Fliegende Blätter (139.1913 (Nr. 3545-3570))

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AieXANPER-RölHAUG

Is die Welt noch in Rofen ftand,

Pflückte ein Sträusslein des Liebften Hand
Von den flatternden, lofen,

Da er mir’s reichte.

als Liebespfand
Fuhr ein Dorn mir tief in die Hand,
Fielen die Blättlein vom Kelchesrand
Dornen hielt ich statt Rofen.

Pflückte mir neue mein lieber Knab’,
Brach von Stielen und Stengeln ab
Sogleich die fpitzen Dornen;

Lachte und fcherzte: „Tandaradei!
Sieh’, noch lacht und leuchtet der Mai,
Liebe und Röfelein, die zwei,

Wachfen all’ Tag’ von vornen.“

Maienzeit gar balde verrinnt.

Um die Hecken der Nebel fpinnt.
Wuchs kein Röslein von vornen!
fleh, und wenn ich auch taufend wü[)t’,
Tröstet mich kein’s zu dieser Frist —
Eine and’re mein Liebster küsst,

Und die Welt steht voll Dornen.

Liegt mir ein altes Lied im Sinn,
Sing’ es leise so vor mich hin:

„Zeit bricht so Rofen wie Dornen“ —
Aber die Dornen, die er brach,

Als er von ewiger Treue sprach,
Wuchsen in meinem Herzen nach,
Wachsen all’ Tag von vornen.


T. Refa.