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Der Sieger.
lös Dieustjubiläum des Verzehr ungsste uerhilfsämterdirek-
tionsadjunkten Füchsl sollte auf lebhaften Wunsch der
Hausfrau in feierlicher Weise begangen werden, Herr
Füchsl wehrte sich schon ein halbes Jahr lang mit Händen
und Füßen dagegen, es nützte ihm aber wenig. Die Verzehrungs-
steuerhilfsämterdirektionsadjunktensgattin, Frau Eulalia Füchsl,
hatte schon seit geraumer Zeit insgeheim an dem Festmenü ge-
dichtet, den ursprünglichen Entwurf hundertmal gefeilt und wieder
gefeilt; endlich war alles in bester Drdnung.
Line Woche vor dem denkwürdigen Festtage lud Frau Eulalia
den Jubilar in spe zu einer vertraulichen Sitzung ein. Den Ver-
handlungsgegenstand bildete natürlich das Festessen.
„Weißt Du, mein Teurer," sprach sie mit wichtiger Miene,
„woran es uns für derlei Feste hauptsächlich mangelt? — An Ge-
schirr. — Ja, mein Lieber. — Darum habe ich beschlossen, das
Geschirr von Frau Ringe zu borgen, wofür wir sie und ihren
Mann zu unserer Feier einladen werden. — Da aber unser Eß-
zeng auch für derlei hohe Tage nicht recht geeignet ist, so werde
ich mir ein solches von Frau Rat Diamant ausleihen. Zum
Dank dafür müssen wir sie samt ihrem Mann gleichfalls einladen.
Damit aber ein des Geschirrs und des Eßbestecks würdiges Tisch-
zeug zur Stelle ist, ersuche ich Frau Bürger darum . . . ."
„Und ladest sie samt ihrer Tochter . . .
„Ganz richtig", rief Frau Eulalia, hocherfreut über die rasche
Auffassungsgabe ihres Ehegemahls.
I m SPre ch z i m 11t c r.
ßt'
„Summieren wir also," rief Herr Füchsl resigniert, „der f?cl
Verzehrungssteuerhilfsämterdirektor mit Frau, fjerr Kontrolle
Meier mit Frau, Herr Offizial Pipich mit Frau, die bferrcb
Assistenten Matzner und Pfeiffer sind acht Personen, Frau ltlE
mit ihren« Gatten sind zehn, Frau Rat Diamant samt Gatt!'"
sind zwölf, Frau Bürger saint Tochter sind vierzehn . . ."
„Und unsere Rinder . . . ?"
„ . . . sind siebzehn, dann unser Nachbar, Herr Riedl fl1'
Frau sind neunzehn.
.... sag' mir, liebe Eulalia, haben wir soviel Stühle?"
Die Frau Gemahlin machte ein nachdenkliches Gesicht.
„Reine Idee, die müssen wir uns vom Wirt ausleihen."
„Und den auch einladen, sind zwanzig, wir beide sind z»'^
undzwanzig . . . ."
„Vielleicht kommen nicht alle", sagte sie zaghaft.
„GH, Teure, die Dir etwas borgen, die kommen alle. —
ist's denn mit den Gläsern? Die mußt Du Dir von der Frau F»^
ausborgen und dafür sie und ihren Mann einladen, sind vier»»
zwanzig
Frau Eulalia sank in ihren Stnhl zurück.
„Willst Du für die zwei Dutzend Personen kochen, Rind?
denke, ein jedes hat einen besonderen Geschmack, jedes koi»i
mit anderen Erwartungen her ..."
Frau Eulalia wurde zusehends kleiner. — Herr Füchsl sta"
auf und rief mit fachmännischer Betonung: „Und dann fände c""
solch' große Gesellschaft an unserem Tisch!' (?Jl
nicht Platz! — Wir müßten dann einen grop-
Tisch ausborgen und seinen Besitzer mitsa"
der Frau einladen, und am Ende ginge "
große Tisch in unser Zimmer gar nicht Hinei»
Bedenke die Verwicklungen, die Aufregung,
lia I Um Gottes willen, Du könntest krank werdet
vielleicht bettlägerig, bedenke, und das
fremder Leute wegen, die Dich und mich zu g»^
Letzt in's Gerede bringen, daß sic wenig zn 01l
bekamen, das fei auch noch schlecht gewesen, ^
Wein nicht echt..."
Frau Eulalia war halbtot. Ihre Trä>»"
zerrannen. Sie stand mühselig auf, holte
einem geheimen Rästchen das Menü, zerriß c'
in hundert Stücke und überantwortete cs ^
Flammen. ^
Der Bcrr Verzehrungssteuerhilfsämterdü
tionsadjunkt aber stand hinter ihr, sah ihr "
einer Siegermiene zu und lachte in sich hi»^"
Nnlon !Ni»l°r-
„Für Sie ist das einzig Richtige eine Mastkur!" — „Herr Doktor ich
bin Hilfslehrer!" — „Gut, dann nehmen Sie Sonnenbäder."
D r « ck f e h l e r.
„O, ich kenne Deinen Bräutigam," sagte M""
Freundin, „er ist ein ausgezeichneter Fußm
spieler."
Logik.
„Willst Du die Müllers auch steigern?"
„Natürlich! . , Wenn ich die anderen Partl»^
steigere, must ich sie auch steigern sonst f® 1
sie sich zurückgesetzt!"
Der Sieger.
lös Dieustjubiläum des Verzehr ungsste uerhilfsämterdirek-
tionsadjunkten Füchsl sollte auf lebhaften Wunsch der
Hausfrau in feierlicher Weise begangen werden, Herr
Füchsl wehrte sich schon ein halbes Jahr lang mit Händen
und Füßen dagegen, es nützte ihm aber wenig. Die Verzehrungs-
steuerhilfsämterdirektionsadjunktensgattin, Frau Eulalia Füchsl,
hatte schon seit geraumer Zeit insgeheim an dem Festmenü ge-
dichtet, den ursprünglichen Entwurf hundertmal gefeilt und wieder
gefeilt; endlich war alles in bester Drdnung.
Line Woche vor dem denkwürdigen Festtage lud Frau Eulalia
den Jubilar in spe zu einer vertraulichen Sitzung ein. Den Ver-
handlungsgegenstand bildete natürlich das Festessen.
„Weißt Du, mein Teurer," sprach sie mit wichtiger Miene,
„woran es uns für derlei Feste hauptsächlich mangelt? — An Ge-
schirr. — Ja, mein Lieber. — Darum habe ich beschlossen, das
Geschirr von Frau Ringe zu borgen, wofür wir sie und ihren
Mann zu unserer Feier einladen werden. — Da aber unser Eß-
zeng auch für derlei hohe Tage nicht recht geeignet ist, so werde
ich mir ein solches von Frau Rat Diamant ausleihen. Zum
Dank dafür müssen wir sie samt ihrem Mann gleichfalls einladen.
Damit aber ein des Geschirrs und des Eßbestecks würdiges Tisch-
zeug zur Stelle ist, ersuche ich Frau Bürger darum . . . ."
„Und ladest sie samt ihrer Tochter . . .
„Ganz richtig", rief Frau Eulalia, hocherfreut über die rasche
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„Summieren wir also," rief Herr Füchsl resigniert, „der f?cl
Verzehrungssteuerhilfsämterdirektor mit Frau, fjerr Kontrolle
Meier mit Frau, Herr Offizial Pipich mit Frau, die bferrcb
Assistenten Matzner und Pfeiffer sind acht Personen, Frau ltlE
mit ihren« Gatten sind zehn, Frau Rat Diamant samt Gatt!'"
sind zwölf, Frau Bürger saint Tochter sind vierzehn . . ."
„Und unsere Rinder . . . ?"
„ . . . sind siebzehn, dann unser Nachbar, Herr Riedl fl1'
Frau sind neunzehn.
.... sag' mir, liebe Eulalia, haben wir soviel Stühle?"
Die Frau Gemahlin machte ein nachdenkliches Gesicht.
„Reine Idee, die müssen wir uns vom Wirt ausleihen."
„Und den auch einladen, sind zwanzig, wir beide sind z»'^
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„Vielleicht kommen nicht alle", sagte sie zaghaft.
„GH, Teure, die Dir etwas borgen, die kommen alle. —
ist's denn mit den Gläsern? Die mußt Du Dir von der Frau F»^
ausborgen und dafür sie und ihren Mann einladen, sind vier»»
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Frau Eulalia sank in ihren Stnhl zurück.
„Willst Du für die zwei Dutzend Personen kochen, Rind?
denke, ein jedes hat einen besonderen Geschmack, jedes koi»i
mit anderen Erwartungen her ..."
Frau Eulalia wurde zusehends kleiner. — Herr Füchsl sta"
auf und rief mit fachmännischer Betonung: „Und dann fände c""
solch' große Gesellschaft an unserem Tisch!' (?Jl
nicht Platz! — Wir müßten dann einen grop-
Tisch ausborgen und seinen Besitzer mitsa"
der Frau einladen, und am Ende ginge "
große Tisch in unser Zimmer gar nicht Hinei»
Bedenke die Verwicklungen, die Aufregung,
lia I Um Gottes willen, Du könntest krank werdet
vielleicht bettlägerig, bedenke, und das
fremder Leute wegen, die Dich und mich zu g»^
Letzt in's Gerede bringen, daß sic wenig zn 01l
bekamen, das fei auch noch schlecht gewesen, ^
Wein nicht echt..."
Frau Eulalia war halbtot. Ihre Trä>»"
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Der Bcrr Verzehrungssteuerhilfsämterdü
tionsadjunkt aber stand hinter ihr, sah ihr "
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„Für Sie ist das einzig Richtige eine Mastkur!" — „Herr Doktor ich
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sie sich zurückgesetzt!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Im Sprechzimmer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1913
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 139.1913, Nr. 3554, S. 120
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg