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Der letzte Krieg.
X

moch immer wartete Petrus seines Pförtneramtes. Aber es
war ihm noch nie so schwer gefallen wie jetzt.

Denn auf der Erde brannte ein ungeheurer Krieg, dessen ge-
waltige Völkerschlachten ihr donnerndes Tosen und ihren Flammenatem
bis zum Pimmel emportrugen. Wohl leuchtete das Auge des Pfört-
ners Heller auf, wenn die Scharen edler Pelden an der ehernen
Schwelle erschienen, die ihr Leben für das Vaterland geopfert hatten
und mit kühnem freudigem Nute auf der Walstatt blieben. Wohl
ergriff es den püter der Ewigkeitspforte im tiefsten Perzen, wenn er
blühende Jünglinge, ernste Männer, ja, selbst Greise mit silbernen
Locken erblickte, die alle, alle mit gleicher Begeisterung für die peimat,
für Weib und Kind, für Mutter und Schwester, für Ahn und Enkel
in's Feld gezogen waren und ihr Blut jauchzend hingegeben hatten
für den trauten perd, für die Freiheit und Größe des Vaterlandes,
für das mit ehernen Buchstaben in ihr perz gemeißelte Recht. —
Aber je länger und unerschöpflicher der Zug der im Kriege Ge-
fallenen war, je mehr sich auch klagende Mütter, Frauen, Schwestern,
jammernde Kinder darnntermischten, denen das Leid so unerträglich


auf die Seele gedrückt hatte, daß der barmherzige Todeseng^ 1
die träuenerfüllten Augen schloß -- je dichter und gewalti^^,

Scharen herandrängten, desto ernster und schwerer wurde •

Peiligen um's perz und er saß zuletzt tieftraurig in feinem ',J
das Paupt auf die pände gebeugt, und sann der fürchterlichen P*
nach, die über die Welt gekommen war. .

Da näherte sich ein altes gebücktes Mütterlein, das ^ Uh
einzigen Sohn hier oben wußte und sich nun eilig von der
gemacht hatte, um wieder bei ihm zu sein. Sie setzte sich

Schemel zu Füßen des peiligen, weil der Weg weit und bef^^/ |t_ .. „„ ... - — ..

gewesen war und sie erst da ein wenig verschnaufen wollte- jft 'che lachende Erde, die sie vor wenigen Wochen gewesen -
sie ihrem Sohne die Anstrengung des mühseligen Wandel
bergen könnte. ,eh

„Sieh nur," sagte sie mit leiser Stimme zu Petrus »» ?►

hinunter nach der Erde — „sieh nur die verwüsteten Läm

'Ufern, *n Dörfer, die kämpfenden Millionenheere, die zischenden und
-E frj <®cfcf?£>ffc und all' die Toten und wundenI Ist das noch
Ic^e lachende Erde, die sie vor wenigen Wochen gewesen —
"och das glückliche peim zufriedener, fröhlicher, arbeitsamer
kte nun in entsetzlichen Kämpfen einander gegenseitig alles
^ ’ ,®as ste sich mit harter Mühe geschaffen hatten? War denn
f 1,1 so furchtbarer Krieg, wie es dieser ist? Warum hat

der Ewige diesen entsetzlichsten aller Völkerstürme zugelassen?" -
Da strich ihr Petrus mit sanften Fingern über den greisen Scheitel
und sagte mit tiefem sinnendem Ernst: „vielleicht hat es der All-
gütige getan, damit sie alle, alle endlich einmal einsehen lernen,
daß des Lebens höchstes und heiligstes Gut der Friede ist! viel-
leicht ist dieser Krieg gerade darum so fürchterlich, damit es der

letzte ist I" ... . Wilhelm kerbert.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Der letzte Krieg"
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1914
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 141.1914, Nr. 3614, S. 214_215

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