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Beleidigende Zumutung.
Hauswirt: „Herr Veiferl, Sic haben nun schon fünf Monate lang keine
Miete bezahlt! Das geht nicht so weiter! Am Ersten müssen Sie ausziehenl"
Dichterling: „Wie? Ohne Sic bezahlt zu haben?... Herr! Verletzen
Sie mich nicht in meiner Ehre!"
...°;=g° Unverschii m t.
„Da geht der infame Kerl, der mich hat sitze» lassen!" — „Warst Du denn
mit ihm verlobt?" — „Nein — aber er hat uns doch drei Jahre gegenüber
gew oh nt!"
Nicht so schlimm.
Kerrn Isaak Feichtenbaum, der in
r seiner Reiselegitimation als be-
sonderes Kennzeichen den vermerk:
„Stark ausgeprägte 0-Füße" stehen
hatte, war vom Arzte zur Förde-
rung seiner Gesundheit das Rad-
fahren verordnet worden. Nachdem
nun Feichtenbaum diesem Sport
durch vier Wochen mit Eifer und
Fleiß gehuldigt, war er so weil,
seine erste Ausfahrt wagen zu dür-
fen. Für diese wählte er einen nahe
gelegenen Ausflugsort, knapp an
der Reichsstraße, die so eben und
glatt war wie ein Asphaltpflaster.
Schon hatte Feichtenbauin zwei
Drittel der Strecke hinter sich, als
ihm das Jörgele, der Schafhirte des
Leitenbauern, begegnete. Feichten
bäum war vorsichtig und wich früh-
zeitig aus. Aber auch Jörgcle,
der eine heillose Angst vor den
Radfahrern hatte, sprang rasch zur
Seite, und zwar nach der nämlichen
Richtung. Feichtenbaum verlor nicht
seine Geistesgegenwart und fuhr
auf die andere Seite. Schon aber
hatte auch Jörgele den gleichen
Gedanken gehabt, lief ebendorthin
und — das Unglück war geschehen.
Ein heftiger Zusammenprall warf
das Jörgcle auf die Straße, den
Uerrn Isaak Feichtenbaum und
sein Rad jedoch in den Graben.
Es folgten einige Augenblicke laut-
loser Stille. Iörgclc mar der erste,
der sich vom Schrecken erholte und
aufstand. Feichtenbaum glaubte,
ihm seien sicher mehrere Knochen
gebrochen worden, und er getraute
sich deshalb lange nicht, sich zu
rühren. Endlich fing er an, erst
an seinen Armen, dann an seinen
Rippen herumzutasten. Alles war
ganz, aber seine Beine die schmerz-
ten ihn besonders — die mußten
entzwei sein. Er rief das Jörgele
zu sich heran und bat ihn, vor-
sichtig seine Füße, erst den einen,
dann den andern, zu untersuchen.
Iörgele, der sich schuldbeladen
glaubte, tat gerne diesen Sama-
riterdienst, und als er damit zu
Ende war und Feichtenbaum ihn
ängstlich fragte: „Na, Jörgel, sind
se gebrochen?" da antwortet er
freudestrahlend: „Na, 'brachen san
s' net — bloß stark verbogen!"
Beleidigende Zumutung.
Hauswirt: „Herr Veiferl, Sic haben nun schon fünf Monate lang keine
Miete bezahlt! Das geht nicht so weiter! Am Ersten müssen Sie ausziehenl"
Dichterling: „Wie? Ohne Sic bezahlt zu haben?... Herr! Verletzen
Sie mich nicht in meiner Ehre!"
...°;=g° Unverschii m t.
„Da geht der infame Kerl, der mich hat sitze» lassen!" — „Warst Du denn
mit ihm verlobt?" — „Nein — aber er hat uns doch drei Jahre gegenüber
gew oh nt!"
Nicht so schlimm.
Kerrn Isaak Feichtenbaum, der in
r seiner Reiselegitimation als be-
sonderes Kennzeichen den vermerk:
„Stark ausgeprägte 0-Füße" stehen
hatte, war vom Arzte zur Förde-
rung seiner Gesundheit das Rad-
fahren verordnet worden. Nachdem
nun Feichtenbaum diesem Sport
durch vier Wochen mit Eifer und
Fleiß gehuldigt, war er so weil,
seine erste Ausfahrt wagen zu dür-
fen. Für diese wählte er einen nahe
gelegenen Ausflugsort, knapp an
der Reichsstraße, die so eben und
glatt war wie ein Asphaltpflaster.
Schon hatte Feichtenbauin zwei
Drittel der Strecke hinter sich, als
ihm das Jörgele, der Schafhirte des
Leitenbauern, begegnete. Feichten
bäum war vorsichtig und wich früh-
zeitig aus. Aber auch Jörgcle,
der eine heillose Angst vor den
Radfahrern hatte, sprang rasch zur
Seite, und zwar nach der nämlichen
Richtung. Feichtenbaum verlor nicht
seine Geistesgegenwart und fuhr
auf die andere Seite. Schon aber
hatte auch Jörgele den gleichen
Gedanken gehabt, lief ebendorthin
und — das Unglück war geschehen.
Ein heftiger Zusammenprall warf
das Jörgcle auf die Straße, den
Uerrn Isaak Feichtenbaum und
sein Rad jedoch in den Graben.
Es folgten einige Augenblicke laut-
loser Stille. Iörgclc mar der erste,
der sich vom Schrecken erholte und
aufstand. Feichtenbaum glaubte,
ihm seien sicher mehrere Knochen
gebrochen worden, und er getraute
sich deshalb lange nicht, sich zu
rühren. Endlich fing er an, erst
an seinen Armen, dann an seinen
Rippen herumzutasten. Alles war
ganz, aber seine Beine die schmerz-
ten ihn besonders — die mußten
entzwei sein. Er rief das Jörgele
zu sich heran und bat ihn, vor-
sichtig seine Füße, erst den einen,
dann den andern, zu untersuchen.
Iörgele, der sich schuldbeladen
glaubte, tat gerne diesen Sama-
riterdienst, und als er damit zu
Ende war und Feichtenbaum ihn
ängstlich fragte: „Na, Jörgel, sind
se gebrochen?" da antwortet er
freudestrahlend: „Na, 'brachen san
s' net — bloß stark verbogen!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Unverschämt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1904
Entstehungsdatum (normiert)
1899 - 1909
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 120.1904, Nr. 3060, S. 142
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg