Anklage.
Da Gtelzergirgl.
Osuf einen Strohhalm hüpft das Kücken.
Er bricht. Es purzelt auf den Rücken
And pipst und zetert mit Gestöhn:
„Die ganze Welt ist nimmer schön!"
Kr.
Beim Unterricht.
Lehrer: „Gewiß, Ausdauer haben Sie ja, aber immer nur
einige Wochen, und dann fehlt sie Ihnen wieder. Die Hauptsache
ist Ausdauer in der Ausdauer!"
lau letzt'» Kirta in Äberdaffing san d'Mberdaffingcr'und
d' Unterdaffinger ins Raffen kemma. Ang'fangt hat dös
a so: Da Kramerlenz oon llnterdaffing is zur Burger-
liesl kemma und. sagt ihr, sie soll mit eahm tanzen. Sagt d'
Liesl: „Ra," sagt s', „mit an B'soffenen tanz' i' net." — „lver is
b’foffcn?" schreit der Lenz. „Allerweil der, wo fragt", sagt d'
Lies. Sagt der Lenz: „lvas," sagt er, „Du sagst, i' bin b'soffen,
Du windverdrahte Krax'n?!" Er hat no' mehr« sag'n woll'n,
aber da is der Bräuertoni, der Trumm-Lackl, kemma und schreit:
„lvas hast D' g'sagt? lvindoerdrahte Krax'n hast D' g'sagt, Du
Band'lfreffer?" lind eh' daß st' der Lenz versch'n hat, pappt
eahm da Toni zwoa in d' Gosch'n. Ra, dös d' llnterdaffinger
seh'n, packen s' 'n Toni an. D' Gberdaffinger san eahm z' lsilf'
kemma — und d' Rafferei war strti'.
A zwoa Stund' Ham s' g'rafft. 'n lllülleranderl Ham s' a
Ghrwaschel halbert ausg'rissen, 'n Rohrhoferjackl hani s' d' Ras'n
ei'g haut na, und no' so mehr« Sach'n, wia s' halt allerweil
bei an' Kirta vorkemma. Rur an Kramerlenz is arg 'gang'n.
Der hat 'n recht'» Arm verrenkt g'habt und drei Ripp'n 'brachen.
Gar net schnaufen hat er können. Da Bader hat si' net auskennt
damit, und da Dokter hat g'sagt, der Lenz muaß ins Spital, lsat
all's nix g'nutzt, am andern Tag is der Spitalwag'n kemma und
is mit 'm Lenz a'g'fahren.
Guat is's. San zwoa lvoch'n vorüber, denkt ka lliensch mehr
dran — ;auf amal kriagt da G'moavorstand an' Briaf aus da
Stadt, 's sollen si' alle meld'n, die wo bei da Rafferei dabei
waren, indeni daß si' 's G'richt 'n Lenz seiner Sach' ang'nommen
hat, und der, wo eahm dö Ripp'n eing'haut hat, eing'sperrt werd'n
soll. Langmächti' Ham s' untersuacht, san aa' Schandari kemma,
aber außerbracht Ham s' nix. Der neuche Pfarrer, a Scharfer,
hat von der Kanzel g'wettert und alle ksöllenstraf'n auf'zählt —
es hat nix g'nutzt. D' Buam Ham si' duckt und Ham g'schwitzt vor
Angst, aber g'sagt hat kaner was.
So san wieder zwoa lvoch'n vagang'n. Da, an an' schön'
Sonntag nachmittag, der Pfarrer sitzt g'rad' in sein' Zimmer und
lest d' Zeitung, klopft's an der Tür. Der Pfarrer sagt „Herein!" —
kommt der Stelzergirgl einer, bleibt bei d'r Tür steh'n und red't
ka lvort. Sagt da Pfarrer: „Ra, Girgl, was is's denn? Red'
do'!" Sagt da Girgl, er möcht' beicht'n, sonst druckt's eahm d'
Seel' ab. Da Pfarrer hat was 'brummt, daß d' Hallodri aller-
weil erscht an lieben Herrgott denk'» toan, wann cahna 's lvaffer
scho' ins llläu' einerrinnt, hat aber do' d' Stola g'nommen und 'n
Girgl an' Deuter 'geb'n, er soll anfang'n. lind da Girgl beicht'
eahm, daß er dös war, wo 'n Lenz d' Ripp'n ei'g'haut hat.
sagt da Pfarrer, „warum hast D' Di' nacher net g'meld't?"
„Ja," sagt da Girgl, „dös waar' halt koa vagnüg'n, im „schwar-
zen Üldler"*) z' loschier'n." — „Ah na, mei' Liaba," moant drauf
da Pfarrer, „wannst D' Di' nöt meld'st, na' gibt's fei' koa Abso-
lution." Ra, da is der Girgl damisch daschrock'n und hat z'
bitten ang'fangt. Aber da Pfarrer hat nöt nach'geben, und endli'
hat da Girgl versprach'«, er wird si' meld'n. Auf das hat eahm
da Pfarrer d' Absolution 'geben und da Girgl is 'gangen.
Es vergeht a lvoch'n, a zwoate, a dritte, a ganzes Monat —
nix rührt si'. 'n Pfarrer is dös g'fpaßig vorkemma. Denkt er si':
lverd'n ma amal 'n Girgl vornehma. Richtig, lvia er amal
übers Land geht, kommt eahm da Girgl ganz fidel entgegen, ziagt
sei' Hüatl, sagt sei': „G'lobt sei Jesus Lhristusl" und will^weiter.
Da Pfarrer aber halt' eahm auf und sagt: „Ra, Girgl, was is's
*) Gericht, auch Arrest.
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Da Gtelzergirgl.
Osuf einen Strohhalm hüpft das Kücken.
Er bricht. Es purzelt auf den Rücken
And pipst und zetert mit Gestöhn:
„Die ganze Welt ist nimmer schön!"
Kr.
Beim Unterricht.
Lehrer: „Gewiß, Ausdauer haben Sie ja, aber immer nur
einige Wochen, und dann fehlt sie Ihnen wieder. Die Hauptsache
ist Ausdauer in der Ausdauer!"
lau letzt'» Kirta in Äberdaffing san d'Mberdaffingcr'und
d' Unterdaffinger ins Raffen kemma. Ang'fangt hat dös
a so: Da Kramerlenz oon llnterdaffing is zur Burger-
liesl kemma und. sagt ihr, sie soll mit eahm tanzen. Sagt d'
Liesl: „Ra," sagt s', „mit an B'soffenen tanz' i' net." — „lver is
b’foffcn?" schreit der Lenz. „Allerweil der, wo fragt", sagt d'
Lies. Sagt der Lenz: „lvas," sagt er, „Du sagst, i' bin b'soffen,
Du windverdrahte Krax'n?!" Er hat no' mehr« sag'n woll'n,
aber da is der Bräuertoni, der Trumm-Lackl, kemma und schreit:
„lvas hast D' g'sagt? lvindoerdrahte Krax'n hast D' g'sagt, Du
Band'lfreffer?" lind eh' daß st' der Lenz versch'n hat, pappt
eahm da Toni zwoa in d' Gosch'n. Ra, dös d' llnterdaffinger
seh'n, packen s' 'n Toni an. D' Gberdaffinger san eahm z' lsilf'
kemma — und d' Rafferei war strti'.
A zwoa Stund' Ham s' g'rafft. 'n lllülleranderl Ham s' a
Ghrwaschel halbert ausg'rissen, 'n Rohrhoferjackl hani s' d' Ras'n
ei'g haut na, und no' so mehr« Sach'n, wia s' halt allerweil
bei an' Kirta vorkemma. Rur an Kramerlenz is arg 'gang'n.
Der hat 'n recht'» Arm verrenkt g'habt und drei Ripp'n 'brachen.
Gar net schnaufen hat er können. Da Bader hat si' net auskennt
damit, und da Dokter hat g'sagt, der Lenz muaß ins Spital, lsat
all's nix g'nutzt, am andern Tag is der Spitalwag'n kemma und
is mit 'm Lenz a'g'fahren.
Guat is's. San zwoa lvoch'n vorüber, denkt ka lliensch mehr
dran — ;auf amal kriagt da G'moavorstand an' Briaf aus da
Stadt, 's sollen si' alle meld'n, die wo bei da Rafferei dabei
waren, indeni daß si' 's G'richt 'n Lenz seiner Sach' ang'nommen
hat, und der, wo eahm dö Ripp'n eing'haut hat, eing'sperrt werd'n
soll. Langmächti' Ham s' untersuacht, san aa' Schandari kemma,
aber außerbracht Ham s' nix. Der neuche Pfarrer, a Scharfer,
hat von der Kanzel g'wettert und alle ksöllenstraf'n auf'zählt —
es hat nix g'nutzt. D' Buam Ham si' duckt und Ham g'schwitzt vor
Angst, aber g'sagt hat kaner was.
So san wieder zwoa lvoch'n vagang'n. Da, an an' schön'
Sonntag nachmittag, der Pfarrer sitzt g'rad' in sein' Zimmer und
lest d' Zeitung, klopft's an der Tür. Der Pfarrer sagt „Herein!" —
kommt der Stelzergirgl einer, bleibt bei d'r Tür steh'n und red't
ka lvort. Sagt da Pfarrer: „Ra, Girgl, was is's denn? Red'
do'!" Sagt da Girgl, er möcht' beicht'n, sonst druckt's eahm d'
Seel' ab. Da Pfarrer hat was 'brummt, daß d' Hallodri aller-
weil erscht an lieben Herrgott denk'» toan, wann cahna 's lvaffer
scho' ins llläu' einerrinnt, hat aber do' d' Stola g'nommen und 'n
Girgl an' Deuter 'geb'n, er soll anfang'n. lind da Girgl beicht'
eahm, daß er dös war, wo 'n Lenz d' Ripp'n ei'g'haut hat.
sagt da Pfarrer, „warum hast D' Di' nacher net g'meld't?"
„Ja," sagt da Girgl, „dös waar' halt koa vagnüg'n, im „schwar-
zen Üldler"*) z' loschier'n." — „Ah na, mei' Liaba," moant drauf
da Pfarrer, „wannst D' Di' nöt meld'st, na' gibt's fei' koa Abso-
lution." Ra, da is der Girgl damisch daschrock'n und hat z'
bitten ang'fangt. Aber da Pfarrer hat nöt nach'geben, und endli'
hat da Girgl versprach'«, er wird si' meld'n. Auf das hat eahm
da Pfarrer d' Absolution 'geben und da Girgl is 'gangen.
Es vergeht a lvoch'n, a zwoate, a dritte, a ganzes Monat —
nix rührt si'. 'n Pfarrer is dös g'fpaßig vorkemma. Denkt er si':
lverd'n ma amal 'n Girgl vornehma. Richtig, lvia er amal
übers Land geht, kommt eahm da Girgl ganz fidel entgegen, ziagt
sei' Hüatl, sagt sei': „G'lobt sei Jesus Lhristusl" und will^weiter.
Da Pfarrer aber halt' eahm auf und sagt: „Ra, Girgl, was is's
*) Gericht, auch Arrest.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Anklage"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1919
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 150.1919, Nr. 3838, S. 63
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg