie du's erfleht.
Der Herr Professor.
Ihr scherzet wohl, es kann nicht sein,
Der garstige Kerl ist zu gemein,
Er schneuzt fich ja auf offner Straße
Mit bloßer Hand die Kupfernase.
Apollo.
Auch Plato triffst du da zugleich.
Der Herr Professor.
Den dacht' ich mager mir und bleich,
Doch dieser gleicht 'nein Metzgersknecht,
Vom Studium ganz ungeschwächt,
Mit derben Schultern, grober Hand,
Schlägt Purzelbäume in dem Saud,
Und ach, mein Herz wird immer schwerer,
Jetzt balgt er gar sich mit dem Lehrer.
Apollo.
Ich will in des Gymnasion Räumen
Dich vorzustellen nicht mehr säumen,
He, Freunde, lasset ab vom Ringen,
Ich muß euch einen Gastfreund bringen.
S o c r a t e s.
Sei uns gegrüßt, wer und woher?
Der Herr Professor.
Euch dies zu sagen, ist nicht schwer.
Zu Hause nennt man mich Professer.
Ihr nennt es Pädagoge besser,
Komm fernher aus Kimmerias Norden,
Wär gern mit euch bekannt geworden.
S o c r a t e s.
Ein Pädagoge der Kimmerer, —
Du bist wohl am Gymnasion Lehrer?
Der Herr Professor.
Ich bin Gymnasiums-Direktor.
Socrates-
Doch traun, du gleichest keinem Hektar.
Beliebt es dir indeß zu ringen,
Wir sind zu Dienst in solchen Dingen,
Vielleicht auch machte dirs Vergnügen,
Wenn wir uns mit dem oestn» schlügen.
Der Herr Professor.
Bewahre Gott, zu ewger Schande
Gereichte mir s in meinem Stande,
Wollt ich mich je mit Knütteln bläun.
Auch bin ich Hofrath obendrein.
Socrates.
Da bist du wohl in deinem Staate
In des Tyrannen hohem Rathe.
Der Herr Professor.
Nie bin ich noch nach Hof gekommen.
Socrates.
O Unsinn, wie ich nie vernommen
Gymnasiarch und darf nicht ringen.
Hofrath, und darf doch Rath nicht bringen,
Ist das nicht wunderlich, mit Gunst,
Was treibst du denn für eine Kunst?
Der Herr Professor.
Ich lehre Logik.
Socrates.
Nun, bei Gott,
Die thut euch auch wahrhaftig Noth.
Für einen Trunk aus süßer Schale
Bei Sokrates und Platos Mahle,
Für eine Stunde Alterthum,
Drei volle Jahre gab ich drum.
Apollo.
Sei mir gegrüßt, gelehrter Meister!
Der Herr Professor.
Es loben Gott all' gute Geister!
A p o l l o.
Wie, den Apoll erkennst du nicht,
Du hochberühmtes Schulenlicht?
Der Herr Professor.
Verzeiht — die ungewohnte Ehre —
Ihr seid Apoll von Belvedere.
Apollo.
Was schlägst du denn die Augen nieder?
Der Herr Professor.
Ganz splitternackt sind eure Glieder,
Das Schürzlein fehlt um eure Lenden,
Erlaubt, will euch ein seidnes spenden.
Apollo.
Du schämst dich deiner magern Waden,
Siehst du die meinen wohlgerathen,
Wohlan, so senke deinen Blick,
Folg mir in Pallas' Republik
Der Herr Professor.
Bei allen Göttern, redet leiser,
Tenn Ohren haben Wand und Häuser,
Es arretirt die Polizei
Sogleich auf Hochverrätherei.
Apollo.
Reich mir die Hand, und siehe da,
Schon stehen wir in Attika,
Es blitzt im goldnen Abendschein
Cekropias Burg vom hohen Stein,
Und der dort auf dem Platze steht,
Ist Sokrates, wie du's erfleht.
Der Herr Professor.
Ihr scherzet wohl, es kann nicht sein,
Der garstige Kerl ist zu gemein,
Er schneuzt fich ja auf offner Straße
Mit bloßer Hand die Kupfernase.
Apollo.
Auch Plato triffst du da zugleich.
Der Herr Professor.
Den dacht' ich mager mir und bleich,
Doch dieser gleicht 'nein Metzgersknecht,
Vom Studium ganz ungeschwächt,
Mit derben Schultern, grober Hand,
Schlägt Purzelbäume in dem Saud,
Und ach, mein Herz wird immer schwerer,
Jetzt balgt er gar sich mit dem Lehrer.
Apollo.
Ich will in des Gymnasion Räumen
Dich vorzustellen nicht mehr säumen,
He, Freunde, lasset ab vom Ringen,
Ich muß euch einen Gastfreund bringen.
S o c r a t e s.
Sei uns gegrüßt, wer und woher?
Der Herr Professor.
Euch dies zu sagen, ist nicht schwer.
Zu Hause nennt man mich Professer.
Ihr nennt es Pädagoge besser,
Komm fernher aus Kimmerias Norden,
Wär gern mit euch bekannt geworden.
S o c r a t e s.
Ein Pädagoge der Kimmerer, —
Du bist wohl am Gymnasion Lehrer?
Der Herr Professor.
Ich bin Gymnasiums-Direktor.
Socrates-
Doch traun, du gleichest keinem Hektar.
Beliebt es dir indeß zu ringen,
Wir sind zu Dienst in solchen Dingen,
Vielleicht auch machte dirs Vergnügen,
Wenn wir uns mit dem oestn» schlügen.
Der Herr Professor.
Bewahre Gott, zu ewger Schande
Gereichte mir s in meinem Stande,
Wollt ich mich je mit Knütteln bläun.
Auch bin ich Hofrath obendrein.
Socrates.
Da bist du wohl in deinem Staate
In des Tyrannen hohem Rathe.
Der Herr Professor.
Nie bin ich noch nach Hof gekommen.
Socrates.
O Unsinn, wie ich nie vernommen
Gymnasiarch und darf nicht ringen.
Hofrath, und darf doch Rath nicht bringen,
Ist das nicht wunderlich, mit Gunst,
Was treibst du denn für eine Kunst?
Der Herr Professor.
Ich lehre Logik.
Socrates.
Nun, bei Gott,
Die thut euch auch wahrhaftig Noth.