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Fragment

aus der

Odyssee.

In

zeitgemässer

Umdichtung.

Und es begann zu Eumäus derjgöttergleiche Odysseus:
„Traun, wie lacht mir das Herz, nach zwanzig-
jähriger Irrfahrt

Heimzukehren ins Haus, das ich mir selber erbaute,
Und in die Arme der elfenbeinnackigen Penelopeia!
Wie einem Kind, das die Mutter in Schlummer

singt ,Eia popeia’,

Wonniglich ist mir zumut; verstehst du das, nüch-
terner Sauhirt?”

Der aber sprach: „Fürs erste: Nur du, erhab’ner

Gebieter,

Darfst mich Sauhirt benennen; doch bitte, nicht vor dem Betriebsrat,
Dem ich den edleren Titel verdanke als Borstendirektor.

Aber zur Sache: Du ahnst wohl nimmer, wie kühn dein Beginnen.
Glaubst du im Ernst, dass hier man dich dulde, o Dulder Odysseus,
Ohne die ortspolizeiliche Fremdlingenzuzugserlaubnis ?

Wehe, ich fürchte, du hast weder Pass, noch Geburts- oder Impfschein,
Und es versaget auch das Polizeifingerabdruckverfahren,

Das deine Identität könnt’ klar und sicher beweisen,

Während die Narbe — ich kenn’ sie! — ja leider nicht

amtlich gebucht ist.

Und was die Freier betrifft, so zürnst du ihnen mit Unrecht.

Ihnen hat deine Gemächer zum Aufenthalt fest zugewiesen
Das wegen Raumnot ins Leben gerufene treffliche

Wohnamt —

Endlich, nachdem sie acht Tage und acht verzweifelte Nächte

Hatten die Schalter beharrlich und mannhaft tapfer

belagert,

Kundig jeglicher List und weitumschweifender Ränke.

Eher ja hebst du die Erde heraus aus ehernen Angeln,

Lenkest die Flüsse bergauf, versetzest mächtige Berge,

Als dass du einen, der wohnt, aus seinem Zimmer

hinauswirfst!

Nach Paragraph hundertneun ist sogar dem Besitzer

verwehret,

In seine Wohnung zu zieli’n, wenn schon ein an-
derer drinhockt.

Traun, mir fiele das Herz in die vielfach durchlöcherte Hose,
Sollt’ ich beginnen, was schwerer mich deucht als Herakles’ Taten!”
Ei, da lächelte spöttisch der listenreiche Odysseus:

„Viel Paragraphen sind da, mir scheint, die Dummen zu schrecken.
Unüberwindlich von vorn ist der Berg oft — hintenrum geht’s doch!
Immer noch hat meine List ja gesiegt — drum lass mich nur

machen 1

Sage mir, welche Partei denn herrscht in Ithakas Mauern ?
Und wer sind ihre mächtigsten Leut’, die gerissensten

Schieber?”

Eilig entlief der Borstendirektor, genau zu erkunden,
Was ihm Odysseus befahl — und ehe der Mond sich

erneuert

Herrschte im eigenen Haus in allen seinen Gemächern
Wieder Odysseus allein, beziehungsweis’ — Penelopeia.

Auflösung der Rätsel iu Nr. 3991.

Nr. 1: Retter; Nr. 2: Humor; Nr. 3: Au-tor, Auto.

Die Original e aller iu den „Flicgcudcu Blättern" erschienenen Bilder sind käuflich zu haben. / Ständige Ausstellung München, Maximiliansplatz tt. / Anfragen ebendorthin erbeten.
Bezugspreis vierteljährlich (13 Nrn.): Für Deutschland und die Länder der Kroncnwährung »U 20.—.

Verantwortlicher Schriftleiter: 3. Schneider, München. — Verlag vraun & Schneider, München. — t. Mlihithaler’a Such- und Kunfliruderel, München.

Copyright 1922 by Braun Bt Schneider, München.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Fragment aus der Odyssee"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
Grieben

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 156.1922, Nr. 3992, S. 40

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