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Srccknadcln im Krieg. -Jv

er Hochofen hatte das Erz geschmolzen. Jetzt floß es ab
als Eisen. Die weißgliihende Schlange schoß frohlockend
in die Welt der Arbeit: „Ich brenne vor Tatenlust/'
rief das Eisen, „was alles werde ich wohl leisten dürfen!?"

Und es begab sich, daß man dies Eisen in zwei Hälften teilte.
Aus der einen Hälfte wurden Kanonen gegossen. Die and're
Hälfte aber wanderte einen langen Friedensweg durch tausend
Hände. Ganz am Ende wurden dünne Reihen daraus. Die
waren auf Rosapapier aufgesteckt und lagen in Mutters Näh-
kästchen: Stecknadeln.

Unfroh starrten ihre runden Augen in das Dunkel: „wenn
wir doch auch 'was Großes geworden wären wie uns're Brüder,
die Aanonen!" murrten sie.

Aber Mutter hestete mit ihnen Röcke und machte noch viel
Nützliches damit. Und die Stecknadeln ärgerten sich und stachen
manchmal Mutter in die Finger, so daß rotes Blut kam und die
Mutter -rohen mußte: „was habt ihr nur, ihr spitzen Dinger?"

„'was Kriegerisches möchten wir vollbringen", sagten die
Nadeln.

Die Mutter aber dachte an zusammengesteckte wnndverbände
und sagte: „Da sei Gott vor!"

In jenem Augenblicke aber schossen schon Depeschen zwischen
Königen und Kaisern hin und her. Und einen Tag daraus war
Krieg.

Die Stecknadeln im Dunkeln des Nähtisches hörten aufgeregte
Worte durch die Ritzen dringen und piepsten heraus: „wir möch-
ten auch mittun — auch mittun . .."

„Ich weiß nicht, was der Nähtisch heute hat," sagte Mutter,
„seit einiger Zeit ächzt er in allen Fugen."

Aber da brachten sie ihr eine gedruckte Liste. Und auf dieser
stand, daß einer ihrer Söhne vor dem Feinde gefallen war. . .

Und wie nun Mutter sich das Trauerklcid aufstcckte, sagte
sie kummervoll zu den Nadeln: „Nun habt ihr endlich eu'ren
Millen, seid ihr's jetzt zufrieden?"

„Nein," sagten die Stecknadeln unerbittlich glitzernd, „nein,
wir möchten nicht nur Trauer, wir möchten auch Fröhliches im
Krieg bedeuten."

Da kam Vater mit einer großen Landkarte herein.

„Mutter," sagte er, „hast Du ein wenig weißen und roten
Stoff?"

Mutter nickte und gab ihm welchen, vom schwarzen Stoffe
sagte Vater nichts, sondern schweigend schnitt er sich ein Streifchen
von Mutters Trauerstoffen ab.

„So," sagte Vater, „schwarzweißrot — jetzt noch Deine Steck-
nadeln, Mutter."

Und dann sprangen die Stecknadeln aus dem Dunkel des Näh-
tischchens und wurden mit lustigen dreifarbigen Fähnchen ver-
sehen. Dann wurden sie sorgsam in die Landkarte eingesteckt.

„Ihr seid jetzt Beere", sagte Vater.

Und die Stecknadeln verwunderten sich sehr; denn sie be-
griffen nicht, was sie da sollten.

„Ist das der Krieg?" fragten sie einander.

Und jeden Tag standen viele Leute vor ihnen und sahen sie
zärtlich an. Und dann und wann kam Vater mit einem Extra-
blatte in der Hand und steckte sie ein Stück weiter vor. Da gab
es leuchtende Augen über den runden Stecknadelköxfen.

Aber dann und wann mußte sie Vater auch wieder ein kleines
Stückchen zurückstecken.

„Ihr werdet doch nicht... l" drohte er. Und die Nadeln
sahen besorgte Gesichter über ihren Köpfen.

Dann gab's aber wieder einen starken Ruck nach vorne, und
die Stecknadeln ließen fröhlich ihre Fähnchen weh'n.

„Das also ist der Krieg?" sagten sie.

Und da war es, daß Vater eines Abends fast liebevoll über
die kalten Stecknadeln strich und nachdenklich zu den Seinigen sagte:
„wie sonderbar, daß diese Stecknadeln aus dem gleichen Stoffe
sind wie unsere Kanonen . . ."

Fritz Müller.

schweren Aeik.

In dietes Uölkerkampfes Lagen,

Tn dieter Zeit, so hochgemutet
Die bat mein Rerz so Heist geblutet,

Doch nie bat'; auch so stolz geschlagen!

o. e. o).

• ■ Daß Sie gar nichts von Ihrem Sohn g'hört hab'n,
Frau Sekretär, den werd'n f’ vielleicht nimmer aus Paris 'raus-
g'lass'n hab'n!" — „Kann am End' schon sein, nachher kommt
er gleich mit seinem Regiment zurück!"

Grcylich.

„Du, Papa, wie schreibt man greulich, mit eu oder mit än?"
„Beides falsch, von jetzt ab schreibt man es mit ey."
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"Zuversicht"
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
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Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1914
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 141.1914, Nr. 3612, S. 192

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