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IU a r um der Teufel Keine n in ehr holl.
und drängte so lange, bis Kirukastl endlich erklärte, er würde ja
qauz gern mit dem Fremdling gehen — nur müßt' er auch was
haben davon.
Freund Satan, der kein Aufsehen machen wollte, weil er
eben in dem Revier erst jüngst einmal eine unliebsame Affäre
gehabt hatte, lächelte nach seiner Art und sagte, das sehe er ja
vollkommen ein, den Lrdenmenschen bekomme das Leben in seinem
Reiche wirklich nicht zum besten, sie könnten meist das Klima
nicht recht vertragen, er sei darum auch bereit, dem Studiosus
noch einen Wunsch zu erfüllen — dann müßt' er aber staute
pelle mit.
„Linen?!" rief Michelveit da schier erbost. „Kunderterlei
geht mir ab! Mindestens ein Dutzend wünsche müßt Ihr mir
gewähren I"
„Ich will einmal nobel sein wie die guten Geister und Luch,
weil Ihr es seid, zwei wünsche verstatten" — entgegnete der
Teufel — „aber mehr kann ich heutigentags nicht leisten!"
Schließlich einigten sie sich ans drei wünsche.... die mußte
er dem Studenten erfüllen, und nicht eher, als bis der Teufel
dem Studiosus Michelveit Kirukastl alle diese drei Begehren völlig
und ordnungsgemäß zu willen getan, sollte er ihn holen dürfen.
So wurde der Vertrag auf Pergament geschrieben und —
wie der Brauch — von dem Studiosus mit eigenem Lebensblut
unterzeichnet. Dann setzte der Teufel mit dem linken Fuß das
Siegel darunter, empfahl sich und verschwand. —
Kirukastl ließ sich Zeit mit seinen wünschen, denn es pres-
sierte ihm nicht, geholt zu werden. —
Gegen Lnde des nächsten Monats aber, als die Wirtin drängte
und der Schneider und der Bäcker, die Wäscherin und der Schuster
und alle drohten, ihm nie mehr einen peller anzukreiden — da
wurde ihm schwach zumut und er meinte, ein Wunsch allein
könnt' ihm schließlich ja nichts schaden.
Lr rechnete alle seine Schulden zusammen, zählte sie noch ein
zweites Mal von unten nach oben, sann tüchtig nach, ob er
nichts vergessen, schlug ein erkleckliches Biergeld darauf und
wünschte sich dann das Ganze — rund 45 Taler.
Kaum war das Sätzlein gesagt, so lag auch schon das Geld
in blanker Münze auf dem Tisch. —
Michelveit lebte lustig und sidel — bis wieder das Monats-
ende kam. Da ging's ihm neuerdings gewaltig knapp. Aber er
getraute sich nicht, den zweiten Wunsch zu tun — das schien ihm
schon zu gefährlich.
So grübelte, sinnierte, brummte und stöhnte er darauf los,
bis ihm plötzlich — als er gar nichts fand — unter einem Faust -
schlag der Ruf entfuhr: „Da soll mich doch gleich der Teufel
holen!''
Und richtig - - schon klopfte der schwarze perr wieder an
die Tür' und sagte, er komme, den Wunsch des Kernt Doktoranden
zu erfüllen -- gleich könne die Reise beginnen.
Natürlich erschrak der Studiosus noch mehr wie früher und
wußte sich im ersten Augenblick nicht zu helfen.
Dann aber siel ihm ein, daß er doch nicht Logik, Dialektik,
Sophiftik und manch' anderes umsonst stndiert, und er verlangte
erst den Vertrag noch einmal lesen zu dürfen.
Lächelnd reichte ihm der Teufel den Pakt.
Bald jedoch lächelte der Studiosus.
„Li, ei, verehrter perr" — sagte er — „hier steht geschrieben,
Ihr sollt mich holen, wenn Ihr mir drei wünsche völlig und
> ordnungsgemäß zu willen getan! was wollt Ihr denn heut'
schon da? Ich entsinne mich nicht, daß Ihr mir schon drei
wünsche erfüllt, ja, nicht einmal, daß ich schon ihrer drei
ausgesprochen hätte. Ich habe da einmal etwas Geld ver-
langt .... das Hab' ich bekommen .... wohl durch Luch....
ich geb's zu! Dann chab' ich begehrt, Ihr sollt mich holen
aber wo blieb denn der dritte Wunsch?"
Dem Teufel wurde wirr im Kopfe.
„Das hat doch damit nichts zu tun!" schrie er zornig. „Jetzt
habt Ihr gewollt, ich soll Luch holen, und jetzt hol' ich
Luch ... . also seid so gut....!"
„Recht gern," erwiderte der Studiosus, „wenn Ihr mir drei
wünsche erfüllt habt •— nun ist das erst mit einem ge-
schehen .... also erst noch den zweiten und den dritten — dann
kommt wieder I"
Der Teufel machte ein ganz verlegenes Gesicht. „Port,"
stammelte er hilflos, „ich will den letzten Wunsch als unge-
sprochen gelten lassen .... Ihr sollt noch zwei haben ....
wünscht Luch was anderes . . . ."
„Li, da sieh!" rief der Studiosus entrüstet. „Ich soll einen
Wunsch zurückziehen, weil Ihr ihn nicht erfüllen könnt? Ihr
vermögt also nicht einmal Lueren Vertrag zu halten? Tut mir
leid, da tret' ich überhaupt davon zurück; denn mit Leuten, die
geschlossene Pakte nicht respektieren, verhandle ich nicht gern . . . ."
„Aber ich will Luch ja holen. . . ." stotterte der Teufel.
„wenn drei wünsche erfüllt sind!" entgegnete der Student.
„Also gibt's gar kein Mittel?" winselte der Satan.
„Ich Hab' mich in manchen Wissenschaften umgetan," sagte
Michelveit, „aber ich wüßte kein anderes, als daß Ihr Luch
empfehlt!"
Da fuhr der Teufel unter dem pohulacheu Kirnkastls mit
Pech und Schwefel in die Kölle. Dort sitzt er seitdem und sinniert,
wie er dem Studenten mit dem verflixten Vertrag beikommen
könnte. — Da er aber immer noch nichts gefunden, geniert er
sich, andern Leuten unter die Augen zn treten und sie zu holen.
Dr. Karl Mumelter.
-o°-
Hicht spürt's die Wurzel, wenn mit Stnrmesschwingen
Die Windsbrant durch der Bänme Wipfel fährt;
Doch spürt's die Krone, wenn mit eklem Schlingen
Des Wnrmes Gier das Wnrzelmark verzehrt. <5. w
Der Träumer sitzt am Fluß--
ufer und wartet, bis sich das
Wasser verlaufen hat — statt
nach einer Brücke zu suchen.
n. v.
|||enn ein Götze sich
schreien seine Anhänger: „
„^lles geht vorüber!"
Für den Unglücklichen ist es
ein Trost, für den Glücklichen
eine Mahnung. <0. s. w.
eine Zigarette anzündet,
icht — es blitzt!"
E. Pesch lia».
IU a r um der Teufel Keine n in ehr holl.
und drängte so lange, bis Kirukastl endlich erklärte, er würde ja
qauz gern mit dem Fremdling gehen — nur müßt' er auch was
haben davon.
Freund Satan, der kein Aufsehen machen wollte, weil er
eben in dem Revier erst jüngst einmal eine unliebsame Affäre
gehabt hatte, lächelte nach seiner Art und sagte, das sehe er ja
vollkommen ein, den Lrdenmenschen bekomme das Leben in seinem
Reiche wirklich nicht zum besten, sie könnten meist das Klima
nicht recht vertragen, er sei darum auch bereit, dem Studiosus
noch einen Wunsch zu erfüllen — dann müßt' er aber staute
pelle mit.
„Linen?!" rief Michelveit da schier erbost. „Kunderterlei
geht mir ab! Mindestens ein Dutzend wünsche müßt Ihr mir
gewähren I"
„Ich will einmal nobel sein wie die guten Geister und Luch,
weil Ihr es seid, zwei wünsche verstatten" — entgegnete der
Teufel — „aber mehr kann ich heutigentags nicht leisten!"
Schließlich einigten sie sich ans drei wünsche.... die mußte
er dem Studenten erfüllen, und nicht eher, als bis der Teufel
dem Studiosus Michelveit Kirukastl alle diese drei Begehren völlig
und ordnungsgemäß zu willen getan, sollte er ihn holen dürfen.
So wurde der Vertrag auf Pergament geschrieben und —
wie der Brauch — von dem Studiosus mit eigenem Lebensblut
unterzeichnet. Dann setzte der Teufel mit dem linken Fuß das
Siegel darunter, empfahl sich und verschwand. —
Kirukastl ließ sich Zeit mit seinen wünschen, denn es pres-
sierte ihm nicht, geholt zu werden. —
Gegen Lnde des nächsten Monats aber, als die Wirtin drängte
und der Schneider und der Bäcker, die Wäscherin und der Schuster
und alle drohten, ihm nie mehr einen peller anzukreiden — da
wurde ihm schwach zumut und er meinte, ein Wunsch allein
könnt' ihm schließlich ja nichts schaden.
Lr rechnete alle seine Schulden zusammen, zählte sie noch ein
zweites Mal von unten nach oben, sann tüchtig nach, ob er
nichts vergessen, schlug ein erkleckliches Biergeld darauf und
wünschte sich dann das Ganze — rund 45 Taler.
Kaum war das Sätzlein gesagt, so lag auch schon das Geld
in blanker Münze auf dem Tisch. —
Michelveit lebte lustig und sidel — bis wieder das Monats-
ende kam. Da ging's ihm neuerdings gewaltig knapp. Aber er
getraute sich nicht, den zweiten Wunsch zu tun — das schien ihm
schon zu gefährlich.
So grübelte, sinnierte, brummte und stöhnte er darauf los,
bis ihm plötzlich — als er gar nichts fand — unter einem Faust -
schlag der Ruf entfuhr: „Da soll mich doch gleich der Teufel
holen!''
Und richtig - - schon klopfte der schwarze perr wieder an
die Tür' und sagte, er komme, den Wunsch des Kernt Doktoranden
zu erfüllen -- gleich könne die Reise beginnen.
Natürlich erschrak der Studiosus noch mehr wie früher und
wußte sich im ersten Augenblick nicht zu helfen.
Dann aber siel ihm ein, daß er doch nicht Logik, Dialektik,
Sophiftik und manch' anderes umsonst stndiert, und er verlangte
erst den Vertrag noch einmal lesen zu dürfen.
Lächelnd reichte ihm der Teufel den Pakt.
Bald jedoch lächelte der Studiosus.
„Li, ei, verehrter perr" — sagte er — „hier steht geschrieben,
Ihr sollt mich holen, wenn Ihr mir drei wünsche völlig und
> ordnungsgemäß zu willen getan! was wollt Ihr denn heut'
schon da? Ich entsinne mich nicht, daß Ihr mir schon drei
wünsche erfüllt, ja, nicht einmal, daß ich schon ihrer drei
ausgesprochen hätte. Ich habe da einmal etwas Geld ver-
langt .... das Hab' ich bekommen .... wohl durch Luch....
ich geb's zu! Dann chab' ich begehrt, Ihr sollt mich holen
aber wo blieb denn der dritte Wunsch?"
Dem Teufel wurde wirr im Kopfe.
„Das hat doch damit nichts zu tun!" schrie er zornig. „Jetzt
habt Ihr gewollt, ich soll Luch holen, und jetzt hol' ich
Luch ... . also seid so gut....!"
„Recht gern," erwiderte der Studiosus, „wenn Ihr mir drei
wünsche erfüllt habt •— nun ist das erst mit einem ge-
schehen .... also erst noch den zweiten und den dritten — dann
kommt wieder I"
Der Teufel machte ein ganz verlegenes Gesicht. „Port,"
stammelte er hilflos, „ich will den letzten Wunsch als unge-
sprochen gelten lassen .... Ihr sollt noch zwei haben ....
wünscht Luch was anderes . . . ."
„Li, da sieh!" rief der Studiosus entrüstet. „Ich soll einen
Wunsch zurückziehen, weil Ihr ihn nicht erfüllen könnt? Ihr
vermögt also nicht einmal Lueren Vertrag zu halten? Tut mir
leid, da tret' ich überhaupt davon zurück; denn mit Leuten, die
geschlossene Pakte nicht respektieren, verhandle ich nicht gern . . . ."
„Aber ich will Luch ja holen. . . ." stotterte der Teufel.
„wenn drei wünsche erfüllt sind!" entgegnete der Student.
„Also gibt's gar kein Mittel?" winselte der Satan.
„Ich Hab' mich in manchen Wissenschaften umgetan," sagte
Michelveit, „aber ich wüßte kein anderes, als daß Ihr Luch
empfehlt!"
Da fuhr der Teufel unter dem pohulacheu Kirnkastls mit
Pech und Schwefel in die Kölle. Dort sitzt er seitdem und sinniert,
wie er dem Studenten mit dem verflixten Vertrag beikommen
könnte. — Da er aber immer noch nichts gefunden, geniert er
sich, andern Leuten unter die Augen zn treten und sie zu holen.
Dr. Karl Mumelter.
-o°-
Hicht spürt's die Wurzel, wenn mit Stnrmesschwingen
Die Windsbrant durch der Bänme Wipfel fährt;
Doch spürt's die Krone, wenn mit eklem Schlingen
Des Wnrmes Gier das Wnrzelmark verzehrt. <5. w
Der Träumer sitzt am Fluß--
ufer und wartet, bis sich das
Wasser verlaufen hat — statt
nach einer Brücke zu suchen.
n. v.
|||enn ein Götze sich
schreien seine Anhänger: „
„^lles geht vorüber!"
Für den Unglücklichen ist es
ein Trost, für den Glücklichen
eine Mahnung. <0. s. w.
eine Zigarette anzündet,
icht — es blitzt!"
E. Pesch lia».
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Spaene"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1907
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 126.1907, Nr. 3208, S. 34
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg