g'hockt. Mia der Postkaschper daherg'fahren is kemma und blasen
hat, hat der Zigeteinervatta die Ross' ang'hebt und hat g'sagt:
„Bitt' schö', aussteig'nl" hat er g'sagt; so a Blasengerl kinna mir
grad brauch« I" Und er hat den Postkaschper vom Bock runter-
'zog'n. Die Ross' aber mit 'n wag'n san alloani weitertrabt auf
Dirndlgernham eina.
So was is z' Dirndlgernham auf 'n Jahrmarkt oafach no' gar
nia net dag'wesenl A Tanzbär oder an' Aff' is nix B'sunders, a
Schlangamcnsch oder a Madl am Drahtseil will aa' net viel hoaß'n
und an' Unschlittkerz'n hat der Schuaster-Venturi") aa' g'freffen,
wannst eahm a Maß zahlt hast. Aber an Lngerl, wia s' in der
Kirch'n drinna war'n, aber koa' gipsans oder hulzans,ll 12) sondern
a leibhastig's lebendig's Lngerl, mei' Liaber, so was hast z' Dirndlgern-
Ham Überhaupts no' gar niemals net zum Sehgn kriagt. Und daß 's
ganz a richtiger Engel war, da hat's gar koan' Zweifi net geb'n:
Der Dradler hat ’n in d' Madl zwickt und der Kinshofer, wia der
Zigeteinervatta amal grad net herg'schaugt hat, hat 'n der Kins-
Hofer sogar bei die Flitscherl") packt und a wengl in d' pöh'
g'hebt wiar a Suxp'nhendl. „Grüaß di',") Kinshofer," hat der
Engel dabei g'sagt, daß eahm der ander' schier beinah' hätt' fall'n
lassen vor verwundernis. Der Frau Burgermoasterin hat erihra Lcib-
stückl vorblas'n und sie hat 'n dafür auf 'n Arm g'numma. ,,J'
bin der Postkaschper vo' Dirndlgernham", hat er ihr zuag'wisch-
xert, und die guat' Frau hätt 'n bei oan' kfaar nimmer derheb'n
kinna vor lauter Schreck«.
Mia die Dirndlgernhamer allzamm") so zua die Zigetciuer
g'loffen san, hat der Guggcn-Gori bcgreiflicherweis' an' Utordszurn
kriagt, weil eahm dös schöne G'schäft auskcnrmen is, und er hat
zum postmuckl g'sagt: „Spannst") was?" hat er zu eahm g'sagt;
„dersell' Engel, moan' i', blast auf deiner Trumpet'n." Nacha is
er zum Bürgernroaster und zuin Posthalter und zum Schandari")
is er aa', und 'n Kinshofer und 'n Bader und 'n Seilerwastl hat
er rebellisch g'macht, daß dös a Deifisfpuck") war' mit dcmselbigen
Engel. Auf d' letzt' hat er no' der Schuastcrkathl und der Bruck-
zollwab'n ei'g'hoazt ") und hat g'sagt, ob f denn ganz mit der
Blindheit g'schlagen wär'n, wo doch a jeder Lhristenmensch ei'sehg'n
müaßt, hat er gs'agt, daß der Engel nix anders net fei' kunnt'
als wia „ein Blendwerk der kfölle".
's hat gar it lang dauert, da Ham die Dirndlgernhamer
alle die Köpf' z'ammg'steckt und selm dem Perm Bezirksanitniann
vo' Gnrüatlikofen is was z' Ghren kommen. Der hat a strenge
Untersuachung ang'ordnet. Die Zigeteiner san g'stampert"") warn,
dös kloa' Engerl aber hat der Schandari in Pfarrhof trag',,
müasscn. Der Pfarrer hat a lang's verhör damit ang'stellt und
die Leut' fan derweil ganz schwarz heraußt g'standcn vorm
Pfarrhof und Ham paßt, wia die G'schicht no' nausgeht. Aber
sie Ham nix anders net hör'n und sehg'n kinna, als daß die Pfar-
rerschwester und der Mesner und die Pfarrerköchin an etlimal
auf 'n Jahrmarkt «über san und jcdsmal rote und blaue und
graue Luftballon z'ruckbracht Ham. Erscht am Abend, die Sunna
war scho' nah' am Untergeh' und der ganze pimmi is rot und
guldan g'west, da is die Tür aufganga und der Pfarrer is
außerkemmen. „Rinder," hat er g'sagt und hat frcundli' g'lacht,
„es is do' an Engerl I" Und er hat die ganz'G'schicht' verzählt
vom Postkaschper, den 's ja do' alle kennt Ham, und wiar er in
pimmi kemmen und an Engerl worn is, wiar er's mit 'n Fliag'n
halt gar it recht g'habt hat2') und was eahm all's passiert is,
seitdem er auf dös kloa' Wölkei abig'sprunga is. Da hätt'st die
Freud' sehg'n soll'n vo' die guaten Dirndlgernhamer! „Vivat
hoch", Ham s' g'schrie'n und der Postkaschper is von oan' Arm zum
andern ganga und hat verzähl'n müssten, wia's im pimmi drinna
ausschaugt, und hat allaweil wieder seine schönsten Stückln vor-
blasen müassen. Auf d'letzt aber hat der perr Pfarrer g'sagt:
„So," hat er g'sagt, „jetzt' is 's gnua. Jetz' mollma82) den,
Postkaschper wieder in ksimmi naushelfen, wo er hi'g'hört." Er
hat dem Mesner g'wunken, der hat Stuck a Dutzad graue und
blaue und rote Luftballon dahergebracht, der Pfarrer selber hat
den kloan' Postkaschper auf 'n Arm g'numma und so san s' mit-
anand auf ’u Kirchturm aufig'stiag'n. Mia s' ganz drob'n g'wcsen
san, hat der Pfarrer a halb s
Dutzad vo' dene kloan' Luftbal-
lon' dem Raschper unter die Ar-
merln bunden; nacha hat er dös
kloa' Turmfensterl aufg'macht
und hat g'sagt: „pfüadigott,23)
Postkaschper," hat er g'sagt,
„glückliche Roas', kimm guat
hoam und tua mir den liab'n
perrgod und die peilinga alle
mitanand' schö' grüaß'n vo' die
Dirndlgernhamer!" Er hat eahm
no' an' kloan' Duxfer2^) geb'n und
hat g'sagt: „Maikäfer, stiag'",
und der Postkaschper is beim
Kirchturmfenstcr 'naus und durch
den Abendsunnaschei' in blauen
ksimmi 'naufg'stog'n. Die Dirndl"
gernhammer Ham eahm nach!-
ll) Bonaoentura, 12) hölzernes, 13) Flügel, u) grüß' di' Gott, 1B) alle zusammen, allesamt, merkst du was? 17) Schandarm, 18) Teufelsspuk, 19) eingeheizt,
warm gemacht, 20) ausgewiesen, 31) zum Fliegen keinen besonderen Eifer gehabt, wollen wir, behüte dich Gott, 24) Anstoß.
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hat, hat der Zigeteinervatta die Ross' ang'hebt und hat g'sagt:
„Bitt' schö', aussteig'nl" hat er g'sagt; so a Blasengerl kinna mir
grad brauch« I" Und er hat den Postkaschper vom Bock runter-
'zog'n. Die Ross' aber mit 'n wag'n san alloani weitertrabt auf
Dirndlgernham eina.
So was is z' Dirndlgernham auf 'n Jahrmarkt oafach no' gar
nia net dag'wesenl A Tanzbär oder an' Aff' is nix B'sunders, a
Schlangamcnsch oder a Madl am Drahtseil will aa' net viel hoaß'n
und an' Unschlittkerz'n hat der Schuaster-Venturi") aa' g'freffen,
wannst eahm a Maß zahlt hast. Aber an Lngerl, wia s' in der
Kirch'n drinna war'n, aber koa' gipsans oder hulzans,ll 12) sondern
a leibhastig's lebendig's Lngerl, mei' Liaber, so was hast z' Dirndlgern-
Ham Überhaupts no' gar niemals net zum Sehgn kriagt. Und daß 's
ganz a richtiger Engel war, da hat's gar koan' Zweifi net geb'n:
Der Dradler hat ’n in d' Madl zwickt und der Kinshofer, wia der
Zigeteinervatta amal grad net herg'schaugt hat, hat 'n der Kins-
Hofer sogar bei die Flitscherl") packt und a wengl in d' pöh'
g'hebt wiar a Suxp'nhendl. „Grüaß di',") Kinshofer," hat der
Engel dabei g'sagt, daß eahm der ander' schier beinah' hätt' fall'n
lassen vor verwundernis. Der Frau Burgermoasterin hat erihra Lcib-
stückl vorblas'n und sie hat 'n dafür auf 'n Arm g'numma. ,,J'
bin der Postkaschper vo' Dirndlgernham", hat er ihr zuag'wisch-
xert, und die guat' Frau hätt 'n bei oan' kfaar nimmer derheb'n
kinna vor lauter Schreck«.
Mia die Dirndlgernhamer allzamm") so zua die Zigetciuer
g'loffen san, hat der Guggcn-Gori bcgreiflicherweis' an' Utordszurn
kriagt, weil eahm dös schöne G'schäft auskcnrmen is, und er hat
zum postmuckl g'sagt: „Spannst") was?" hat er zu eahm g'sagt;
„dersell' Engel, moan' i', blast auf deiner Trumpet'n." Nacha is
er zum Bürgernroaster und zuin Posthalter und zum Schandari")
is er aa', und 'n Kinshofer und 'n Bader und 'n Seilerwastl hat
er rebellisch g'macht, daß dös a Deifisfpuck") war' mit dcmselbigen
Engel. Auf d' letzt' hat er no' der Schuastcrkathl und der Bruck-
zollwab'n ei'g'hoazt ") und hat g'sagt, ob f denn ganz mit der
Blindheit g'schlagen wär'n, wo doch a jeder Lhristenmensch ei'sehg'n
müaßt, hat er gs'agt, daß der Engel nix anders net fei' kunnt'
als wia „ein Blendwerk der kfölle".
's hat gar it lang dauert, da Ham die Dirndlgernhamer
alle die Köpf' z'ammg'steckt und selm dem Perm Bezirksanitniann
vo' Gnrüatlikofen is was z' Ghren kommen. Der hat a strenge
Untersuachung ang'ordnet. Die Zigeteiner san g'stampert"") warn,
dös kloa' Engerl aber hat der Schandari in Pfarrhof trag',,
müasscn. Der Pfarrer hat a lang's verhör damit ang'stellt und
die Leut' fan derweil ganz schwarz heraußt g'standcn vorm
Pfarrhof und Ham paßt, wia die G'schicht no' nausgeht. Aber
sie Ham nix anders net hör'n und sehg'n kinna, als daß die Pfar-
rerschwester und der Mesner und die Pfarrerköchin an etlimal
auf 'n Jahrmarkt «über san und jcdsmal rote und blaue und
graue Luftballon z'ruckbracht Ham. Erscht am Abend, die Sunna
war scho' nah' am Untergeh' und der ganze pimmi is rot und
guldan g'west, da is die Tür aufganga und der Pfarrer is
außerkemmen. „Rinder," hat er g'sagt und hat frcundli' g'lacht,
„es is do' an Engerl I" Und er hat die ganz'G'schicht' verzählt
vom Postkaschper, den 's ja do' alle kennt Ham, und wiar er in
pimmi kemmen und an Engerl worn is, wiar er's mit 'n Fliag'n
halt gar it recht g'habt hat2') und was eahm all's passiert is,
seitdem er auf dös kloa' Wölkei abig'sprunga is. Da hätt'st die
Freud' sehg'n soll'n vo' die guaten Dirndlgernhamer! „Vivat
hoch", Ham s' g'schrie'n und der Postkaschper is von oan' Arm zum
andern ganga und hat verzähl'n müssten, wia's im pimmi drinna
ausschaugt, und hat allaweil wieder seine schönsten Stückln vor-
blasen müassen. Auf d'letzt aber hat der perr Pfarrer g'sagt:
„So," hat er g'sagt, „jetzt' is 's gnua. Jetz' mollma82) den,
Postkaschper wieder in ksimmi naushelfen, wo er hi'g'hört." Er
hat dem Mesner g'wunken, der hat Stuck a Dutzad graue und
blaue und rote Luftballon dahergebracht, der Pfarrer selber hat
den kloan' Postkaschper auf 'n Arm g'numma und so san s' mit-
anand auf ’u Kirchturm aufig'stiag'n. Mia s' ganz drob'n g'wcsen
san, hat der Pfarrer a halb s
Dutzad vo' dene kloan' Luftbal-
lon' dem Raschper unter die Ar-
merln bunden; nacha hat er dös
kloa' Turmfensterl aufg'macht
und hat g'sagt: „pfüadigott,23)
Postkaschper," hat er g'sagt,
„glückliche Roas', kimm guat
hoam und tua mir den liab'n
perrgod und die peilinga alle
mitanand' schö' grüaß'n vo' die
Dirndlgernhamer!" Er hat eahm
no' an' kloan' Duxfer2^) geb'n und
hat g'sagt: „Maikäfer, stiag'",
und der Postkaschper is beim
Kirchturmfenstcr 'naus und durch
den Abendsunnaschei' in blauen
ksimmi 'naufg'stog'n. Die Dirndl"
gernhammer Ham eahm nach!-
ll) Bonaoentura, 12) hölzernes, 13) Flügel, u) grüß' di' Gott, 1B) alle zusammen, allesamt, merkst du was? 17) Schandarm, 18) Teufelsspuk, 19) eingeheizt,
warm gemacht, 20) ausgewiesen, 31) zum Fliegen keinen besonderen Eifer gehabt, wollen wir, behüte dich Gott, 24) Anstoß.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wia der Postkaschper vo' Dirndlgernham zum zwoatenmal auf d' Welt kemmen is"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 157.1922, Nr. 4016, S. 20
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg