„So eine Jagd ist ein teures Vergnügen, lieber Förster. Jeder Hase, den ich schieße, kommt mich ans
mindestens zwanzig Mark zn stehen." — „Ja, da glaub' ich's, Herr Baron, daß Sie sich's manchmal überlegen
und lieber danebenschießen."
■jEE-g R c u c.
, s ist lange her, da hatten wir ein Dienstmädchen. Anastasia
hieß sie schriftdeutsch. Ich müßte lügen, würde ich be-
haupten, wir hätten diese Stasi gern gehabt. Sie sah uns
nicht gerade in's Gesicht. Ihre Augen waren die von einem
lhechte. Und wenn sie etwas vorzubringen hatte, nie anders als
um die Ecke herum. Dafür aber war sie fromm, mächtig fromm.
Immer führte sie den lieben Gott im Munde und ging jeden
Sonntag in die Kirche.
Wir hatten sie schon längst vergessen, diese Stasi, auf einmal
kam ein Brief daher:
„Sehr geährte Frau!
Indem daß es mir von Reie kwält mns ich euch sagen
und bekännen ein Uhnrecht von mihr bei euch wie einmal
die Schublad aufgestanden is und es war niemands daheim
da Hab ich ein Schnittmuster abzeichnet wo der gnäs Frau
ghört hat und ich Hab gar nicht um Erlaubnis gefragt bei
niemands dies bereis ich härzlich damit das mihr meine
Sind vorgeben wird.
Lire treie Stasi krießt eich härzlich
Stasi."
Der Brief wurde beim Morgenkaffee vorgelesen, und es gab
zuerst ein großes lhallo. Dann aber ein Kopfschütteln, wir ver-
standen einfach diese ,Sünde' nicht. Schnittmuster abzeichnen -
na ja, sie hätte fragen können, gewiß. Aber eine Sünde, weil
sie's nicht tat, und eine richtige Beichte noch nach Jahren?
„Ihr habt Luch eben doch getäuscht in der Stasi," sagte
Tante Paula, „wer ein so zartes Gewissen hat —"
„Ach was, übergeschnappt ist sie, das ist alles", sagte Dater
und ging ins Geschäft.
Die Mutter aber sagte gar nichts, sondern setzte sich an den
Schreibtisch und schrieb:
„Liebe Stasi!
Sie müssen sich wegen der abgezeichneten Schnittmuster
keine Gedanken machen. Das war keine Schlechtigkeit,
wenn Ihnen die Muster nur auch etwas genützt haben,
und wenn Sie weiter keine Sünde auf dem Gewissen
haben."
Dann aber ging die Mutter hin und erkundigte sich unter-
derhand nach der Stasi. Beim Mittagessen erzählte sie uns das
Ergebnis: „Hört'mal," sagte sie, „ich habe mich erkundigt, unsre
mindestens zwanzig Mark zn stehen." — „Ja, da glaub' ich's, Herr Baron, daß Sie sich's manchmal überlegen
und lieber danebenschießen."
■jEE-g R c u c.
, s ist lange her, da hatten wir ein Dienstmädchen. Anastasia
hieß sie schriftdeutsch. Ich müßte lügen, würde ich be-
haupten, wir hätten diese Stasi gern gehabt. Sie sah uns
nicht gerade in's Gesicht. Ihre Augen waren die von einem
lhechte. Und wenn sie etwas vorzubringen hatte, nie anders als
um die Ecke herum. Dafür aber war sie fromm, mächtig fromm.
Immer führte sie den lieben Gott im Munde und ging jeden
Sonntag in die Kirche.
Wir hatten sie schon längst vergessen, diese Stasi, auf einmal
kam ein Brief daher:
„Sehr geährte Frau!
Indem daß es mir von Reie kwält mns ich euch sagen
und bekännen ein Uhnrecht von mihr bei euch wie einmal
die Schublad aufgestanden is und es war niemands daheim
da Hab ich ein Schnittmuster abzeichnet wo der gnäs Frau
ghört hat und ich Hab gar nicht um Erlaubnis gefragt bei
niemands dies bereis ich härzlich damit das mihr meine
Sind vorgeben wird.
Lire treie Stasi krießt eich härzlich
Stasi."
Der Brief wurde beim Morgenkaffee vorgelesen, und es gab
zuerst ein großes lhallo. Dann aber ein Kopfschütteln, wir ver-
standen einfach diese ,Sünde' nicht. Schnittmuster abzeichnen -
na ja, sie hätte fragen können, gewiß. Aber eine Sünde, weil
sie's nicht tat, und eine richtige Beichte noch nach Jahren?
„Ihr habt Luch eben doch getäuscht in der Stasi," sagte
Tante Paula, „wer ein so zartes Gewissen hat —"
„Ach was, übergeschnappt ist sie, das ist alles", sagte Dater
und ging ins Geschäft.
Die Mutter aber sagte gar nichts, sondern setzte sich an den
Schreibtisch und schrieb:
„Liebe Stasi!
Sie müssen sich wegen der abgezeichneten Schnittmuster
keine Gedanken machen. Das war keine Schlechtigkeit,
wenn Ihnen die Muster nur auch etwas genützt haben,
und wenn Sie weiter keine Sünde auf dem Gewissen
haben."
Dann aber ging die Mutter hin und erkundigte sich unter-
derhand nach der Stasi. Beim Mittagessen erzählte sie uns das
Ergebnis: „Hört'mal," sagte sie, „ich habe mich erkundigt, unsre
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der sparsame Nimrod"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1914
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 140.1914, Nr. 3592, S. 260
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg