D' Brautschau.
hab'n 'tan, was der Brauch is: zug’red't, daß
s' fest essen sollen, und d' Bäurin hat si'
entschuldigt, daß sie's — ’s Essen nämli' —
in der Schnelligkeit not schöner hat Herrichten
könna. Aber vom Heiraten is koa’ Wort!
g'sprochen wor’n, wie es sich halt g’hört.
Der Student hat fest dreing'haut, und
der Hochzeiter hat aa’ ’s G’selchte a’ bißl
probiert — sein Gickerl hat er dein Girgl
zug’schob'n. Auf d’ Letzt hat d’ Bäurin dös
Übrig’bliebene eing’wickelt — a’ Trumm
G’selcht’s, und a’ Dutzend Rüch'l hat s’ no’
dazu ’tan — und hat's zum Reitmoser
'nüberg’schickt: „wenn’s ebba dem Herrn
Studenten seltsam waar’."
Nacha san s' 'gangen. Der Bauer und
d’ Bäurin hab'n an Franzl ’nausbegleit’ und
hab’n eahm d’ Ehr' uo’ recht an’tan. Denn a'
Riesenhuber Franzl Heirat’ sogleich nimmer.
Der Student is — g’rad’ wia’s halt
Brauch is — beim Nannerl no’ a’ bißl steh’n
'blieb'n: „Nannerl," sagt er, „es feit si’ nix.
3' gratulier’. Auf Martini bist D’ Riesen-
huberin — wenn’s Dir recht is."
„Recht waar’s ja!" moant's Nannerl
und schlagt d' Augen zua. —
„wia moanst D' denn, Girgl!" fragt der
Franzi, wia s’ hoam'kommen san.
„’s Geld und d’ Sach’ und ’s Dirndl —
gar nix is unrecht. Aber wie g'sagt, schau'
Dir noch a' paar andere an. Nix G’wiß's
woaß ma’ net, sagt der Finessen - Sepperl."
„Mir is’s aa’ recht," gibt sich der Franzl drein.
„Woaßt D’, Franzl, i' schreib' inir s’ alle auf, damit wir
koane übersehg’n."
„Dös tuast D’, ja."
'st
Am Mittwoch drauf schaut der Rapfenberger z’ Holmering
g’rad’ beim Fenster ’naus. Auf einmal sagt
er: „Bäurin, geh' her a’ wen’g! was kimmt
denn da für a' noblig's Fuhrwerk über d'
l 5chwendhöh' 'rauf?"
Ü4 „3eff’," schreit d' Bäurin, „dös san ja
d’ Riesenhuber - Roß! — Reser l!I"
Dem Rapfenberger sein Nachbar, der wasner, steht auf der
Hofwiesen draußen und will sich g'rad' a’ Schnüxferl Tabak
nehmen; derweil sieht er’s Riesenhuber-Fuhrwerk.
„Halt aus!" denkt er sich und laßt ’n Schnupftabak fallen,
„da her geht iatzt der wind?" Und springt schnell in ’n Hof
eint und schreit: „Bäurin! — RatherlI"
D' wasner Rathi tuat g'rad' Mist
aufleg’n; wia der Vater schreit „Ra-
therl", denkt sie sich gleich: „warum
nennt mi’ denn der Vater auf einmal
„Ratherl?" A so hat er mi’ schon
Zehn Jahr' nimmer g'nennt..."
Aber nacha fliag’n d' Schürzen und
§öpf’, wia der Vater g’sagt hat, wer
über'n Schwendhügel 'reinfahrt. —
„Herrgott, iatzt blüaht der Weizen no’ amal!" denkt sich dem
wasner sein Nachbar, der Rapfenberger. „Beim Enthofer san
s’ schon auf der B'schau g'wesen, wia ma’ g’hört hat; wenn’s
da nöt amal ebb’s wor’n is, nacha wirst Du Riesenhuberin,
Reserl! Tumml’ Di' und koch’, was’s Zeug halt’. Der Herr
Student is aa’ dabei. Der wird's schon kenna, daß D' in der
Haushaltungsschul’ ebbs g’lernt hast."
Und beim wasner geht’s glei’ no’ lebendiger zu. „Schau’
Dir’s z’samm', Bäurin",
sagt der wasner, „der
Reitinoser Student kimmt
mit!"
„Schau' Dir's nur
Du mit der Sprach’ a’
bißl z’samm'", schnappt
d’ wasnerin auf ihren
Mann hin, „und halt’
Di' a’ wen'g z’ruck mit
Deine Bauernsxrüch’. —
Mei' Rocherei geht Di'
nix an I A' Truthahn,
acht junge Tauben, a’
Fasan, a’ Ralbfleisch und Zwetschgenbafesen wer’n wohl g'nua
sein — Han? I . . D' wasnerin is dö best' Röchin weit und breit;
dös is bekannt! . . Und der Herr Student kriagt z’ Minka drob'n
nix solches, als wia eahm i’ koch’ —- dös merkst D' Dir!" —
,,D' Leut’ derf man nöt schrecken," sagt der Student zum
-
hab'n 'tan, was der Brauch is: zug’red't, daß
s' fest essen sollen, und d' Bäurin hat si'
entschuldigt, daß sie's — ’s Essen nämli' —
in der Schnelligkeit not schöner hat Herrichten
könna. Aber vom Heiraten is koa’ Wort!
g'sprochen wor’n, wie es sich halt g’hört.
Der Student hat fest dreing'haut, und
der Hochzeiter hat aa’ ’s G’selchte a’ bißl
probiert — sein Gickerl hat er dein Girgl
zug’schob'n. Auf d’ Letzt hat d’ Bäurin dös
Übrig’bliebene eing’wickelt — a’ Trumm
G’selcht’s, und a’ Dutzend Rüch'l hat s’ no’
dazu ’tan — und hat's zum Reitmoser
'nüberg’schickt: „wenn’s ebba dem Herrn
Studenten seltsam waar’."
Nacha san s' 'gangen. Der Bauer und
d’ Bäurin hab'n an Franzl ’nausbegleit’ und
hab’n eahm d’ Ehr' uo’ recht an’tan. Denn a'
Riesenhuber Franzl Heirat’ sogleich nimmer.
Der Student is — g’rad’ wia’s halt
Brauch is — beim Nannerl no’ a’ bißl steh’n
'blieb'n: „Nannerl," sagt er, „es feit si’ nix.
3' gratulier’. Auf Martini bist D’ Riesen-
huberin — wenn’s Dir recht is."
„Recht waar’s ja!" moant's Nannerl
und schlagt d' Augen zua. —
„wia moanst D' denn, Girgl!" fragt der
Franzi, wia s’ hoam'kommen san.
„’s Geld und d’ Sach’ und ’s Dirndl —
gar nix is unrecht. Aber wie g'sagt, schau'
Dir noch a' paar andere an. Nix G’wiß's
woaß ma’ net, sagt der Finessen - Sepperl."
„Mir is’s aa’ recht," gibt sich der Franzl drein.
„Woaßt D’, Franzl, i' schreib' inir s’ alle auf, damit wir
koane übersehg’n."
„Dös tuast D’, ja."
'st
Am Mittwoch drauf schaut der Rapfenberger z’ Holmering
g’rad’ beim Fenster ’naus. Auf einmal sagt
er: „Bäurin, geh' her a’ wen’g! was kimmt
denn da für a' noblig's Fuhrwerk über d'
l 5chwendhöh' 'rauf?"
Ü4 „3eff’," schreit d' Bäurin, „dös san ja
d’ Riesenhuber - Roß! — Reser l!I"
Dem Rapfenberger sein Nachbar, der wasner, steht auf der
Hofwiesen draußen und will sich g'rad' a’ Schnüxferl Tabak
nehmen; derweil sieht er’s Riesenhuber-Fuhrwerk.
„Halt aus!" denkt er sich und laßt ’n Schnupftabak fallen,
„da her geht iatzt der wind?" Und springt schnell in ’n Hof
eint und schreit: „Bäurin! — RatherlI"
D' wasner Rathi tuat g'rad' Mist
aufleg’n; wia der Vater schreit „Ra-
therl", denkt sie sich gleich: „warum
nennt mi’ denn der Vater auf einmal
„Ratherl?" A so hat er mi’ schon
Zehn Jahr' nimmer g'nennt..."
Aber nacha fliag’n d' Schürzen und
§öpf’, wia der Vater g’sagt hat, wer
über'n Schwendhügel 'reinfahrt. —
„Herrgott, iatzt blüaht der Weizen no’ amal!" denkt sich dem
wasner sein Nachbar, der Rapfenberger. „Beim Enthofer san
s’ schon auf der B'schau g'wesen, wia ma’ g’hört hat; wenn’s
da nöt amal ebb’s wor’n is, nacha wirst Du Riesenhuberin,
Reserl! Tumml’ Di' und koch’, was’s Zeug halt’. Der Herr
Student is aa’ dabei. Der wird's schon kenna, daß D' in der
Haushaltungsschul’ ebbs g’lernt hast."
Und beim wasner geht’s glei’ no’ lebendiger zu. „Schau’
Dir’s z’samm', Bäurin",
sagt der wasner, „der
Reitinoser Student kimmt
mit!"
„Schau' Dir's nur
Du mit der Sprach’ a’
bißl z’samm'", schnappt
d’ wasnerin auf ihren
Mann hin, „und halt’
Di' a’ wen'g z’ruck mit
Deine Bauernsxrüch’. —
Mei' Rocherei geht Di'
nix an I A' Truthahn,
acht junge Tauben, a’
Fasan, a’ Ralbfleisch und Zwetschgenbafesen wer’n wohl g'nua
sein — Han? I . . D' wasnerin is dö best' Röchin weit und breit;
dös is bekannt! . . Und der Herr Student kriagt z’ Minka drob'n
nix solches, als wia eahm i’ koch’ —- dös merkst D' Dir!" —
,,D' Leut’ derf man nöt schrecken," sagt der Student zum
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"D' Brautschau"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1907
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 127.1907, Nr. 3251, S. 237
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg