232
er; doch wenig erfreulich war die Antwort. „Ich glücklich?“ sagte die Sklavin,
„sieh’ Manetha, schöner und jünger bin ich als Nefruar, trotzdem ist sie Königin,
ich aber Sklavin. Wie würde ich erst den Thron schmücken!“ —
„Pfui, solche Einbildung!“ schimpfte der arme Schirmhalter, eilte davon und ging
zur Frau des Oberpriesters Amenophis. „O,“ sagte diese, „mein lieber Freund, nie hast
Du mich klagen gehört; da Du aber fragst, will ich es Dir sagen. Mein Mann ver-
steht mich nicht; der Schwung meiner Seele kann nicht harmonisch zusammenklingen
mit der trockenen Nüchternheit seines Verstandes. Er nennt mich eine Gans, sagt, ich
solle mich mehr um die Hauswirtschaft küm-
mern — als ob eine geistig so hoch stehende
Frau wie ich, Sinn für solche Kleinigkeiten
hätte! Willst Du meine Hymne an die Isis
hören ?“
„Lieber nicht!“ rief erschrocken Manetha
und entfloh schaudernd. Traurig packte er
dann seine Reisetasche und begann in ganz
Ober- und Unterägypten nach einer glück-
lichen Frau zu suchen. Vergebens war es;
die eine war unglücklich, weil ihr Mann
eifersüchtig, die andere, weil er gleichgültig
war; die eine klagte über Arbeit und Plage,
die andere über Langeweile im Schoße des
Reichtums. Unheimlich rasch verging die
Zeit; schon fehlten nur noch drei Tage zu
der festgesetzten Frist — als Eilboten des
Pharao den Schirmhalter erreichten und den
Befehl zur Rückkehr brachten.
Zitternd trat er vor Rhampsinits Antlitz;
der aber sprach gemütlich:
„Freue Dich, Manetha, ich habe die glück-
liche Frau schon gefunden!“
„Wo, erhabener Herr?“ war die erstaunte
Frage.
„In Deinem Hause, lieber Manetha!
Ich Hess Deine Frau fragen, wohin Du ver-
reist wärest, und erhielt die Antwort. „Das
weiss ich nicht! Ich bin glücklich, dass er
überhaupt fort ist!“ —
P e ch-
„Warum beim so melancholisch, Freund — als neu-
geschiedener Ehemann?"
„Denk' Dir nur — das Gericht hat ein Verschulden
der Frau festgestellt und die Schwiegermutter mir zuge-
sprochen!"
-—«vs Klassiker. —
-s!/-
Unglaublich ist's, was man berichtet:
Die Klassiker werden umgedichtet!
So bleibt nur glaublich noch auf Erden,
Daß jene Leute nie — Klassiker werden.
A. G. Marius.
Eins ch räiiknng.
Beamter (auf dem Friedhof): „Hier ruht mein
Vorgänger im Amte — der treueste, beste Kerl, den ich
in meinem Leben kennen gelernt habe! . . . Als Mensch
ist er zehn Jahre zu früh gestorben!"
„Sieh' nur, wie die Töchter von dem Zigarrenfabrikanten
wieder 'rausgeputzt sind!" — „Nu, er weiß eben, daß de schofelste
Einlag' werd 'rausgerissen durch e' faiu's Deckblatt!"
er; doch wenig erfreulich war die Antwort. „Ich glücklich?“ sagte die Sklavin,
„sieh’ Manetha, schöner und jünger bin ich als Nefruar, trotzdem ist sie Königin,
ich aber Sklavin. Wie würde ich erst den Thron schmücken!“ —
„Pfui, solche Einbildung!“ schimpfte der arme Schirmhalter, eilte davon und ging
zur Frau des Oberpriesters Amenophis. „O,“ sagte diese, „mein lieber Freund, nie hast
Du mich klagen gehört; da Du aber fragst, will ich es Dir sagen. Mein Mann ver-
steht mich nicht; der Schwung meiner Seele kann nicht harmonisch zusammenklingen
mit der trockenen Nüchternheit seines Verstandes. Er nennt mich eine Gans, sagt, ich
solle mich mehr um die Hauswirtschaft küm-
mern — als ob eine geistig so hoch stehende
Frau wie ich, Sinn für solche Kleinigkeiten
hätte! Willst Du meine Hymne an die Isis
hören ?“
„Lieber nicht!“ rief erschrocken Manetha
und entfloh schaudernd. Traurig packte er
dann seine Reisetasche und begann in ganz
Ober- und Unterägypten nach einer glück-
lichen Frau zu suchen. Vergebens war es;
die eine war unglücklich, weil ihr Mann
eifersüchtig, die andere, weil er gleichgültig
war; die eine klagte über Arbeit und Plage,
die andere über Langeweile im Schoße des
Reichtums. Unheimlich rasch verging die
Zeit; schon fehlten nur noch drei Tage zu
der festgesetzten Frist — als Eilboten des
Pharao den Schirmhalter erreichten und den
Befehl zur Rückkehr brachten.
Zitternd trat er vor Rhampsinits Antlitz;
der aber sprach gemütlich:
„Freue Dich, Manetha, ich habe die glück-
liche Frau schon gefunden!“
„Wo, erhabener Herr?“ war die erstaunte
Frage.
„In Deinem Hause, lieber Manetha!
Ich Hess Deine Frau fragen, wohin Du ver-
reist wärest, und erhielt die Antwort. „Das
weiss ich nicht! Ich bin glücklich, dass er
überhaupt fort ist!“ —
P e ch-
„Warum beim so melancholisch, Freund — als neu-
geschiedener Ehemann?"
„Denk' Dir nur — das Gericht hat ein Verschulden
der Frau festgestellt und die Schwiegermutter mir zuge-
sprochen!"
-—«vs Klassiker. —
-s!/-
Unglaublich ist's, was man berichtet:
Die Klassiker werden umgedichtet!
So bleibt nur glaublich noch auf Erden,
Daß jene Leute nie — Klassiker werden.
A. G. Marius.
Eins ch räiiknng.
Beamter (auf dem Friedhof): „Hier ruht mein
Vorgänger im Amte — der treueste, beste Kerl, den ich
in meinem Leben kennen gelernt habe! . . . Als Mensch
ist er zehn Jahre zu früh gestorben!"
„Sieh' nur, wie die Töchter von dem Zigarrenfabrikanten
wieder 'rausgeputzt sind!" — „Nu, er weiß eben, daß de schofelste
Einlag' werd 'rausgerissen durch e' faiu's Deckblatt!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die glückliche Frau" "Immer Kaufmann"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1908
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1913
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 129.1908, Nr. 3303, S. 232
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg