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214

Der Missetäter.

Die Gäste wissen's auch. Sie blasen
und blasen. Sie schütteln die Köpfe
und nicken einander zu. Sie brummen
und murren was von „Schwindel" und
„Betrug". Aber zu sagen traut sich
keiner was. Freilich steht da und dort
im Garten mit großen Lettern ange-
schrieben : „Nicht genügend gefüllte
Krüge bittet man nachschenken zu
lassen I" Aber da soll nur einer hin-
gehcn und Spießrutenlaufen vor dem

Schenktisch I Den massakriert der Schorschl schön mit so grim-
migen Blicken von unten bis oben und schmeißt ihni den Krug,
in den er noch ein Gnadenschlückl hincingelassen, mit. einem Ge-
sicht hin, als wollt' er sagen „Schofles Luder!" — und
der Wirt dreht sich überhaupt um, damit er sich nicht
den Magen verdirbt am Anblick eines solch' windigen
Gesellen, der sich nicht einntal ruhig um ein paar
Pfennig beschummeln lassen will.

Weiter aber schadet ein solcher Anblick weder ihm
noch dem Schorschl. Sie gedeihen alle zwei dabei, wer-
den dick und rund und die Brillanten an den Fingern

gedeihen auch und
die Pfandbriefe im Kasten
nicht minder.

... Da hat sich ganz
rückwärts am Ende des

Gartens in einer Ecke nahe beim bfintecpförtl ein armer, vom
Sonnenbrand zermürbter kfandwerksburfche niedergelassen, dem
der ksunger und der Durst aus den Augen schaut. Schüchtern
bestellt er sich seine Maß und langt aus dem Brot-
korb ein paar dünne, schmale Scheiben her und würgt
sie gierig hinunter und stürzt das perlende Labsal in
den verschmachtenden Schlund. Dann zählt er die letz-
ten paar zusammengefochtenen Pfennige unter der Bank.
Sie reichen nicht. Scheu und ängstlich lugt und spitzt er
hinüber und herüber — dann wischt er beim Psörtl
hinaus. . .

Aber die Kellnerin hat ihn gesehen, „bsalt!"
schreit sie. „Da brennt einer durch!" Ein Tuinult entsteht. Der
Wirt reißt den Gumuiischlauch herunter, der am Strick! an der
Tür hängt, der Schorschl packt den polzschlegel, die bsaus-
burschen Stecken und Prügel — und so stürmt alles hinter

dem Missetäter her. Der sucht zu fliehen. Aber seine müden
Beine tragen ihn nicht weit und er ergibt sich auf Gnad'
und Ungnad'. Keinen Finger rührt er zum Widerstand.
Aber die anderen bläuen ihn windelweich und schleppen den

Zerschundenen dann
triumphierend in den
Garten herein zum Gen-
darmen, der ihn ver-
haften inuß wegen Zech-
prellerei zum Schadens-
werte von dreißig Reichs-
pfennig.

„So ein erbärm-
licher Schwindler!" sagt
der „Zipfelwirt" in tief-
ster sittlicher Entrüstung

und hängt den rächenden Schlauch wieder aus.
And der Schorschl lacht
grimmig: „Dem hab'n

wir's aber anständig be-
sorgt!", packt den näch-
sten „Maß"-Krug und
schenkt ihn in gerech-
tem Zorn nicht einmal
halb voll.

„So ein Lump da!

. . Er auch die Leut' be-
trügen!" . .
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Missetäter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1908
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1913
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 129.1908, Nr. 3301, S. 214

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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