Fliegende Blätter (126.1907 (Nr. 3206-3231))

K(einer Irrtnnt.

-'Is-

s)3i i cf; c I
(lesend):

,Seine Durchlaucht erlegten bei der
letzten Jagd mit geladenen Kavalieren
60 Hirsche und 20 Wildschweine? . . .
„Sakra, dös muß a' Wunder von an'
G'wehr sein, so a' g'lad'ner Kavalier!"

S

as Landgericht von Rropfenhansen war ein idyllischer Aufent-
halt. Selten einmal beschäftigte ein größerer Prozeß die dort
tätigen Herren Richter. Diese konnten sich also in aller Ruhe den
ausgiebigsten Frühstückssreuden hingeben. Dabei war cs von der
Natur weise eingerichtet, daß gerade gegenüber der Gasthof zuin
„roten Gchsen" lag. Ls genügte ein optisches Signal, eine Art
drahtlose Telegraphie, und die brave
Aathi, die Kellnerin drüben, wußte Be-
scheid, wieviel Maß die perren voin Ge-
richt wünschten.

Nun ereignete es sich einst, daß ein
höchst verwickelter Zivilstreit anfiel, zu dem
ein großes Zengenaufgebot nötig war.

Zugleich kam ein neuer Präsident, ein
äußerst strenger perr, der persönlich die
Verhandlung leitete. — Die Parteianträge
sind vorüber, der Pauptzeuge wird ausge-
rufen und soll vereidigt werden.

„Nun, Zeuge Joseph Pratzenmeyer,"
beginnt der Gestrenge feierlich, „erheben
Sie die rechte pand und sprechen Sie inir

den Lid nach!"-Der Zeuge streckt

drei Finger hoch in die Luft--der