Die schwarze Marmorplattc.
Der Herr Kommerzienrat Pimperl ist ein wichtiger Mann, ein
gescheiter Mann, ein Mann der Zeit und ein schwerer Mann. Er
hat's und kann sich's leisten — nämlich jeden Abend eine gute
Flasche wein. In Gesellschaft von freunden werden es auch
mehrere. Aber oftmals, wenn er sich am anderen Morgen erhob,
— er mochte seine Augen reiben, wie er wollte — fand er doch,
hin und her tappend, auf seinem schwarzmarmornen lvaschtisch einen
gar wichtigen Gegenstand nicht, nämlich seinen alten, schon ziemlich
zahnlückigen, schwarzen Kamm. —
Das war ärgerlich, denn das lange Tappen und Tasten ver-
ursachte Zeitverlust. Ls wurde der Morgenkaffee kalt, der Kurs-
zettel war oft nur flüchtig gelesen oder der sonst so pünktliche Herr
Lhef kam gar als Letzter an sein Pult. Das ging nicht länger.
Und eines Tages machte er mit solchem Mißstand Schluß und befahl,
daß die schwarze waschtischplatte durch eine weiße ersetzt werden
solle. — Die schwarze wandelte auf den Speicher, die neue aber
kostete schweres Geld. Linerlei — der Herr Pimperl hat's.
So ist nun alles in schönster Grdnung. Den nächsten Morgen
findet Herr Pimperl im Nu seinen schwarzen Kamm, der sich deutlich
von dem weißen Marnior abhebt und, unter Assistenz einer Bürste,
wird der konimerzicnrätliche Sardellenkopf in kürzester Zeit zurecht-
gestriegelt.
was aber sieht er im Spiegel? — Steht nicht das Stuben-
mädchen hinter ihm und lacht? Rasch dreht er sich um und fragt
nach dem Grund des Lachens. Keck aber antwortet das Mädchen:
„lvär' jetzt ein weißer Kamm net billiger gewesen, Herr Konimer-
zicnrat?" — Der Herr Pimperl stutzt und brummt etwas Unver-
ständliches vor sich hin, dann poltert er, wie gewohnt, die Treppe
hinab. — Auf dom Wege zum Geschäft bleibt er aber zweimal
stehen und besinnt sich. Endlich sagt er: „Recht hat siel" Und
unter der Zwangsvorstellung, einen kaufmännischen Fehler wieder
gutmachen zu müssen, verschwindet er in einem Friscurladen. Dort
kauft er einen weißen Kamm.
Diesen weißen Kamm übergibt er mittags deni Mädchen, aus
dessen zufriedener Miene er entnehnien konnte, daß er sich glänzend
rehabilitiert hatte. Das Mädchen legte den Kamm auf des Herrn
lvaschtisch und warf den schwarzen Vorgänger in den Kehricht-
cimer. — Am nächsten Morgen aber dringt erneut Gebrüll und
Geschrei aus des Herrn Schlafzimmer: „lvo ist mein Kamm?" —
lvie vorauszusehen war, befand Herr Pimperl sich in der alten
Verlegenheit. Und das Donnerwetter ging weiter: „lveg mit der
weißen lllarmorplatte! Und wieder 'runter vom Speicher die
schwarze!" So dröhnte das Kommando des Herrn. — Sofort
mußten Fachleute herbei, die seinen willen schleunigst erfüllten.
Lrst nachdem alles in Grdnung war, schmunzelte der Gewaltige
wieder vergnügt und das Stubenmädchen durfte es nochmals wagen
zu sagen: „Geln S', Herr Komnierzicnrat, ein weißer Kamm wär'
doch billiger gewesen?"
S. Th. iimiccPer«5olIn.
Heil u ii fl.
„Ich sage Ihnen, dieser Badegast konnte keinen Trvpfcn Bier
vertragen als er hier ankam, so schlecht war's mit seinem Magen
bestellt; heute nach drei Monaten trinkt er schon zum Frühschoppen
seine drei Maß!" - - „So vorzüglich sind die Quellen?" — „Nee. . .
's Bier!"
üc£) Ke-nru eireeru ccl-ten. ^$c^u.5ter;
3?er ein, a.l-tes
tpVinrv .ste^'t ein. <xl+ev*5a,lbo,
einem-ver^fvlbteru3laif.
Kamen, xunjbj)rnAere»,
«5cf>w.ib w-urSefu
X?er*<_TctJ.b o «n-S Ser
_SVe wu-rServ. Tn- i ~tScemmen, .
Es isf, aCr vwal-re kr>Vame,
B®im So J) fs ett irvSte.tr\.r
J^aLStnjjL^s Wu^sc^ere^oe+en,
,llre.y4erSlicjj«,r Xctm e Seir\^! —
Zf. ^pauxcr
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Der Herr Kommerzienrat Pimperl ist ein wichtiger Mann, ein
gescheiter Mann, ein Mann der Zeit und ein schwerer Mann. Er
hat's und kann sich's leisten — nämlich jeden Abend eine gute
Flasche wein. In Gesellschaft von freunden werden es auch
mehrere. Aber oftmals, wenn er sich am anderen Morgen erhob,
— er mochte seine Augen reiben, wie er wollte — fand er doch,
hin und her tappend, auf seinem schwarzmarmornen lvaschtisch einen
gar wichtigen Gegenstand nicht, nämlich seinen alten, schon ziemlich
zahnlückigen, schwarzen Kamm. —
Das war ärgerlich, denn das lange Tappen und Tasten ver-
ursachte Zeitverlust. Ls wurde der Morgenkaffee kalt, der Kurs-
zettel war oft nur flüchtig gelesen oder der sonst so pünktliche Herr
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Und eines Tages machte er mit solchem Mißstand Schluß und befahl,
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So ist nun alles in schönster Grdnung. Den nächsten Morgen
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was aber sieht er im Spiegel? — Steht nicht das Stuben-
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ständliches vor sich hin, dann poltert er, wie gewohnt, die Treppe
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rehabilitiert hatte. Das Mädchen legte den Kamm auf des Herrn
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lvie vorauszusehen war, befand Herr Pimperl sich in der alten
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Lrst nachdem alles in Grdnung war, schmunzelte der Gewaltige
wieder vergnügt und das Stubenmädchen durfte es nochmals wagen
zu sagen: „Geln S', Herr Komnierzicnrat, ein weißer Kamm wär'
doch billiger gewesen?"
S. Th. iimiccPer«5olIn.
Heil u ii fl.
„Ich sage Ihnen, dieser Badegast konnte keinen Trvpfcn Bier
vertragen als er hier ankam, so schlecht war's mit seinem Magen
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Unsterblichkeit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 156.1922, Nr. 4001, S. 111
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg