Fliegende Blätter (141.1914 (Nr. 3597-3622))

75

Betrachtung. *»—

In der Ecke des Salons hing ein kleines Bild, das kein
Mensch beachtete. Da kam zufällig eine sehr bekannte Kunstgröße
vorbei, gähnte und sagte dann, um die dadurch verratene Lange-
weile zu bemänteln: „Wundervoll!"

Von da ab ward die Stelle nicht mehr leer. Die Exzellenz,
die Baronin, der Geheimrat, die Bankierstöchter, die Leutnants,
der Assessor, die Frau Professor, der Direktor . . . kurz, alle, alle,
wie sie da waren, kamen zu dem Bilde und „Wundervoll!" -
„Wundervoll!" hieß es in allen möglichen Tonarten.

„Da sagen sie dann" - meinte ein in der Nähe im Käfig
sitzender Papagei zu seinem Kameraden — „wir seien es, die nur
eingelernte Phrasen nachplappern können!"

B e r b l ü m t.

Bekannter (zum Kassierer): ,,'n Tag, alter Freund; wie
kommst denn Du hierher?" — „Bin ans der Durchreise!" -
„Hm. . . ganz durch?" _

Erster Gedanke,

Vater: „Heute bin ich dem neugegründeten Leichenverbrennungsverein beigetreten!" — Tochter: „Ent-
zückend! Mimi, das gibt wieder einen reizenden Eröffnungsball — gelt, Papa!"